Die Bagger sind abgezogen: Barsinghäuser nehmen ihre „neue“ Fußgängerzone in Besitz

Mit einem fröhlichen Fest, moderiert von Klaus Danner, haben die Barsinghäuser Bürgerinnen und Bürger die Einweihung der nunmehr komplett sanierten Fußgängerzone gefeiert. Bei schönstem Sommerwetter war die Einkaufsmeile so gut frequentiert wie sonst etwa bei verkaufsoffenen Sonntagen oder beim Stadtfest. Am Thie sorgte die St. Peter`s Brass Band für den richtigen Ton und von der Stadtsparkasse bis hinter den Europaplatz nutzten die Geschäftsleute, Marktbeschicker, Vereine und Institutionen und nicht zuletzt viele Flohmarktfans die Gelegenheit, sich und ihre Waren zu präsentieren.

Von Wolf Kasse

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Stadtfest 2007: Bürgermeister Walter Zieseniß (mitte) bei der Eröffnung in der „Thie-Kuhle“. Ein Jahr später begannen die Überlegungen zur Umgestaltung des Platzes. foto:kasse

In den vergangenen vier Jahren war die Barsinghäuser Innenstadt die zweite Heimat zahlreicher Bauarbeiter. Im April 2011 startete die Sanierung mit der Umgestaltung des zentralen Thie-Platzes – eine in der Deisterstadt höchst kontrovers diskutierte Maßnahme. Viele Barsinghäuser mochten es kaum glauben, dass die „Thie-Kuhle“ zugeschüttet werden sollte. Manche meinten, dass die Fußgängerzone damit ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber den uniformen „platten“ Fußgängerzonen in anderen Kommunen verlieren würde. Bereits 2008 hatten die Überlegungen und Diskussionen begonnen. Im Jahr darauf fiel die Entscheidung, den Thie zu „begradigen“, wie es Bürgermeister Marc Lahmann formulierte. Zuvor hatte Ratsherr Bernhard Klockow eigens ein hölzernes Podest in der Kuhle errichten lassen, um zu zeigen, wie der Platz später einmal wirken könnte. Am 28. Oktober 2010 machte der Rat schließlich Nägel mit Köpfen – mit knapper CDU/FDP-Mehrheit wurde die Sanierung der Fußgängerzone beschlossen. Den ausgelobten städtebaulichen Relisierungswettbewerb unter Leitung von Professor Günter Nagel gewann das Büro arbos aus Hamburg.

Vier Monate Bauzeit brauchte es, um den alten Thie Geschichte werden zu lassen. Der „neue“ Thie erhielt ein modernes Wasserspiel, außerdem wurde ein altes Manko behoben, indem versenkbare Multifunktionsanschlüsse für Wasser und Elektrik installiert wurden. Mit einer Thie-Party wurde seinerzeit der erste Bauabschnitt gefeiert.

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Rot und Grau: Die Pflaster-Kombi lässt die Flächer optisch größer erscheinen. foto:kasse

Anschließend herrschte erst einmal Ruhe in Sachen Umbau der Fußgängerzone. Im Mai letzten Jahres starteten die nächsten Bauabschnitte, fünf waren es insgesamt. Aus Kostengründen hatte man sich dafür entschieden, die Fußgängerzone nicht komplett mit roten Klinkern auszubauen. „Wobei das Endergebnis mit dem hellen Pflaster in der Mitte aus meiner Sicht sogar besser ist. Die Fußgängerzone wirkt jetzt viel breiter und einladender als zuvor“, merkt Marc Lahmann an.

Bemerkenswert ist, dass die gesamte Baumaßnahme, die rund drei Millionen Euro gekostet hat, unterm Strich „ohne große Störungen im Zeitplan und Kostenrahmen“ abgewickelt wurde. Dafür bedankte sich Bürgermeister Lahmann bei den beteiligten Firmen und bei seinem Team, namentlich bei Baudirektor Tobias Fischer, Tiefbauamtsleiter Michael Dettmann und Stadtplanerin Barbara Boss. Die hatten allesamt gut zu tun, denn völlig reibungslos lief natürlich auch dieses Bauprojekt nicht ab. So zog sich insbesondere die dritte Bauphase im Frühjahr dieses Jahres länger hin als geplant. Schuld waren marode Abwasserkanäle, die ersetzt werden mussten.

