Sauberes Wasser für alle – Wasser schützen heißt Leben schützen

Barsinghausen (wk). Die Ökostation Deister-Vorland lädt anlässlich des Weltwassertages 2017 zu einer Veranstaltung rund um das Thema Wasser am Mittwoch, 22. März, in das Seminarhaus Goltern, Müllerweg 8, ein. Einlass ist ab 17:30 Uhr.

Für viele Menschen leider nur ein Traum: Jeden Tag ein Glas frisches Wasser.

Während die einen Milliarden für Flüge ins Weltall ausgeben, träumen Milliarden Menschen vom täglichen Glas mit sauberem Wasser. Es gibt ganze Regionen auf dieser Erde, in denen das Trinkwasser bereits so knapp ist, dass es nicht für alle reicht. Ein damit verbundenes, nicht minder wichtiges Problem ist die Entsorgung des Abwassers. Zigtausende Menschen sterben jedes Jahr – sie verdursten oder erliegen schweren Krankheiten durch mangelnde Abwasser-Hygiene.

Der Weltwassertag findet seit 1993 jedes Jahr am 22. März statt. Seit 2003 wird er von UN-Water organisiert. Er wurde in der Agenda 21 der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung  (UNCED) in Rio de Janeiro vorgeschlagen und von der UN-Generalversammlung in einer Resolution am 22. Dezember 1992 beschlossen. Die UN lädt ihre Mitgliedsstaaten dazu ein, diesen Tag  zur Einführung von UN-Empfehlungen zu nutzen und konkrete Aktionen in ihren Ländern zu fördern.

Die Ökostation nutzt diesen Anlass, um hier in Barsinghausen diesen Tag konkret zu  machen. Menschen aus vielen Ländern berichten vom Leben mit dem Wassermangel. Außerdem werden
Tendenzen und Entwicklungen in Deutschland und in Barsinghausen vorgestellt. „Alle Interessierten sind eingeladen, sich über die Thematik zu informieren und mitzudiskutieren“, so Frank Roth, Gründer der Ökostation Deister-Vorland. Bereits seit 30 Jahren wird in der Ökostation Deister-Vorland ehrenamtliche Umweltarbeit geleistet, immer nach dem Motto „Global denken – Lokal handeln“.

Zum Thema

Am 22. März, dem Weltwassertag, wird erstmalig in Bonn der Weltwasserbericht der Vereinten Nationen vorgestellt. Die Deutsche UNESCO-Kommission gibt die Zusammenfassung des Weltwasserberichts auch in deutscher Sprache heraus.

Der Weltbericht wird jährlich vom World Water Assessment Programme der UNESCO stellvertretend für UN-Water und in Kooperation mit 31 UN-Organisationen erstellt. Am Weltwassertag 2017 veranstaltet die Deutsche UNESCO-Kommission gemeinsam mit dem Universitätsforum, der Stadt Bonn und dem Internationalen Zentrum für Wasserressourcen und globalen Wandel eine Podiumsdiskussion zum Thema des Weltberichts: „Abwasser – die ungenutzte Ressource“. Die Veranstaltung in englischer Sprache findet am Mittwoch, den 22. März, um 18 Uhr im Universitätsforum, Heussallee 18-24, statt.

Durch die Nachfrage nach Wasser steigen weltweit auch Menge und Schadstoffbelastung von Abwasser. In zahlreichen Ländern wird der Großteil des Abwassers immer noch direkt in die Umwelt abgeleitet. Dies schädigt nicht nur die menschliche Gesundheit und die Wirtschaftskraft, sondern auch die Qualität der natürlichen Süßwasservorkommen und die Ökosysteme.

