Barsinghausen. Es war so schön wie bei Roy Black „Ganz in Weiß“, bildlich mit einem Blumenstrauß, mit einem Weißwein und oder einem Sekt und einem sommerlichen Menü auf weißen Tischdecken – so sah der Mont-Saint-Aignan-Platz am Freitagabend aus. Wie auf ein geheimes Zeichen füllte sich der Platz gegen 19 Uhr mit weißen Gestalten, die aus allen Richtungen herbeiströmten.
Von Carmen Eickhoff-Klouvi
Picknick in Maßen statt für Massen, aber für die Premiere nicht schlecht. Vor der romanischen, ja, romanischen und romantischen Kulisse der Klosterkirche genossen etwa 50 in strahlendes Ariel-Weiß gekleidete und teils auch behütete Personen ein fröhliches Picknick an einem ausgesprochen angenehmen Sommerabend.
An Quiches, Tartes, Chorizo und Salaten in allen Variationen labten sich die Teilnehmer, die überwiegend noch nie an einem Diner en blanc teilgenommen hatten. Tische und Dekoration in aristokratisch Weiß und historisch Weiß, von jedem selbst herangekarrt in Fahrradanhängern oder zu Fuß hingetragen, einfach aufgebaut und aneinandergereiht. Mit kleiner Choreographie (lange, parallele Reihen bilden) und doch so familiär, als setze man sich zu einem Familientreffen einfach noch dazu. Obwohl weder die geheimen Organisatoren noch die anderen Teilnehmer im Vorfeld bekannt sind und vor Ort niemand das Geschehen dirigiert.
Die Fragen, die sich jede und jeder vorab stellte, lauteten: Wäre es nicht furchtbar peinlich, freitagsabends alleine, auffallend weiß gekleidet mit einem Haufen Gedöns mitten auf dem Mont-Saint-Aignan-Platz zu stehen? Entlarve ich mich damit als Möchtegern-Kultureller? Die meisten Teilnehmer trauten sich als kleine Grüppchen, als Ehepaar oder mit ein, zwei Freundinnen zu dem Treffen mit Unbekannten.
Doch Barsinghausen ist nicht Paris oder eine andere Großstadt, bei einem festlichen Diner mit frankophonem Touch trifft sich letztlich die nicht in der Sommerfrische weilende Beletage der Kleinstadt: Politiker, Pädagogen, Unternehmer. Und ist dann doch wieder ein wenig entre nous. Einige Teilnehmer sorgten spontan für Musik, das gehört zu einem Diner en blanc. Passanten flanierten und pausierten um und am Kirchenvorplatz – kein Wunder, bei dem ungewöhnlich ansprechenden Anblick. Nicht an die für eine Teilnahme zwingend vorgegebene Kleiderordnung „ganz in Weiß“ hielt sich allein fliegendes Volk, Wespen genossen das abendliche Diner Mitte August natürlich auch nach Leibeskräften.
Eine Wiederholung sollte stattfinden, wünschen die Teilnehmer. Mögen die geheimen Organisatoren das vernehmen.