TSV Egestorf plant Strukturveränderungen

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Egestorf. „Wir halten Sie in Bewegung“ – so lautet ein plakativer Werbeslogan des TSV Egestorf. Seit Jahren gehört der Turn- und Sportverein im zweitgrößten Barsinghäuser Ortsteil zu den sogenannten großen Clubs im Stadtgebiet und gilt nicht selten als Vorreiter moderner Vereinsgedanken und -strukturen – ein Hausbesuch.

Von Erk Bratke

Ein Alleinstellungsmerkmal ist die Jahreshauptversammlung, die bei den Egestorfern eigentlich gar nicht mehr so heißt. Das oberste Organ eines jeden Vereins findet beim TSV nämlich nur noch alle zwei Jahre statt. „Mir ist in der Region kein anderer Verein bekannt, der das so macht wie wir“, sagt der Vorsitzende Dr. Wolf-Kersten Baumann. Bereits seit mehreren Jahren handelt sein Club nach dieser Regel, die nach einer Satzungsänderung selbstverständlich auch beim Amtsgericht eingetragen ist.

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Chefs unter sich: RSB-Vorsitzender Joachim Brandt (links) überreichte den Zuschuss-Scheck für die Umrüstung auf moderne LED-Beleuchtung an Egestorfs Vereinsvorsitzenden Dr. Wolf-Kersten Baumann.

Gedacht war diese strukturelle Änderung vor allem zur Arbeitserleichterung für den Geschäftsführenden Vorstand (GeVo). Klar doch, das Ehrenamt hat genug zu tun. „Und dass zu den Hauptversammlung mit der Zeit immer weniger Mitglieder kommen, dürfte auch hinlänglich bekannt sein“, weiß der Egestorfer TSV-Chef, der dem Verein nun schon seit mehreren Dekaden vorsteht.

2015 ist sie wieder dran, die Hauptversammlung beim TSV Egestorf. Konkret gesagt am Freitag, 20. März, ab 19.30 Uhr im Vereinsheim an der Ammerke. Grund genug, um genau dort einen Hausbesuch abzustatten – mit dem Ziel, ein Resümee der vergangenen zwei Jahre zu ziehen, aber auch den Blick in die Zukunft zu werfen.

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Schreibtischarbeit: In der Geschäftsstelle plant TSV-Chef Baumann die Hauptversammlung am 20. März.

Ortstermin an der Ammerke an einem Montagmorgen. Auf der schneebedeckten Sportanlage herrscht überall Ruhe und Leere. Nicht mal von der benachbarten Ernst-Reuter-Grundschule schallen die sonst gewohnten Kinderstimmen. Kein Wunder, es sind kurze Zeugnisferien. Wir treffen Wolf-Kersten Baumann in der im Vereinsheim integrierten Geschäftsstelle an. Der Vorsitzende zeigt sogleich eine neue Errungenschaft des Clubs: LED-Beleuchtung.

Nur wenige Tage zuvor hatte der TSV Egestorf seinen Zuschuss für die Baumaßnahme aus dem Sportstättenfördertopf 2015 des Landessportbundes (LSB) beim Regionssportbund (RSB) Hannover abgeholt. Der Antrag mit dem Arbeitstitel „Umstellung in Vereinshalle und Vereinsheim auf LED-Beleuchtung“ belief sich auf knapp 7.000 Euro, der Zuschuss auf 2.000 Euro. Wer Dr. Baumann kennt, der weiß, dass die Baumaßnahme wie selbstverständlich schon abgeschlossen ist. „Alles schon erledigt. Jetzt sparen wir Stromkosten“, sagt er. Innovativ und nachhaltig.

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Kachelwand: Ohne Senioren läuft’s im Verein genauso wenig wie ohne Jugend.

Natürlich hat Baumann selbst mit angepackt – wie immer. Dass er so „manches Ding“ in den vergangenen Jahren – sagen wir mal – recht eigenmächtig, aber immer zum Wohle des Vereins durchgezogen hat, brachte ihm an Stammtischen den Spitznamen „J.R.“ ein. Ein eher liebevoll gemeinter Vergleich mit dem Ölmagnaten aus der einst so erfolgreichen TV-Serie „Dallas“. Der Vergleich hinkt natürlich, denn mit W.K. Baumann ist natürlich weitaus besser zurecht zu kommen als mit J.R. Ewing.

Zurück zur im März anstehenden Hauptversammlung und zunächst zu der Frage, was neben der genannten Baumaßnahme in der jüngsten Legislaturperiode außerdem an Investitionen getätigt worden ist? Baumann nennt die Anbringung neuer Deckenheizstrahler in der eigenen Vereinshalle. Notwendig geworden, weil die „Erstausstattung“ nach zwölf Jahren Rost angesetzt hatte und so nicht mehr wunschgemäß funktionierte. Mit Hilfe des Bürgerarbeiters (die Maßnahme lief jüngst nach dreijähriger Tätigkeit aus) und der finanziellen Unterstützung der Stadtsparkasse Barsinghausen konnte mit dem Klettergarten zudem ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gebracht werden.

