800 Jahre Egestorf: Volles Haus in der Fritz-Ahrberg-Halle

Egestorf. Das war ein Auftakt nach Maß: Zahlreiche Egestorferinnen und Egestorfer fanden sich am Sonntagvormittag ein, um im Gottesdienst und anschließend beim Neujahrsempfang in der benachbarten Fritz-Ahrberg-Halle zusammen mit vielen Gästen den offiziellen Start in das Jubiläumsjahr „800 Jahre Egestorf“ zu begehen. Dicht an dicht drängten sich die Teilnehmer in der Halle, sehr zur Freude der Organisatoren, die sich unisono über das große Interesse freuten. Mit Musik vom Musikzug der Ortswehr Egestorf, dem Männer- und Frauenchor Egestorf und dem Chor der Ernst-Reuter-Schule wurden die Gäste begrüßt. Auch das Mandolinen- und Gitarrenorchester trug zur musikalischen Unterhaltung bei.

Von Wolf Kasse

Sicherlich ist Egestorf schon älter als 800 Jahre, aber gesichert, nämlich durch eine Urkunde nachweisbar, feiert der zweitgrößte Stadtteil Barsinghausens 800 Jahre Entwicklungsgeschichte in diesem Jahr. Papst Innozenz III. bezeichnete in der Kalenbergischen Urkunde I.12 den Ort mit dem Namen „Hesdestorpe“. Mittels dieser Urkunde wurde dem Kloster Barsinghausen das Recht verliehen, den Zehnten vom Hedestorpe zu erheben. Über die Jahrhunderte hinweg entwickelte sich der heutige Name Egestorf.

Moderator: Klaus D. Richter führte durch den Neujahrsempfang. foto:kasse
Moderator: Klaus D. Richter führte durch den Neujahrsempfang. foto:kasse

Klaus D. Richter, Bürgermeister „a.D.“ – die Bezeichnung „Alt-Bürgermeister“ mag er gar nicht gerne – moderierte den Neujahrsempfang. Neben den Vertretern der zahlreichen Institutionen und Ortsvereine aus Egestorf begrüßte Richter namentlich einige „Urgesteine“ des politischen und gemeindlichen Lebens in Egestorf, darunter Henri Widdel, der nicht nur 36 Jahre lang Gemeinde- und Ortsbrandmeister in Egestorf war, sondern auch Ratsmitglied in der Gemeinde Egestorf und in der Gemeinde und Stadt Barsinghausen von 1964 bis 2006 – das sind stolze 42 Jahre. Erwin Struß war von 1968 bis 2006 ununterbrochen in der Ratsarbeit aktiv. Monika Scheibe, stellvertretende Bürgermeisterin, vertritt die Egestorfer Interessen ebenfalls schon viele Jahre im Rat.

Lobende Worte: Regionspräsident Hauke Jagau gratuliert den Egestorfern zum 800. Geburtstag ihres Ortes. foto:kasse
Lobende Worte: Regionspräsident Hauke Jagau gratuliert den Egestorfern zum 800. Geburtstag ihres Ortes. foto:kasse

Regionspräsident Hauke Jagau hatte es sich trotz Erkältung nicht nehmen lassen, den Einwohnern von Egestorf zum 800-jährigen Jubiläum zu gratulieren. „Das ist schon ein besonderes Ereignis, und ich finde, dass Sie die Vorbereitungen phantastisch gemacht haben“, sagte Jagau. Die neue Egestorfer Chronik legte er allen wärmstens ans Herz. Damit habe man ein spannendes Geschichtsbuch mit den unterschiedlichsten Facetten in Händen, das wirklich lesenswert sei. Jagau empfahl, dieses Buch auch im Schulunterricht einzusetzen. Auf dieses Buch könnten alle Egestorfer stolz sein, weil man daran auch sehe, dass Egestorf eine funktionierende dörfliche Gemeinschaft habe, so Jagau. Lob gab es vom Regionspräsidenten nicht nur für die Chronik, sondern auch für das Egestorfer Wappen. Die drei grünen Fichten würden einerseits aufzeigen, dass man hier dicht am Deister sei, also eine Verbundenheit zur Natur habe, dass man trotzdem aber auch durchaus wirtschaftlich aktiv sei. Die Säge, die eine Zwei-Mann-Säge sei, symbolisiere den Willen zur gemeinsamen Arbeit. Egestorf habe eine sehr spannende Geschichte, nicht zuletzt durch den Bergbau und die Forstwirtschaft.

