Das „Weiße Album“ der Beatles feiert sein 50-jähriges Jubiläum

Ein sensationeller Sommer liegt hinter uns – jedenfalls für Sonnenanbeter. Der „Endless Summer“, wie die Wetterlage noch weit nach dem offiziellen Herbstbeginn oftmals beschrieben wurde, brachte diverse CD-Neuerscheinungen in die Verkaufsregale. Wir blicken ein wenig zurück, schauen aber auch auf aktuelle Erscheinungen. Denn spätestens mit dem Jubiläum des bahnbrechenden „Weißen Albums“ der Beatles und dem anstehenden „50th Anniversary Multi-Format Reissue“ wird für das Weihnachtsfest 2018 mobil gemacht.

Von Erk Bratke

The Beatles / „The Beatles (White Album)“ (Universal Music): Anfang 1968 zog sich die auseinander driftende Band aus der Öffentlichkeit zurück, um zu meditieren. „Danach waren sie nicht mehr dieselben“, schreibt beispielsweise das Magazin „Rolling Stone“ in seiner aktuellen Ausgabe mit der Fab Four auf dem Titel. Dazu gibt’s eine umfassende Story, jede Menge Bilder und eine Cover-CD im Heft. Zum Ende des revolutionären Jahres, konkret am 22. November, erschien das mit Hochspannung erwartete, aufregendste Musikereignis: THE BEATLES, später besser bekannt als „The White Album“. Mit ihrem neunten Studioalbum nahmen die Beatles die Welt mit auf eine ganz neue Reise. Seite 1 der Doppel-LP begann mit dem ohrenbetäubenden Kreischen eines Düsenjets und dem Opener „Back In The U.S.S.R.“. Es folgt „Dear Prudence“, mit dem John Lennon jeden einzelnen von uns mit warmer Stimme auffordert, sich „umzuschauen“ („look around“). Mit „While My Guitar Gently Weeps“ schrieb George Harrison vielleicht sein schönstes Lied, mit „Don’t Pass Me By“ wurde Ringo Starr zum ersten Mal als alleiniger Songwriter genannt und und und…seit nunmehr 50 Jahren lädt das „White Album“ Hörer dazu ein, die Weiten und Tiefen seiner ambitionierten Musik zu erkunden und hat damit Generationen von Fans immer wieder neu begeistert.

Am 9. November 2018 veröffentlichen die Beatles anlässlich des Jubiläums eine Reihe aufwendiger Packages. Die 30 Tracks des Albums wurden von Produzent Giles Martin und Mix-Engineer Sam Okell in Stereo und 5.1 Surround Audio neu gemischt. Zusätzlich enthält der Release 27 frühe Acoustic-Demos und 50 Studioaufnahmen, von denen die meisten bisher noch nicht erhältlich waren. Zum allerersten Mal wurde das Werk also neu gemischt und mit zusätzlichen Demos und Studioaufnahmen erweitert. Die umfangreiche neue Edition knüpft an die 2017 erschienenen und weltweit gefeierten Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band Anniversary Releases an. „Wir hatten Sgt. Peppers Band verlassen, um in seinen sonnigen Elysischen Gefilden zu spielen und schritten nun völlig ohne Landkarte oder Kompass in neue Richtungen“, erzählt Paul McCartney in seiner schriftlichen Einleitung zu den neuen „White Album“-Releases.

