Johanniter verfügen jetzt über einen einsatzbereiten Mantrailer

Rettungshund Eildon ist der erste Mantrailer der Johanniter-Unfall-Hilfe für das Land Niedersachsen

Ahrbergen. Rettungshund Eildon absolvierte am 7. März mit seiner Hundeführerin Uta Kielau aus dem Johanniter-Ortsverband Salzhausen erfolgreich die Einsatzüberprüfung bei der Diensthundeführerschule der Landespolizei Niedersachsen in Ahrbergen. Eildon ist damit der erste einsatzüberprüfte Mantrailer-Spürhund der Johanniter-Unfall-Hilfe in Niedersachsen.

Anders als bei den Flächen- und Trümmersuchhunden ist bei Mantrailer-Hunden zusätzlich zur alle 18 Monate abzulegenden Rettungshundeprüfung eine Sichtung und Einsatzüberprüfung an der Diensthundeführerschule der niedersächsischen Polizei erforderlich. Erst danach darf ein Mantrailer in Niedersachsen für die Suche nach vermissten Personen eingesetzt werden. Hierfür trafen sich am vergangenen Dienstag Uta Kielau mit dem Bloodhound Eildon, ihre Staffelleiterin Anja Lütchens und der Fachberater Rettungshundewesen des Landesverbands Niedersachsen/Bremen, Lutz Fricke, in der Diensthundeführerschule in Ahrbergen.

Beim Mantrailing verfolgt der Rettungshund den Individualgeruch eines Vermissten. Je nach Witterungsbedingungen können die feinen Hundenasen eine menschliche Spur auch nach 48 Stunden noch erfassen, denn jeder Mensch verliert pro Minute etwa 40.000 winzige Hautschuppen. Wind und Regen, Verwirbelungen durch Straßenverkehr oder Ansammlungen von zahlreichen Gerüchen wie auf einem belebten Marktplatz machen der Spürnase die Arbeit schwer. „Die schnelle Alarmierung der Mantrailer ist deshalb entscheidend für eine erfolgreiche Suche“, erläutert Fricke. „Damit die Rettungshunde die Spur aufnehmen können, schnuppern sie an persönlichen Gegenständen wie einer Haarbürste, einer Zahnbürste oder getragener Kleidung.“

An dem Ort, an dem die vermisste Person zuletzt gesehen worden ist, beginnt die Suche. Der Hund sucht dort nach der Geruchsspur und verfolgt diese konzentriert. „Ein Rettungshundeführer muss die Zeichen seines Hundes genau lesen können“, erklärt Fricke. „Über die fünf bis 15 Meter lange Leine ist das Hund-Mensch-Team miteinander verbunden.“ Durch Bellen oder Vorsitzen zeigt der Spürhund seinem Hundeführer an, dass er die vermisste Person gefunden hat und identifiziert diese auch in einer Gruppe von Menschen.

Bei der Einsatzüberprüfung durch die Polizei in Ahrbergen musste Eildon der Geruchsspur einer Person folgen, die bereits mehr als 24 Stunden zuvor gelegt worden war. Nachdem der Bloodhound die Geruchsspur an ihrem Abgangsort aufgenommen hatte, führte er Uta Kielau und die ihn begleitenden Polizeibeamten an den Zielort, an dem die Geruchsspur endete. Eine große Herausforderung, denn er musste diesen Einzelgeruch unter den zahlreichen anderen menschlichen und tierischen Gerüchen ausfindig machen und legte dabei eine rund 2,5 Kilometer lange Strecke zurück.

Die durch das eingespielte Mensch-Hund-Team Eildon/Kielau gezeigte Leistung überzeugte die fachkundigen Polizeibeamten, sodass ihnen – mit der Aufnahme in die Einsatzmittelliste der Polizei Niedersachsen – auch die Einsatzfähigkeit für die Suche nach vermissten Personen im Land Niedersachsen bestätigt wurde.

