Region baut Sammelunterkunft auf eigenem Grundstück

Barsinghausen. Die Region Hannover entlastet die Kommunen beim Bau von Flüchtlingsunterkünften, indem sie auf eigene Kosten neue Sammelunterkünfte herstellen lässt. Dafür werden rund 100 Millionen Euro bereitgestellt. Die Regionsversammlung stimmte den Plänen in dieser Woche zu. Eine dieser Unterkünfte will die Region auf ihrem eigenen Grundstück im Barsinghäuser Stadtteil Kirchdorf realisieren. Es handelt sich um eine bislang als Pferdekoppel genutzte Grünfläche an der Einsteinstraße, oberhalb des Deisterbades gelegen. Westlich grenzt die Fläche an die Sportanlagen des Schulzentrums Spalterhals an, wo auch der TSV Kirchdorf ansässig ist.

Von Wolf Kasse

Das regionseigene Grundstück liegt innerhalb des Bebauungsplanes Nr. 4 „Sportplatz Schulzentrum Am Spalterhals“, der im August 2009 vom Rat als Satzung beschlossen wurde. Der ursprüngliche Plan Nr. 4 stammt aus dem Jahr 1969, seither wurde er in fünf Teilbereichen geändert – zuletzt um die Ansiedlung des TSV Kirchdorf mit einer Vereinsgaststätte auf dem Schulsportgelände zu ermöglichen. Gemäß des Regionalen Raumordnungsprogramms 2005 der Region Hannover gehört das Plangebiet zum vorhandenen gesicherten Siedlungsbereich. Weiter südlich grenzt in einem Abstand von circa 300 Metern der Deister als Vorranggebiet für ruhige Erholung in Natur und Landschaft an.

Vor Jahren gab es bereits Pläne, die Grünfläche zu bebauen. Damals war von einem Schulungszentrum eines großen Reiseveranstalters die Rede. Daraus wurde aber nichts, in den letzten Jahren nutzte ein örtlicher Ratsherr die Wiese als Pferdekoppel. Die Region Hannover besitzt im Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 4 ein weiteres Grundstück, das ist die Grünfläche zwischen dem Holunderweg und dem Spalterhals-Schulzentrum. Auf der „Hundewiese“ schlagen immer wieder mal Zirkus-Unternehmen ihre Zelte auf, auch die Jugendpflege ist dort in den großen Ferien mit einem Zeltlager-Angebot vertreten.

Auf dem Grundstück oberhalb des Deisterbades soll eine Sammelunterkunft für Flüchtlinge entstehen, die Platz für bis zu 328 Personen bietet. In der Region Hannover – ohne Landeshauptstadt – sollen laut einer Prognose des Landes allein im 1. Quartal dieses Jahres mehr als 5.000 Flüchtlinge aufgenommen werden. „Ein Kraftakt, bei dem wir die Kommunen, die für die Unterbringung zuständig sind, nicht alleine lassen wollen“, sagt Regionspräsident Hauke Jagau.

Relativ kurzfristig unterrichtete die Region die Kommunen von ihrem Vorhaben, Hauke Jagau ließ sich das Gesamtpaket am Dienstag in einer Sondersitzung der Regionsversammlung absegnen. Der Barsinghäuser Rat stimmte am gleichen Tag den Plänen für Barsinghausen zu. „Bis auf wenige Ausnahmen gibt es in dieser Sache eine breite mehrheitliche Haltung im Rat“, sagte der 1. Stadtrat Dr. Georg Robra im Gespräch mit dem Deister Journal. Er zeigte auch Verständnis für die Sorgen und Bedenken, die von Bürgern in Zusammenhang mit dem Bauvorhaben der Region geäußert wurden. Robra machte aber auch sehr deutlich, dass sich die Lage in den letzten Monaten drastisch verschärft habe. Habe man beispielsweise noch beim Standort Hannoversche Straße ausreichend Zeit für den Dialog und die Abstimmung gehabt, so sei das jetzt kaum mehr möglich. „Wir haben einfach keine Zeit mehr, um die Bürger im Vorfeld der Entscheidungen zu beteiligen, wir stehen total unter Druck“, unterstrich Robra. Mal abgesehen davon, dass das Projekt Sammelunterkunft eine Entscheidung der Region sei.

Vorwürfe, dass die Verwaltung nicht genügend Anstrengungen unternehme, die Flüchtlinge dezentral unterzubringen, weist Robra zurück. Bislang habe man genau das geschafft, was auch von anderen Kommunen positiv vermerkt worden sei. Aber dadurch habe sich auch der Druck auf den Wohnungsmarkt deutlich erhöht. Momentan finde die Stadt einfach nicht mehr genügend alternative Angebote auf dem Immobilienmarkt. Deshalb sei die Verwaltungsspitze über die Hilfe durch die Region in Form einer Sammelunterkunft sehr dankbar.  Durch das Engagement der Region profitiert Barsinghausen besonders, denn durch die Sammelunterkunft werden der Stadt keine unmittelbaren Kosten entstehen. In anderen Kommunen, in denen die Region keine eigenen Grundstücke besitzt, sind die Verwaltungen aufgefordert, geeignete Grundstück aus dem eigenen Bestand zur Verfügung zu stellen.

Die Barsinghäuser Sammelunterkunft wird in Modulbauweise auf einer Grundplatte errichtet. Die Region kalkuliert rund 6,2 Millionen Euro für die Module und 2,9 Millionen Euro für für Bodenplatten, Erschließung und Nebenkosten. Enthalten sind auch Räume für Betreuungskräfte. Gebaut wird laut Stadtrat Robra „so weit oben wie möglich“, also in etwa parallel zum Sportheim des TSV Kirchdorf und nicht im unteren Grundstücksbereich am Deisterbad. Das Grundstück der Region hat eine Größe von insgesamt 21.254 Quadratmetern.

B-Plan-Luftbild
Baupläne: Im Geltungsbereich des Bebauungsplanes Nr. 4 will die Region auf ihrem eigenen Grundstück eine Sammelunterkunft für Flüchtlinge erstellen.

Bürgerinformationsveranstaltung

Die Stadt Barsinghausen veranstaltet am Donnerstag, 18. Februar, 18 Uhr, im Schulzentrum am Spalterhals eine Informationsveranstaltung zur vorgesehenen Bebauung des regionseigenen Grundstücks an der Einsteinstraße mit einem Flüchtlingswohnheim. Alle Bürgerinnen und Bürger sind dazu eingeladen und können an Rat und Verwaltung Fragen stellen. „Die Informationsveranstaltung soll auch dazu dienen, Fragen und Anregungen aufzunehmen und zur Aufklärung beizutragen“, heißt es in der Mitteilung der Verwaltung.

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