Der dritte Streich: Sportler helfen Sportlern auch in 2016

Barsinghausen. Die Kids und der Sportverein – das passt! Zweifellos nicht nur im Allgemeinen, sondern auch im Speziellen. Letzteres meint die Förderung von nachhaltigen Sportprojekten in den Barsinghäuser Grundschulen einerseits sowie die Hilfsmaßnahme für den TSV Kirchdorf andererseits. Beides hat sich das Barsinghäuser Benefiz-Event „Sportler für Sportler“ auf die Fahne geschrieben, das in diesem Jahr seine dritte Auflage feiert.

Von Erk Bratke

Paten der karitativen Veranstaltung sind einmal mehr der Handballverein Barsinghausen (HVB) und der 1. FC Germania Egestorf/Langreder. Schon zweimal traten die Leistungsriegen der beiden Clubs gegeneinander an, um sich je eine Halbzeit lang in der jeweiligen Sportart des Kontrahenten zu messen. Neben dem Spaß bei der Sache „Handball gegen Fußball“ stand stets der Benefiz-Charakter im Blickpunkt. Eintrittsgelder sowie große und kleine Spenden ergaben stattliche Summen, mit denen dann diverse Projekte gefördert werden konnten.

Die Cheforganisatoren: Jan Baßler (links) und Gerd Köhler informierten über „Sportler für Sportler 2016“.
Die Cheforganisatoren: Jan Baßler (links) und Gerd Köhler informierten über „Sportler für Sportler 2016“.

Sportler, denen es vermeintlich besser geht, unterstützen Sportler, um die es eben nicht so gut bestellt ist – das ist die Devise, die durch die beiden Cheforganisatoren Gerd Köhler (HVB) und Jan Baßler (Germania) erstmals im Jahr 2014 auf den Weg geschickt wurde. Mit Erfolg, denn nach der Erstauflage profitierten der Calenberger Canoe Club (CCC) und der Kinder- und Jugendcircus Barsinghausen (KiJuCiBa) mit jeweils 700 Euro von dem Erlös. Ein Jahr später betrug die generierte Summe gar 3000 Euro, die gedrittelt wurde. Somit freuten sich die TGW-Mädchengruppe des TSV Kirchdorf, die Kunstradfahrer des RV Victoria Stemmen und der Förderverein des AGS-Lehrschwimmbeckens über jeweils 1000 Euro.

Jetzt steht „Sportler für Sportler 2016“ fest – sowohl der Termin als auch die begünstigten Institutionen. Bereits im Vorfeld einer Pressekonferenz hatten sich Köhler und Baßler mit den Sponsoren des Vorjahres zusammengesetzt, um die diesjährige Auswahl zu treffen. Veranstaltungstermin der dritten Auflage in der Barsinghäuser Glück-Auf-Halle ist der 20. Dezember.

Zum Programm: Der Dienstagabend beginnt um 18.30 Uhr (Einlass 18 Uhr) mit einer halbstündigen Vorstellung eines Sportprojekts zweier örtlicher Grundschulen. 40 bis 50 Sport-AG-Kinder werden ein Bewegungsmodell abliefern – „inklusive Liedvortrag“, blickte Köhler voraus. Es folgt ein Überraschungs-Showact und die Übergabe der Spenden an die Begünstigten. Ab 19.30 Uhr schließt sich sich dann das launige Spektakel an, bei dem sich Oberliga-Handballer und Regionalliga-Fußballer im sportlichen Wettstreit gegenüberstehen. Der Eintritt kostet für Erwachsene vier Euro; Jugendliche zahlen zwei Euro (Kinder frei).

Ehe die beiden Organisatoren die Entscheidung der Auswahl und dazugehörige Hintergründe verdeutlichten, räumten sie mit einer möglichen Veranstaltungsveränderung auf. „Wir haben uns gleich nach der 2015er Ausgabe gefragt, ob der sportliche Vergleich reformierungsbedürftig sei. Den Gedanken haben wir aber schnell verworfen“, sagten Köhler und Baßler unisono.

Dass ein Teil des diesjährigen Erlöses zu Gunsten des TSV Kirchdorf gegen die drohende Insolvenz eingesetzt werde, war keine Überraschung. Diese Variante war bereits auf der richtungsweisenden Mitgliederversammlung der Kirchdorfer ins Spiel gebracht worden (DJ berichtete). Das sei doch ein klassischer Fall, so Köhler. Wenn Sportler um ihre Existenz fürchten müssen, dann sei der Benefiz-Charakter doch geradezu angebracht“, meinte Baßler. Gegen etwaige negative Stimmen wolle man das „Kirchturmdenken aufbrechen“, ergänzte Köhler.

