Alle Jahre wieder: Bantorf feiert

Bantorf. Am Montag nach der Jubiläumssause wacht das Dorf gemächlich auf. Mit kleinen Augen wird das letzte Stroh aus den Schuhen geschüttelt und in den Ohren summt es noch. Das macht nichts, denn Stimme hat auch kaum noch jemand und sowieso gibt es wenig zu erzählen, es waren ja alle immer zusammen in den letzten drei Tagen. Vom 17. bis 19. Juli haben die Bantorfer mit einem klassischen Zeltfest auf dem Gerstenacker mitten im Ort gleich drei Jubiläen gefeiert. Der Vorläuferverein des TSV Bantorf wurde vor 105 Jahren gegründet, vor 90 Jahren richteten Anwohner den ersten Löschzug ein und seit 50 Jahren gibt es eine Jugendfeuerwehr im Dorf.

Von Carmen Eickhoff-Klouvi

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Auf dem Acker: In Bantorf werden die Feste so gefeiert, wie sie fallen.

Alle fünf Jahre schlägt in Bantorf ein Festwirt mit Gefolge sein Zelt auf, denn alle fünf Jahre veranstalten die mitgliederstärksten Vereine gemeinsam ein großes Zeltfest, um diese Jubiläen zünftig zu begehen. Und gemeinsam mit den Einwohnern wird, meist bei bestem Sommerwetter, richtig groß gefeiert.

Eine halbe Stunde, nachdem am Freitagnachmittag die Dorfschule – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – geschlossen wurde, begann der Feiermarathon mit der Kranzniederlegung am Ehrenmal. Die Tradition, Kinder im eigenen Dorf zu unterrichten, begann, der Einschub sei gestattet, lange vor jeder Vereinsgründung. Eine Zeichnung zeigt das heutige Gemeindehaus, gegenüber vom Ehrenmal, als Schulgebäude im Jahr 1868. Der heutige Gemeindesaal fungierte damals als Klassenzimmer.

Zum Kommers kehrten die Vereine nach der Kranzniederlegung zurück ins Festzelt am Bantorfer Thie und feierten bei erneut hochsommerlichem Juliwetter besonders die kurzgehaltenen Ansprachen von Verwaltung, Rat, befreundeten Vereinen und Verbänden.

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Vergnügungsmeile: Spaß mit Wurfbüdchen und Autoscooter.

Wie im Flug verging die Zeit bei einer Feier, die auch Gäste aus München oder von der befreundeten Feuerwehr aus Wurzen in ihrem Jahresreisekalender berücksichtigen: reden, lachen, anstoßen, gemeinsam Autoscooter fahren. „Es gibt doch kaum noch Zeltfeste in der Gegend, und das hier ist immer eine richtig gute Veranstaltung, das Wetter passt, der Platz mit der tollen Aussicht ins Calenberger Land ist spitze und die Leute sind gut drauf!“ Einfach und bodenständig und daher richtig gut. Die Dorfjugend brachte nicht nur die Kasse des Fahrgeschäfts zum Glühen: nahezu bis Mitternacht war jede Runde ausgebucht, die Taschengeldkreditrahmen im Dorf sind bis auf Weiteres bis ans Maximum belastet.

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Blaue Stunde: Unterwegs zum Knusperhäuschen.

Schießbuden, Schnökerstand und der Händler mit den Fischbrötchen bildeten das Rondell auf der Festwiese aus Gerstenstroh, in dessen Mitte sich auch Samstag viele Gäste vor lauter Sommersonne einen kleinen Sonnenbrand einfingen. Auch auf der zweieinhalb Kilometer langen Umzugsstrecke ließen die Temperaturen Durst aufkommen und Häute erröten. 25 Vereine lang war der Umzug dieses mal, eher Klasse statt Masse, aber bunt, musikalisch und bestens gelaunt. Alle Vereine aus dem Dorf marschierten mit, unter anderem Kriegerkameraden, Gartenbauverein und der kirchliche Kindergarten Pusteblume, die Ortswehren der anderen Ortsteile und drei Musikgruppen. Stolz zogen die Kinder der Feuerwehrschlümpfe und der Jugendwehr ihr neues, feuerwehrrotes Einsatzfahrzeug aus Pappmaché über die Strecke.

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Klassiker: Die Klappstühle leisten schon seit Jahrzehnten gute Dienste.

Es war ein Fest der gesamten Dorfgemeinschaft an diesem dritten Juliwochende in Bantorf. Gemeinsame Festorganisation auf Vereinsebene und gegenseitige Unterstützung der Nachbarn im Ort: „Wir haben eure Fest-Birke schon geschmückt, wir hatten noch Krepp und eure war noch kahl!“ Die ausrichtenden Vereine versorgen traditionell alle Grundstücke entlang der Strecke des Umzugs mit jungen Birken, die in Vereinsfarben oder auch nur bunt mit Krepp-Papier und Luftballons geschmückt werden. Fünf Jahre nach dem letzten Fest wusste aber nicht mehr jeder, was es mit dem großen Schnittgut an der eigenen Einfahrt auf sich hat: „Die ist leider auf dem Kompost gelandet. Nächstes Mal dann wieder!“

Dabei leistete unter anderem die Feuerwehr ganze Arbeit im Dienst der Fest-Bewerbung: die 350 Karten für das Katerfrühstück gingen überwiegend auf dem kurzen Dienstweg über den Tisch, komplett ausverkauft, mehr ging nicht. „Als die Wehr einen Bienenschwarm über unserem Eingang entfernte, haben wir als Neubürger erstmals von dem Fest gehört und gleich Karten gekauft. Was für ein Glück, dass wir dabei sein können!“

Zur ökumenischen Festandacht vor dem Katerfrühstück am Sonntagmorgen erschienen trotz Starkregens nach den zwei kurzen Partynächten bereits wieder einige Dutzend Besucher und genossen die eingängige Andacht, gehalten von Torsten Beckmann-Loeks und musikalisch begleitet von Albrecht von Blankenburg, zwei Bantorfern. Im Laufe des Nachmittags leerte sich das Festgelände allmählich und auch die letzte Musikkapelle packte die Instrumente wieder ein und stieg vom Podest. Bis zum nächsten Zeltfest in Bantorf, dem bewährten Klassiker, alle fünf Jahre.

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Leere Gerstensaftgläser: Im Hintergrund wächst bereits die neue Ernte heran.      Fotos: Carmen Eickhoff-Klouvi

 

 

 

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