Rolling Stone mit Nadelstreifen

Barsinghausen. Wenn ein Mitarbeiter nach langen Berufsjahren in den Ruhestand geht, dann hört man oft Begriffe wie „Urgestein“ oder „Institution“. Ob das immer so ist, mag dahingestellt sein. Auf Meinhard Hesse, der offiziell zum 1. April 2015 die Stadtsparkasse Barsinghausen verlassen hat, treffen die Definitionen allemal zu. Nach 47 Jahren bei der Sparkasse verabschiedet er sich vom Kollegenkreis und besonders von „seinen“ Kunden, zu denen er über all die Jahre hinweg ein besonderes Vertrauensverhältnis aufgebaut hat.

Von Wolf Kasse

Sparkassenchef Reinhard Meyer hat den beruflichen Werdegang von Meinhard Hesse treffend auf den Punkt gebracht: „Außer beim Hausmeister und beim Vorstand war Herr Hesse wohl beinahe in jeder Geschäftsstelle und Abteilung der Stadtsparkasse tätig“. Auch wenn Meinhard Hesse „seiner“ Sparkasse ein ganzes Berufsleben lang treu geblieben ist, Veränderungen hat es stets gegeben. Das fängt schon beim Namen des Arbeitgebers an. Als Hesse kurz vor seinem 16. Geburtstag seine handgeschriebene, auf ganze zwei Sätze komprimierte Bewerbung einreichte, gezeichnet mit einem „Hochachtungsvoll“, da hieß die Stadtsparkasse noch Gemeindesparkasse zu Barsinghausen. Die Bewerbung hatte Erfolg, Hesse trat seine Lehre zum 1. August 1967 an. Die „kleine Gebietsreform“, durch die per Gesetz der Zusammenschluss der Gemeinden Barsinghausen, Kirchdorf und Egestorf zur Stadt Barsinghausen vollzogen wurde, trat erst am 1. Juli 1968 in Kraft – in der Folge wurde aus der Gemeindesparkasse die Stadtsparkasse. Zwei Jahre zuvor hatte das Geldinstitut den 100. Geburtstag erlebt.

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Kurz und bündig: Zwei Sätze und ein Foto aus dem Ausweis – aus seiner Bewerbung machte Meinhard Hesse 1967 keinen Staatsakt.

Stolz konnte der Lehrling (so hieß das früher) Meinhard Hesse  am 31. Juli 1970 seinen „Sparkassengehilfenbrief“ in Empfang nehmen. Kurz danach wechselte er den Dienstherren – Vater Staat hatte freundlich zu 18 Monaten Wehrdienst „eingeladen“. Für Hesse kein Problem, er nahm auch in späteren Jahren immer wieder mal gern als Reservist an Übungen und Manövern teil. Nachdem Hesse die Uniform wieder gegen den dunklen Anzug getauscht hatte, durchlief er nahezu alle Bereiche, die die Stadtsparkasse zu bieten hat. Er war Serviceberater, Sachbearbeiter und Geschäftsstellenleiter, zunächst als Stellvertreter, später als Hauptverantwortlicher. Als Privatkundenberater fand er seine besondere Bestimmung, den vertrauensvollen Umgang mit der Kundschaft. Nur einmal nahm sich Hesse eine „Auszeit“, die Mitte der 1990er Jahre noch recht ungewöhnlich schien: Für eineinhalb Jahre verabschiedete er sich in die Elternzeit.

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Kundenberater mit Leib und Seele: Meinhard Hesse hatte stets ein gutes Gespür für den Umgang mit Menschen.

Die rasant fortschreitende Technisierung machte auch vor dem Sparkassenwesen nicht halt, und so war für Meinhard Hesse ein ständiges Lernen angesagt. Diese Herausforderungen nahm er immer gerne an, auch mit über 50 Jahren ließ diese Hingabe nicht nach. So bildete er sich über den Kundenberaterlehrgang zum Sparkassen-Fachwirt fort. Was ihn dazu antrieb? Der eigene Wunsch, seinen Kunden immer die qualitativ bestmögliche Beratung bieten zu können. Der direkte Kontakt mit dem Kunden, das war es, was ihm immer am meisten Freude bereitet hat. Man erfahre viel über die Menschen, die mitunter sehr offen auch über ganz private Dinge mit ihm sprachen, erzählt Meinhard Hesse. Er plädiert grundsätzlich dafür, dass den Beraterinnen und Beratern immer auch ein wenig Zeit für ein Gespräch über die rein geschäftlichen Belange hinaus bleiben sollte.

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Hat Musik im Blut: Meinhard Hesse mit Jürgen Schweizer und dem damaligen Sparkassendirektor Günter Distelrath (von links) beim Richtfest des Sparkassenhauptgebäudes im Jahr 1982.

Auch wenn jetzt der Ruhestand da ist, so wird Meinhard Hesse doch noch das eine oder andere Mal in der Stadtsparkasse vorbeischauen. Immerhin organisiert er ja den diesjährigen Betriebsausflug noch mit. Ansonsten hat er schon eine „To do“-Liste für Haus und Garten, die er nach und nach abarbeiten will. Und dann ist da ja auch noch die große Leidenschaft, die Musik. Endlich mal wieder Zeit, die Gitarre in die Hand zu nehmen. Hesse ist ein ausgewiesener Fan der Rolling Stones, und er kann richtig in die Saiten hauen. So bleibt nicht nur sein Auftritt im Jahr 1982 bei der großen Party zum Richtfest des Sparkassengebäudes an der Deisterstraße unvergessen. Seinerzeit bewies Hesse zusammen mit dem Architekten Jürgen Schweizer, dass er sein Instrument virtuos beherrscht – was der Autor dieser Zeilen als „Zeitzeuge“ bestätigen kann. Vielleicht greift Hesse jetzt ja auch mal wieder öfter zum Zeichenstift, denn er hat schon früher gerne phantasievolle Riss-Zeichnungen von Raumschiffen im Perry Rhodan-Stil erstellt.

 

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