„Eine Mantrailer-Überprüfung ist von der Organisation her auch für die Polizei sehr aufwendig“, berichtet Fricke. Mit dem Ergebnis ist er jedoch mehr als zufrieden: „Es war eine tolle Einsatzüberprüfung, auch wenn die Witterungsbedingungen nicht einfach waren. Ich bin froh und stolz, dass wir jetzt unser erstes durch Prüfung zertifiziertes und durch die Polizei einsatzüberprüftes und damit einsatzbereites Mantrailer-Team in Niedersachsen haben. Danken möchte ich aber auch den beteiligten Polizeibeamten für die Durchführung dieser Einsatzüberprüfung.“

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So funktioniert die Arbeit mit Mantrailer-Spürhunden: Mantrailer-Spürhunde, die auch als Personenspürhunde bezeichnet werden – sofern es sich um Diensthunde der Polizei handelt – arbeiten anders als Flächen- oder Trümmersuchhunde, die in der jeweiligen Einsatzsituation nach dem unspezifischen Geruch eines lebenden Menschen suchen und diesen dann zumeist durch Verbellen anzeigen. Mantrailer suchen nach dem spezifischen Geruch eines bestimmten Menschen. Hierzu wird diesen Hunden der Geruch genau dieser Person zum Riechen präsentiert. Soweit es ihnen möglich ist, die Geruchsspur (Trail) dieses Menschen aufzunehmen, sind sie im besten Fall in der Lage diese Spur bis zu ihrem Ende, dem Aufenthaltsort des Vermissten, zu verfolgen. Dabei werden sie an der langen Leine ihres Hundeführers geführt.

Dies ist sogar möglich, wenn die Person über längere Zeit vermisst wird und auch dann, wenn sie mit dem Fahrrad oder Auto unterwegs war. Die Suche kann allerdings nur dann erfolgreich sein, wenn Hund und Mensch im absoluten Zusammenspiel agieren. Der Mensch muss lernen, auf die Nase seines Hundes zu vertrauen, seinen Hund zu lesen, dessen Körperhaltung zu deuten und ihn bei der Arbeit so wenig wie möglich zu beeinflussen.

„Eine besondere Effizienz entwickeln die Mantrailer in der Rettungshundearbeit im Zusammenspiel mit den Flächensuchhunden“, erklärt Fricke. „Während der Mantrailer zum Beispiel die Richtung ’sichtbar‘ macht, in die sich der Vermisste begeben hat oder an einem Witterungspool anlangt, in dem sich der Vermisste mutmaßlich aufhält, können die Flächensuchhunde dann in kurzer Zeit große Flächen sicher absuchen. Im Zusammenspiel können sie so zum Auffinden des Vermissten beitragen, noch bevor der Mantrailer die Geruchsspur bis zu ihrem vollständigen Ende ausgearbeitet hätte.“

Da der Einsatz von Rettungshunden in Niedersachsen erlassmäßig geregelt und mit einem Kooperationsvertrag zwischen dem Landesverband Niedersachsen/Bremen und dem Niedersächsischen Innenministerium vereinbart ist, wurde zwischen den Fachberatern Rettungshundewesen beider beteiligter Landesverbände, Alexandra Busemann (Landesverband Nord) und Lutz Fricke (Landesverband Niedersachsen/Bremen) eine beidseitig abgestimmte Vereinbarung zum Einsatz des Mantrailers aus dem Landesverband Nord im Bereich des Landesverbands Niedersachsen/Bremen erarbeitet.

Für Einsatzorte die sich auf dem Gebiet des Landesverbands Niedersachsen/Bremen befinden, erfolgt die Übernahme der Einsatzleitung und Durchführung weitergehender Maßnahmen durch und in Zusammenarbeit mit der örtlich zuständigen Rettungshundestaffel des jeweiligen Regionalverbands.

„Ich freue mich persönlich sehr, dass wir über die Landesverbandsgrenzen hinweg sehr schnell zu einer einvernehmlichen und praktikablen Verfahrensweise gelangt sind, die von der zeitnah erfolgten und erfolgreich abgeschlossenen Einsatzüberprüfung durch die Polizei in Ahrbergen gekrönt wurde,“ sagt Fachberater Fricke.

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