Erneutes Engagement: Die Sponsoren des Vorjahres wollen auch die Neuauflage des Benefiz-Events „Sportler für Sportler“ unterstützen.   Fotos: Bratke
Erneutes Engagement: Die Sponsoren des Vorjahres wollen auch die Neuauflage des Benefiz-Events „Sportler für Sportler“ unterstützen. Fotos: Bratke

Der zweite Teil des Erlöses soll zur Förderung von nachhaltigen Sportprojekten in den Barsinghäuser Grundschulen im Jahr 2017 eingesetzt werden. Konkret heißt dies, dass den Schulen die Möglichkeit gegeben werden soll, qualitativ hochwertige Projekte mit externen Referenten durchzuführen. Als ehemaliger Lehrer weiß Gerd Köhler zweifellos, wovon er spricht. „Nein, der heutige Sportunterricht ist nicht schlecht. Er hat aber noch viel Luft nach oben.“ Basis dazu sei das Motto „Fördern durch Fordern“. Intensiver und abwechslungsreicher solle der Sportunterricht sein, um zahlreiche Defizite abzubauen.

Bekanntermaßen leiden immer mehr Kinder in einer bewegungsarmen, geradezu bewegungsfeindlichen Kindheit unter ihrem individuell nicht genügend entwickelten und ausgereiften Wahrnehmungssystem. Köhler: „Sie sind unkonzentriert und nicht in der Lage, ihre auditiven, visuellen und taktilen Wahrnehmungen zu verarbeiten und situationsangemessene Entscheidungen zu treffen. Mit stetig angepassten und erweiterten Bewegungsprogrammen könnten Schulen diesen Entwicklungsdefiziten entgegenwirken. Vor diesem Hintergrund sei für Kids eine regelmäßige Teilnahme am Schul-, aber auch am Vereinssport doppelt wichtig. „Es kann doch nicht sein, dass sich Jugendliche schon mit Rückenbeschwerden oder Herz-Kreislauf-Problemen herumschlagen müssen, so Köhler.

Rund ein Dutzend Beispiele hatte Köhler parat, die sowohl in der Schule im Sportunterricht oder in den Pausen als auch an schulfremden Orten (Schlittschuhlaufen, Inliner) durchgeführt werden könnten. „Neumodischer Kram“ wie Barfußsport oder Life Kinetik (kann man durchaus googeln) sei genauso angebracht wie die heutzutage oft fehlende leichtathletische Grundausbildung, erste Turnübungen und Wassergewöhnung. Köhler: „Zwischen gut strukturierter Bewegungsförderung und erfolgreicher schulischer Leistungsentwicklung gibt es einen nachgewiesenen sinnhaften Zusammenhang.“ Externe Fachleute liefern die Kompetenz dazu, was gleichwohl eine Multiplikatorenwirkung auf Lehrerkollegen mit sich bringen könnte.

Derartige Projekte von Barsinghäuser Grundschulen sollen je nach Spendenaufkommen mit bis zu 300 Euro je Schule bezuschusst werden. Köhler: „Die Schulen melden den jeweiligen Bedarf für ihre Projekte durch die Sport-Fachkonferenzleiter mit dem Antragsformular an und weisen die Durchführung nach.“ Die eigenen Projekte von HVB (Handball-AG) und Germania (Fußball-AG) sei freilich von der Förderung ausgenommen, ergänzte Jan Baßler.

Fazit: Die Euros für die Bewegungsförderung von Kindern einerseits sowie andererseits die Unterstützung einer sozialen Gemeinschaft – in diesem Fall im Sportverein – dürften gut eingesetzt sein. „Sportler für Sportler“ macht’s möglich.

Zum Thema

In welcher Höhe der Zuschuss für den TSV Kirchdorf durch das Event „Sportler für Sportler“ ausfällt, steht freilich noch in den Sternen. Indes ist Berthold Kuban, TSV-Mitglied und Rechtsanwalt, nach wie vor damit beschäftigt, Fakten zu schaffen – im Sinne des Turn- und Sportvereins und seinem Fortbestand. Aktueller Stand: „Die Zusagen aller Gläubiger zu unserem eingeschlagenen Weg liegen mittlerweile vor“, teilte Kuban auf Nachfrage vom DEISTER JOURNAL mit.

Zusagen erhalten: Rechtsanwalt Berthold Kuban.   Foto: Bratke
Zusagen erhalten: Rechtsanwalt Berthold Kuban. Foto: Bratke

Mittlerweile sei die 50.000er Grenze an Zuwendungen auf dem Spendenkonto „Rettung“ überschritten. Allerdings seien rund 60.000 Euro nötig, um alle Gläubiger bedienen zu können. Mit den Gläubigern habe der Rechtsanwalt eine sogenannte Deadline vereinbart. „Bis Ende Januar 2017 müssen wir die abgesprochenen Forderungen beglichen haben“, teilte Kuban mit.

Derzeit arbeite der TSV-Vorstand an einem Informationsschreiben, dass in Kürze an alle Mitglieder des Vereins gehen soll. Darin soll über den aktuellen Sachstand informiert werden. Darüber hinaus werde auch nochmals der Sinn und Zweck des beschlossenen Sonderbeitrags verdeutlicht. „Nochmal ganz deutlich: Es ist ein einmaliger Beitrag“, betonte Kuban, und nicht wie vielfach angenommen eine alljährlich zu entrichtende Summe.

Freiwillige Spenden gehen auf folgendes Treuhandkonto bei der Stadtsparkasse Barsinghausen (Empfänger RA Berthold Kuban): IBAN-Nummer DE 35 2515 1270 0000 2165 49, BIC NOLADE21BAH, Verwendungszweck Rettungsaktion TSV Kirchdorf-Treuhandgeld-Spende.

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