Abwasser gewinnt jedoch angesichts der immer weiter steigenden Wassernachfrage zunehmend an Bedeutung als eine verlässliche alternative Quelle der Wasserversorgung. Es entsteht ein neues Paradigma: Statt „Behandlung und Entsorgung“ geht es heute um Abwasserbewirtschaftung mit Fokus auf „Wiederverwendung, Wiederaufbereitung und Rückgewinnung“. Dieser Paradigmenwechsel sieht Abwasser nicht länger als ein zu lösendes Einzelproblem, sondern als Teil von Gesamtlösungen für die heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen – auch im Rahmen der Anstrengungen zur Erreichung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.

Auf dem Podium diskutieren Franz Marré, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, der Profifußballspieler des 1. FC Köln und Stiftungsdirektor Neven Subotic und ein Vertreter der Wasserwirtschaft. Prof. Michael Hoch, Rektor der Universität, und der Stellvertretende Generalsekretär der Deutschen UNESCO-Kommission, Dr. Lutz Möller, begrüßen die Gäste. Die Einführung hält Dr. Engin Koncagül, Herausgeber des Weltwasserberichts. Die Moderation hat Dr. Marianela Fader, Internationales Zentrum für Wasserressourcen und globalen Wandel der Bundesanstalt für Gewässerkunde.

Anmeldung zur Veranstaltung unter: www.fiw.uni-bonn.de/wwdr17

Wasser ist Schlüssel für Arbeitsplätze und Wachstum

Vorstellung des Weltwasserberichts 2016 am 22. März in Genf: 78 Prozent aller Arbeitsplätze weltweit hängen laut UNO von der Ressource Wasser ab. Zunehmender Wassermangel oder fehlender Zugang zu Wasser können in den nächsten Jahrzehnten zu weniger Wachstum und zum Verlust von Arbeitsplätzen führen. Das geht aus dem Weltwasserbericht 2016 „Wasser und Arbeit“ hervor, den die UNESCO anlässlich des Weltwassertags am 22. März in Genf vorgestellt hat. Die Autoren des Berichts weisen zugleich darauf hin, dass Wasser im Zentrum einer künftigen „grünen Wirtschaft“ steht.

„Nachhaltige Entwicklung verlangt zwingend eine eindeutige Priorität für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Ressource Wasser. Nicht nur unsere Ökosysteme, unsere Landwirtschaft und Haushalte, sondern die gesamte wirtschaftliche Entwicklung weltweit ist vom Wasser abhängig. Der UNO-Weltbericht macht deutlich, dass Wasser vielerorts unökonomisch bewirtschaftet wird. Zunehmende Knappheit von Wasser erfordert mehr Investitionen und mehr ausgebildete Arbeitskräfte im Wassersektor“, sagt Walter Hirche, Vorstandsmitglied der Deutschen UNESCO-Kommission.

Wasser ist wesentlich für die Schaffung und den Erhalt von Arbeitsplätzen. Die Landwirtschaft, die Fischerei, die Energiewirtschaft und die Industrie sind auf die Verfügbarkeit von Wasser angewiesen. Etwa drei Viertel aller Arbeitsplätze weltweit sind somit abhängig von Wasser. Der Zugang zu Trinkwasser und Sanitäranlagen ist zugleich eine der wichtigsten Voraussetzungen von Arbeit, weil gesunde und damit produktive Arbeitskräfte die Grundlage jeder Wirtschaft sind.

Investitionen in die Infrastruktur der Wasserversorgung führen zu mehr Beschäftigung. Dies zeigen Studien aus den USA: Pro Milliarde US-Dollar Investition entstehen dort zwischen 10.000 und 20.000 neue Arbeitsplätze in der Wasser- und Abwasserindustrie und weitere tausende Arbeitsplätze als indirekte Folge. Ähnliche Studien zu Lateinamerika zeigen gar, dass dort pro investierte Milliarde US-Dollar 100.000 neue Arbeitsplätze entstehen können.