Eine Anschaffung dürfte je nach Geldbeutel verlaufen. Die Releases beinhalten beispielsweise eine limitierte 7 Disc Super Deluxe Edition, die Ltd. 3CD Deluxe Editon, die Ltd. 4LP Deluxe Edition und eine 2LP Vinyl-Variante. Den Trailer zur VÖ gibt’s hier:

The Magpie Salute / „High Water I“ (Provogue / Mascot Label Group / Rough Trade): Eigentlich setzen The Magpie Salute dort an, wo die Black Crowes aufgehört hatten. Kein Wunder, denn mit Gitarrist und Bandgründer Rich Robinson, Gitarrist Marc Ford und Bassist Sven Pipien sitzen immerhin drei frühere Mitglieder der legendären Krähen im Boot. Die neue Formation nahm 2016 erste Gestalt an, als Robinson die ursprünglich zehnköpfige Band für einen bahnbrechenden Woodstock-Gig zusammenstellte. Anschließend spielte man im Januar 2017 im Gramercy Theatre in New York vier ausverkaufte Konzerte nacheinander. Bis zum Jahresbeginn 2018 folgten weltweit 77 weitere Konzerte mit einem Repertoire von 170 Songs. Darunter fanden sich sowohl Coverversionen, Songs der Black Crowes als auch Solostücke von Robinson. Einen ersten Output gab es mit dem Livealbum „The Magpie Salute (Live)“ Mitte des Jahres 2017.

„Als ich die Band zusammenstellte, dachte ich daran, dass wir über ein Jahrzehnt nicht mehr miteinander gespielt hatten“, bilanziert Robinson, „doch die Chemie zwischen uns war sofort wieder da. Ich kann es nicht erklären.“ Natürlich sei er immer noch der gleiche Typ, der bei den Black Crowes gespielt und all deren Songs geschrieben habe. Doch diesmal sei der Hintergrund sowohl für ihn als auch für die Ex-Krähen Ford und Pipien ein anderer. „Hier vereinen sich drei verschiedene Welten“, so Robinson. Vergessen sind also all die Differenzen, die zum Cut der Black Crowes führten. Möglicherweise sorgte auch die Hinzunahme von Sänger John Hogg (mit ihm arbeitete Robinson bereits bei seinem Nebenprojekt Hookah Brown zusammen) sowie Keyboarder Matt Slocum und Schlagzeuger Joe Magistro für die nötige Balance.

Gemeinsam zog man sich ins „Dark Horse Studio“ in Nashville zurück, wo sich die Vision des sechsköpfigen Line Ups herauskristallisierte. Für das geplante Debüt habe man fast 30 Songs aufgenommen. Zwölf Tracks (erstmals komplett eigenes Material) landeten auf „High Water I“. Der Rest soll auf „Hig Water II“ erscheinen. Anvisiert sei dafür Anfang 20190, sagt Rich Robinson, der auch als Producer fungierte. Musikalisch kommen The Magpie Salute herrlich retro daher – nein, nicht old-fashioned. Voller Energie spielen sie sich durch kräftigen Rock’n’Roll, psychedelischen Blues und gemächlicheren Sotuhern- und Country-Rock.

Ein Wort noch zum Bandnamen. Er reflektiere auf viele Arten den Geist der Band – Magpie gleich Elstern. „Ich habe Krähen schon immer geliebt, doch sie haben etwas Dunkles und Bedrohliches an sich“, führt Robinson aus. „Elstern hingegen wurden schon von indigenen Kulturen weltweit verehrt. Sie repräsentieren diesen schmalen Grat zwischen Licht und Dunkelheit. Eine Elster ist der Cousin einer Krähe und so war diese Band letztes Jahr der Cousin der Black Crowes. Es gibt einen Aberglauben, der besagt, dass böse Geister abgewehrt werden, wenn man eine Elster grüßt. Der Gruß bedeutet ‚Wir kommen in Frieden‘. Genau das ist unser Ziel. Wir wollen nur zusammen spielen. Es ergibt alles Sinn.“ Also: Mit „High Water I“ haben Freunde wieder zueinander gefunden und etwas Neues geschaffen. Und das ist prima gelungen!