Die Anschaffung eines Rasen-Roboters, der sich momentan natürlich in der Winterpause befindet, dokumentiert einmal mehr das fortschrittliche Denken beim TSV Egestorf. „Die Anschaffungskosten in Höhe von 14.000 Euro haben sich gelohnt“, bekräftigt Dr. Baumann. Als nicht lohnend eingestuft und deshalb verworfen, habe man dagegen die Aufschüttung eines Lärmschutzwalles hinter dem Soccer-Court in Richtung Wohngebiet. „Ein Gutachter bestätigte uns, dass sich ein solcher Schutzwall nur allzu wenig auf die gewünschte Dezibel-Zahl auswirken würde. Also sind wir den Plan nicht angegangen“, verdeutlicht der Vereinsvorsitzende.

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An der Schaltzentrale: Die TSV-Vereinshalle erhielt sowohl neue Deckenheizstrahler als auch LED-Leuchten. Fotos: Bratke

Dafür habe der TSV dafür gesorgt, dass das Sportgelände wieder abgeschlossen ist: Der Zaun hinter der Tribüne am A-Platz wurde instand gesetzt. Wer genau hinschaut, der stellt zudem Veränderungen an der Außenterrasse der Vereinsgaststätte „Fliege“ fest, wo eine neue Umzäunung sowie eine Sichtabtrennung zu den WC-Anlagen installiert worden ist.

Bei all den Arbeiten, die erledigt wurden, steht dem TSV Egestorf die größte Neuerung jedoch noch bevor. „Wir wollen und müssen unsere Vorstandstruktur verändern“, blickt Dr. Baumann voraus. Dafür gebe es vielerlei Gründe. Derzeit besteht der GeVo aus drei Personen, neben Bauman als Vorsitzenden mit seinen beiden Stellvertretern Karl-Heinz Tiemann und Uwe Rausch besetzt. Letztgenannter fungiert (mit kurzer Unterbrechung) seit über 25 Jahren als Schatzmeister und scheidet auf eigenen Wunsch bei der kommenden Hauptversammlung aus. Einen Nachfolger zu finden fällt schwer. Auch Baumann könnte sich einen Rückzug vorstellen: „Geht aber nicht, solange die Nachfolge nicht geklärt ist. Deshalb müssen wir neue Wege gehen.“

Diesen neuen Weg hat beispielsweise TSV Groß Munzel bereits beschritten, nachdem dort das Amt des Vorsitzenden lange Zeit vakant geblieben war. „Es gibt eine Mustersatzung vom Badischen Sportverband, der die Funktionärsebene neu gliedert“, erklärt Dr. Baumann (Infos unter www.rsbhannover.de / siehe Service-Download-Center). Kleinere Arbeitsgebiete, Verteilung auf mehrere Schultern sowie Ausgliederung von fachspezifischen Arbeitsabläufen. „Das ist ein Plus und wohl unumgänglich, wenn sich keine Nachfolger mehr finden lassen“, bekräftigt der TSV-Chef und weiß natürlich um den allgemeinen Rückgang des Ehrenamts, speziell in Mehrspartenvereinen wie dem TSV Egestorf.

Einen Schnellschuss soll es dabei selbstverständlich nicht geben. „Das will gut durchdacht sein und bedeutet intensive Vorbereitungsarbeit“, betont Baumann und schätzt diese auf ein gutes Jahr ein. Dann soll eine Außerordentliche Mitgliederversammlung über die Strukturveränderung entscheiden. Also wird sich der amtierende Vereinsvorsitzende am 20. März noch einmal zur Wahl stellen, genauso wie Stellvertreter Tiemann. Neben der Suche nach einer neuen „dritten Kraft“ im GeVo müssen die TSVer auch in Sachen „Clubhausbewirtung“ die Köpfe zusammenstecken. „Unsere Wirtin hört zum 31. Dezember dieses Jahres auf“, weiß Baumann.

Indes läuft die Arbeit in den insgesamt zehn Abteilungen des TSV Egestorf weitgehend rund. Hier und da ergeben sich Wechsel in den Spartenführungen, die aber nahezu geräuschlos vollzogen werden. Erst kürzlich trat Jens Teuscher die Nachfolge von Anja Klein bei den Leichtathleten des Vereins an. Möglich sei auch ein Wechsel im Tischtennis, wo Markus Becker als Nachfolger von Werner Wellhausen im Gespräch ist.

Mitgliederzahlen – ein leidiges Thema in der Vereinslandschaft. Der TSV Egestorf kann zu seiner Hauptversammlung bereits bereinigte Zahlen vorstellen. „Minus 60 zum 1. Januar 2015“, sagt Dr. Baumann, was die Egestorfer auf nunmehr 1.122 Mitglieder bringt. Immerhin konnte der enorme Abwärtstrend im Tennis gestoppt werden.

Mit Freude sieht der Vereinschef den Ehrungen anlässlich der Hauptversammlung entgegen. Etwa zehn Personen werden von LSB und RSB für langjährige Vorstandsarbeit mit Ehrennadeln bedacht. Dazu gesellen sich rund weitere zehn TSV-Mitglieder, die für Vereinstreue beziehungsweise besondere Verdienst geehrt werden sollen.

Bliebe abschließend noch ein Wort zu den internen Differenzen mit dem 1. FC Germania Egestorf/Langreder, die aktuell noch nicht aus der Welt geschaffen sind. Schuldzuweisungen liegen Baumann fern. Klar, es gehe ums Geld und da haben beide Seiten derzeit noch unterschiedliche Standpunkte. Aber zumindest sitze man wieder an einem Tisch. „Germania hat uns einen Vertragsentwurf vorgelegt, der die Nutzung des A-Platzes, Clubheim mit Kabinen und so weiter regelt. Das müssen wir noch besprechen“, sagt der TSV-Chef – Termin offen.

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