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Herausforderungen des Arbeitsmarktes

Analysen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zufolge sind fast 1 Prozent der Arbeitnehmer weltweit direkt im Wassersektor angestellt. Dazu zählen das Wassermanagement, das einschlägige Bauwesen, der Erhalt der Infrastruktur sowie die Wasser- und Sanitärversorgung. Doch die Zahl der Beschäftigten in diesem Sektor sinkt seit Jahrzehnten kontinuierlich. Hauptgrund dafür sind zu geringe Mittel, um gut ausgebildete Fachkräfte anwerben und halten zu können. Die Folge ist eine alternde Arbeitnehmerschaft: Allein in den USA werden bis 2020 bis zu 50 Prozent der Arbeitnehmer im Wassersektor das Rentenalter erreicht haben. Zudem liegt ein wesentlicher Teil der Infrastruktur in ländlichen Gebieten – gut ausgebildete Arbeitskräfte sind für eine Tätigkeit fernab städtischer Gebiete häufig nur schwer zu gewinnen. Auch das mit dem Sanitärsektor verbundene Stigma ist mancherorts eine Hürde. Zum Beispiel hat diese Arbeit in Westafrika einen niedrigen Stellenwert.

Ein vielversprechender Markt

Trotz dieser Herausforderungen soll der Arbeitsmarkt in der Wasserversorgung und dem Sanitärbereich laut Weltwasserbericht weltweit gesehen künftig stark wachsen. Allein in Bangladesch, Benin und Kambodscha werden bis 2025 fast 20 Millionen Menschen in ländlichen Gebieten Zugang zu fließendem Wasser erhalten. Aber auch die Erneuerung von  alternder und ineffizienter Wasserinfrastruktur in Industrie- und Schwellenländern wird den  Arbeitsmarkt in dem Sektor künftig stützen. Etwa 30 Prozent des weltweit dem Wasserkreislauf entnommenen Wassers gehen durch Lecks verloren. Das Phänomen tritt auch in Industriestaaten auf. In London liegt der Verlust beispielsweise bei 25 Prozent, in Norwegen bei 32 Prozent.

Gleichzeitig wächst der Druck auf Süßwasserressourcen durch das Bevölkerungswachstum, steigende Lebensstandards und die Auswirkungen des Klimawandels. Die Grundwasserentnahme hat sich seit 1980 jedes Jahr um 1 Prozent erhöht. Zwischen 2011 und 2050 wird die Weltbevölkerung voraussichtlich um 33 Prozent auf 9 Milliarden Menschen wachsen. Die Nachfrage nach Nahrungsmitteln wird in der gleichen Periode gar um 70 Prozent ansteigen. Wassermangel ist aufgrund dieser Entwicklungen eine akute Bedrohung. Eine neue Ressourcennutzung ist erforderlich, beispielsweise durch das Recyceln von Abwässern oder eine bessere Regenwassernutzung. Zudem wird die Nutzung neuer alternativer Wasserressourcen wiederum neue Arbeitsplätze schaffen.

Auch der Übergang zu einer grünen Wirtschaft, in der Wasser eine zentrale Rolle spielt, wird neue Jobs schaffen. Die Internationale Organisation für erneuerbare Energien schätzt, dass 2014 bereits 7,7 Millionen Menschen in der Branche der erneuerbaren Energien beschäftigt waren. China, Brasilien, USA, Indien, Deutschland, Indonesien, Japan, Frankreich, Bangladesch und Kolumbien waren dabei die Länder mit der größten Anzahl von Arbeitsplätzen in dem Sektor.

Hintergrund

Der Weltwasserbericht wird unter Federführung der UNESCO vom globalen World Water Assessment Programme (WWAP) erstellt. Das Programm WWAP führt Daten zur Bewertung der Wasserressourcen weltweit zusammen. Dazu arbeiten 31 UN-Organisationen mit der UNESCO zusammen. Von 2003 bis 2012 erschien der Bericht alle drei Jahre. Seit 2014 wird er jährlich mit einem Themenschwerpunkt herausgegeben. (Quelle: Deutsche UNESCO-Kommission)

Interview mit Stefan Uhlenbrook, Koordinator des WWAP

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