Nachgebaut: Der Egestorfer Bahnhof stammt aus der Hobbywerkstatt von Klaus Hildebrandt. foto:kasse
Nachgebaut: Der Egestorfer Bahnhof stammt aus der Hobbywerkstatt von Klaus Hildebrandt. foto:kasse

Jagau ging auch auf das von Klaus Hildebrandt erstellte Modell der Ortschaft aus der Zeit um 1950 ein: „Was ich sehr spannend finde als Detail, das ist die Linie 10, die früher hier ja gefahren ist. Die wurde irgendwann in einem Anflug von Individualverkehrwahnsinn wieder eingestellt. Wir sind heute dabei, mit ganz ganz viel Geld und ganz viel Mühe, in den Bereich rund um Hannover herum die Stadtbahnnetze wieder auszubauen“. Aber immerhin sei Egestorf mit der S-Bahn ja auch ganz ordentlich an die Landeshauptstadt angebunden.

Dicht umlagert: Das Modell von Klaus Hildebrandt fand großen Anklang. foto:kasse
Dicht umlagert: Das Modell von Klaus Hildebrandt fand großen Anklang. Es zeigt Egestorf in der Zeit um 1950 im Maßstab 1:1000. foto:kasse

„Wenn man sich die Vielfalt in den Vereinen hier anschaut, muss man sich um die Zukunft des Ortes keine Sorgen machen“, stellte Hauke Jagau fest. Das Entscheidende sei, dass man tatsächlich zusammenkomme und das die Vielfalt auch angeboten werde. Das mache die Lebensqualität aus. Ohne die Vereinslandschaft wäre das Leben um vieles ärmer. „Bleiben Sie zusammen, kümmern Sie sich um ihren Ort, setzen Sie sich ein, dann wird es Ihnen auch weiterhin gut gehen und sie werden eine gute Entwicklung haben“, schloss Jagau seine Rede mit den besten Wünschen für ein schönes Jubiläumsjahr.

Bürgermeister Marc Lahmann: In Egestorf zeigt sich Zusammenhalt und Leistungsvermögen".
Bürgermeister Marc Lahmann: „In Egestorf zeigt sich Zusammenhalt und Leistungsvermögen“. foto:kasse

Bürgermeister Marc Lahmann sagte, dass Egestorf als zweitgrößter Stadtteil der Stadt Barsinghausen auf eine lebendige Geschichte zurückblicken könne. Barsinghausen sei eine Stadt mit langer Bergbautradition, und auch hier in Egestorf sei der industrielle Bergbau Mitte des 19. Jahrhunderts der Grundstein des wirtschaftlichen Aufschwungs gewesen. Vom Anschluss an die 1872 eröffnete Deister-Eisenbahnstrecke habe Egestorf damals profitiert und auch heute sei es die S-Bahn mit der direkten Anbindung an die Landeshauptstadt, die Egestorf als Wohnort so attraktiv mache. Der Stadtteil verfüge über eine vielfältige Vereinskultur, die das Leben der Ortsgemeinschaft bereichere.