Die Kosten von drei Millionen Euro muss die Stadt nur zu einem Drittel tragen, jeweils eine Million Euro kommen durch die Städtebauförderung von Bund und Land dazu. Für drei Millionen Euro wurden unter anderem fast 9.000 Tonnen Erdaushub – das sind rund 750 Lkw-Ladungen – bewegt. Rund 7.000 Tonnen Schotter wurden verbaut, ebenso wie 42.000 Pflastersteine und cirka 190.000 Klinker. 34 Straßenlaternen wurden im Verlauf der Marktstraße neu gebaut und acht neue Verteilerkästen wurden installiert. Dazu Marc Lahmann: „Das Ergebnis dieser nackten Zahlen: Wir eröffnen heute eine moderne und multifunktionale, optisch ungemein aufgewertete Fußgängerzone, in der es Spaß macht, sich aufzuhalten und die Raum bietet für viele Aktivitäten“. Wichtig sei dabei auch, dass die Ladengeschäfte besser zu erreichen seien. Die Barrierefreiheit habe bei der Planung einen hohen Stellenwert eingenommen.

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Gewöhnungsbedürftig: Der neue Trinkwasserspender. Das Wasser schießt ziemlich kräftig und direkt nach unten aus dem Hahn. foto:kasse

Die „neue“ Fußgängerzone punktet zudem mit einer E-Bike-Ladestation und mit einem zusätzlichen Trinkwasserspender – auch wenn die Anordnung des Wasserhahnes in Bodenrichtung hier etwas gewöhnungsbedürftig wirkt. Gut verheilt ist inzwischen auch die Sandsteinskulptur von Peter Lechelt, die beim Anheben aus dem Fundament leicht beschädigt wurde. Die drei steinernen Köpfe des ehemaligen Klosterkünstlers stehen wieder in Dreiecksform auf der Westseite der Fußgängerzone. Spielgeräte, Sitzgelegenheiten, Fahrradständer und neue Bäume runden das Bild ab.

Hendrik Mordfeld, Vorsitzender des Vereins Unser Barsinghausen (ehemals Das Centrum) wandte sich an alle Besucher der Eröffnungsparty und dankte vor allem den Kundinnen und Kunden der ansässigen Unternehmen, dass sie trotz aller Widrigkeiten der langen Bauzeit ihren Stammgeschäften die Treue gehalten haben: „Ob in Pumps oder mit dem Rollator, sie haben sich tapfer durch die Staub- und Steinwüste gekämpft, um zu unseren Geschäften zu gelangen. Das ist nicht selbstverständlich!“

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Wasserspiel am Thie: Besonders beliebt bei Kindern und Hunden. foto:kasse

Auch die Marktmeister Hans Kilp und Bernd Völkers waren bei der Einweihung dabei. Beide waren sich einig, dass die Fußgängerzone gut gelungen sei und nun deutlich mehr Marktfläche als vorher biete. „Allerdings hat die Bauzeit die Markthändler auch auf eine harte Probe gestellt“, so Kilp. Man habe deutliche Umsatzeinbußen vermerkt, und auch die Tatsache, dass manche Stände gleich mehrfach den Standort wechseln mussten, habe es nicht leichter gemacht. Während der Bauzeit fungierten der ehemalige Stadtdirektor Horst Künnmann und Wirtschaftsförderer Peter Dörries als Baustellenkümmerer. Sie standen als Ansprechpartner für die Markthändler, die Geschäftsleute und die Bürger ehrenamtlich zur Verfügung und hatten auch gut zu tun.

Gemeinsam durchschnitten Bürgermeister Marc Lahmann und Hendrik Mordfeld das symbolische Band, auf Spannung gehalten von Baudirektor Tobias Fischer und dem 1. Stadtrat Dr. Georg Robra, und gaben damit die Fußgängerzone frei. Musik von der St. Peter’s Brass Band und akrobatische Vorführungen vom Kinder- und Jugendcirkus Barsinghausen, Essen und Trinken satt – die Gäste ließen es sich anschließend gut gehen in der neuen Fußgängerzone. Die Stadtsparkasse Barsinghausen leistete übrigens einen nicht unerheblichen Beitrag zum Gelingen der Einweihungsparty. Immerhin 2.500 Euro wurden für diesen Zweck in Absprache mit der Stadtverwaltung an den Verein Unser Barsinghausen überwiesen.

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Akrobatische Einlagen: Mitglieder des Kijuciba unterhielten die Gäste bei der Einweihungsparty. foto:kasse

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