Ein solches Jubiläum sei nicht nur ein Grund zum Feiern, sondern es gebe auch Gelegenheit, sich mit der Heimatgeschichte auseinanderzusetzen. Für die Entwicklung eines Dorfes sei heute wie vor 800 Jahren entscheidend, ob und wie man die Herausforderung der jeweiligen Zeit annehme – und hier sei Egestorf gut aufgestellt, so Lahmann. Dass das 800-jährige Ortsjubiläum in diesem Jahr gefeiert werden könne, sei der Verdienst einer funktionierenden Dorfgemeinschaft. Vereine, Institutionen, Kirche und andere Einwohnergruppen hätten in zahlreiche Sitzungen diskutiert, geplant und vorbereitet. Einwohner aller Altersgruppen machten mit. Entstanden seien verschiedene Modellbauten, eine Festschrift, eine Chronik und vieles andere mehr. „Im Namen der Stadt Barsinghausen spreche ich allen Mitwirkenden meinen Dank und meine Anerkennung aus“, sagte der Verwaltungschef. Hier zeige sich der Zusammenhalt und das Leistungsvermögen dieser Egestorfer Gemeinschaft, und darauf „können Sie alle sehr stolz sein“.

Superintendentin Antje Marklein:
Superintendentin Antje Marklein: „Schauen Sie hoffnungsfroh in die Zukunft!“ foto:kasse

Im Namen des Kirchenkreises Ronnenberg beglückwünschte Superintendentin Antje Marklein die Egestorferinnen und Egestorfer zu ihrem Ortsjubiläum. Sie sprach von einem „großen Geschenk“, dass das Festkomitee allen Einwohnerinnen und Einwohnern bereite: „Ihre Arbeit kommt nun denen zu Gute, die in diesem Festjahr mitfeiern werden“, lobte sie das Engagement der Ehrenamtlichen. Besonders beeindruckt und gefreut habe es sie, dass das Fest mit einem Gottesdienst zum Auftakt begonnen wurde. „Sie sind eine Gemeinschaft aus Gruppen und Vereinen, die zusammen planen, zusammen feiern und sicher auch zusammen kontrovers diskutieren. Das macht Egestorf aus, und das ist ein großer Schatz, auf den sie stolz sein können“, so Marklein.

Wie sich dieses Jubiläumsjahr weiterentwickeln werde, dass wisse in diesen Zeiten niemand. Dazu Marklein: „Oft sind in diesen Tagen die Ängste größer als die Zuversicht. Ich möchte aber uns alle ermutigen, hoffnungsfroh in die Zukunft zu schauen, trotz allem was Verunsicherung schafft. Wenn auch große Lösungen im Moment noch nicht absehbar sind, können wir in unseren Ortschaften gute kleine Lösungen für die Alltagsdinge entwickeln. So tragen wir als Gemeinschaft dazu bei, dass die Integration der neuen Nachbarn gelingt. Laden Sie auch unsere neuen Nachbarn zu Ihren Festen und Veranstaltungen ein. Erzählen Sie ihnen von Ihrer Geschichte hier in Egestorf und hören Sie sich deren Geschichten an. So werden wir alle miteinander reich beschenkt und tragen zum gesellschaftlichen Frieden bei. Für das Jubiläumsjahr wünsche ich allen Egestorferinnen und Egestorfern Gottes reichen Segen!“

Die nächsten Veranstaltungen im Zeichen des Jubiläumsjahres werfen bereits ihre Schatten voraus. So findet unter anderem am Sonntag, 6. März, ein großes Konzert des Männer- und Frauenchores statt. Am Donnerstag, 28. April, ist Kabarettist Matthias Brodowy zu Gast. Beide Veranstaltungen finden übrigens im Theater am Spalterhals statt. „Wir haben mit Bürgermeister Marc Lahmann vereinbart, dass für diese zwei Tage das Schulzentrum nach Egestorf umgemeindet wird“, merkte Klaus D. Richter dazu augenzwinkernd an.

Bestseller: Die neue Egestorfer Chronik und auch die anderen Souvenirs zum 800-jährigen Jubiläum verkaufen sich wie "warme Semmeln". foto:kasse
Bestseller: Die neue Egestorfer Chronik und auch die anderen Souvenirs zum 800-jährigen Jubiläum verkaufen sich wie „warme Semmeln“. foto:kasse

 

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