Monster Truck / „True Rockers“ (Mascot Label Group/ Rough Trade): All das, was man mit dem Bandnamen und dem CD-Titel assoziieren könnte, ist auch Programm: fett, dynamisch, treibend, brachial, einfach voller Energie. Die Band wurde Anfang 2009 in der Hafenstadt Hamilton (Ontario, Kanada) von Jon Harvey (Gesang, Bass), Jeremy Widerman (Gitarre), Brandon Bliss (Orgel) und Steve Kiely (Schlagzeug) gegründet. 2013 erschien mit „Furiosity“ der erste Longplayer, der auf Anhieb Platz 13 der kanadischen Charts erreichte und eine hemische Newcomer-Auszeichnung erhielt. 2016 wurde das Quartett von Mascot Records unter Vertrag genommen und veröffentlichte das zweite Album „Sittin‘ Heavy“. In den darauffolgenden 18 Monaten folgten über 150 Shows und Supports von Größen wie Nickelback, Billy Talent, Volbeat, Jane’s Addiction, Rob Zombie und Deep Purple. „Deep Purple sind der eigentliche Grund, warum wir diese Band gegründet und eine Rockorgel haben“, lacht Sänger Harvey. „Roger Glover ist einer meiner Lieblingsbassisten.“

Doch nicht nur die frühen DP-Anleihen sind auf „True Rockers“ hörbar, sondern auch die gemeinsame Verehrung des Sounds der frühen Grand Funk Railroad. Dabei werden ins Rock-Fundament immer wieder Spuren von Southern-Rock und Blues-Rock gespült. Das Album ist wie pure Lebensfreude. Schon für den Opener „True Rocker“ wurde ein trefflich passender Gastsänger gefunden: Mr. „I Wanna Rock“ Dee Snider (Twisted Sister) klingt freilich wie ein Statement. „Dee ist ein wahrer Rocker, niemand wäre perfekter für diesen Song als er“, erklärt Harvey. Bemerkenswert auch der Song „Young City Hearts“, der durch sein Pop-Gewand wie so oft bei den Kollegen von Nickleback durchaus im Radio platziert werden könnte. Mit dem folgenden „Undone“ gibt es dann noch eine amtliche Heavy-Ballade. Im März 2019 feiern Monster Truck ihr zehnjähriges Bestehen – aus Spaß gegründet, touren die Jungs inzwischen um die Welt. True Rockers eben. Auf der Webseite der Band kann man sich ein paar Eindrücke verschaffen und ins Album reinhören: http://www.ilovemonstertruck.com

The Living End / „Wunderbar“ (BMG / Warner): Wer im August die Open Airs der Toten Hosen erlebt hat, der konnte sich auch an der australischen Punkrockband als Support erfreuen. Dass Australien weit mehr als beispielsweise AC/DC, Rose Tattoo oder Jimmy Barnes zu bieten hat, beweisen die Jungs um Frontmann Chris Cheney (Gesang, Gitarre) nun schon seit ihrer Gründung 1994. Von ihren bislang sieben Studioalben erreichten immerhin zwei die heimische Chart-Spitze. Im Februar dieses Jahres 2018 brachen The Living End nach Deutschland auf, um hier ihr achtes Werk „Wunderbar“ aufzunehmen – deswegen vielleicht auch der etwas irritierende CD-Titel.

Viel war hierzulande noch nicht von der Band zu hören. Der australische Musikwissenschaftler Ian McFarlane beschrieb die Band als „einen der erstklassigsten Rockacts des Landes, indem sie verschiedenste Musikstile wie Punk, Rockabilly und Flat Out Rock miteinander vermischen.“ Die Band selbst zählen The Clash, Iggy Pop, The Who und The Jam zu ihren Einflüssen. Ob die neuen elf Songs für wahre Punkliebhaber genügend Attitüde dieses Genres beherbergen, sei dahingestellt. Den ersten Song „Don’t Loose It“ gibt es hier:

Karin Rabhansl / „Tod & Teufel“ (Donnerwetter Music): Für Karin Rabhansl werden unterschiedliche Schubalden geöffnet: Pop, Rock, Liederbayern und Bavarian Alternative werden da genannt. Die Sängerin und Gitarristin macht ernsthafte Rockmusik, die zufällig halt auch manchmal im Dialekt daher kommt. Es ist das vierte Studioalbum der Sängerin und Gitarristin aus dem niederbayerischen Trautmannsdorf, nahe Passau – und es ist anders als die voherigen. Ging es auf den bisherigen Scheiben vorwiegend um eigene Geschichten, so taucht die Rabhansl diesmal in die Abgründe und Untiefen der menschlichen Seele ab. Sie erzählt von Werwölfen und Irrlichtern, über Alter, Einsamkeit, Stalker, Organhandel, faust’sche Vertragsangebote und darüber, dass man es eh keinem Recht machen kann auf dieser Welt. Auch musikalisch hat sich einiges getan. „Wenn man schon eine Rockband hat, dann kann man es auch mal ordentlich krachen lassen“, bekräftigt die Künstlerin. Also Pop raus, Rock rein! Insgesamt wird die Scheibe allein aufgrund der Mundart nicht allen Ohren schmeicheln. Den Song „Wenn I doad bin“ aus dem Album kann man hier sehen und hören:

Peter Heppner / „Confessions & Doubts“ und „Tanzzwang“ (RCA / Sony Music): Gleich zwei neue Alben hat der Mann mit der charakteristischen Stimme und der nachdenklichen Songwriter-Handschrift am Start. Das ist freilich nicht die Norm, aber darum hat sich der 50-jährige Künstler aus Hamburg ja noch nie geschert. Heppner frönt mit seinem neuen Pop-Album „Confessions & Doubts“ und dem neuen Dance-Album „Tanzzwang“ keinem übersteigerten Geltungsdrang. Vielmehr sammelte sich in den sechs Jahren seit seinem letzten Soloalbum ein potentes Song-Material-Füllhorn an, das eben für zwei CDs reichte. Egal, ob nun Sänger, Produzent, Komponist, Hörspielsprecher oder die Stimme einiger Hits des Elektronik-Projekts Schiller sowie Duo-Hälfte von Wolfsheim und Witt/Heppner – seine Handschrift ist klar erkennbar.

Getrennt hat Heppner die Songs beider Platten „nach Gefühl“, wie er mitteilen ließ. Genau so – eben nach Gefühl – soll auch entweder zu „Confessions & Doubts“ oder zu „Tanzzwang“ gegriffen werden. Ob die beiden Silberlinge als Gegenpole funktionieren, muss freilich individuell entschieden werden. Die Frage, warum Peter Heppner kein Doppelalbum aus der Materialfülle kompiliert hat, stellen wir dann also nicht. Wer ihn, seine Musik und seine Texte mag, dem ist es eh egal. Der Mastermind hat übrigens für mehrere Songs auf beiden Albem reichlich Bekannte und Freunde aus seinem Lager hinzu geholt, als da wären Apoptygma Berzerk, Schiller, Salt & Waves, Yann LaurenLatches, Kim Sanders und natürlich Joachim Witt, den er auch beim zurückliegenden M’era Luna-Festival in Hildesheim mit an Bord hatte. Live ist Peter auch in Hannover zu erleben, und zwar am 29. November im Musikzentrum (mit Leichtmatrose als special guests).

Alvaro Soler / „Mar de Colores“ (Airforce1 Records): Obwohl Alvaro Soler erst ein Album veröffentlicht hat, ist seine Bilanz imposant: Hitsingles wie „Sofia“ und „El Mismo Sol“ meldeten insgesamt mehr als 30 Gold-, Platin- und Diamant-Awards, sorgten für drei „Latin American Music Award“-Nominierungen und über eine Milliarde Klicks sowie täglich 1,7 Millionen Fans auf seinem YouTube-Kanal. 2015 enterte „Eterno Agosto“ („Ewiger August“) auf Anhieb die Top 5 der deutschen Albumcharts, stürmte in Italien, Polen und der Schweiz auf Platz 1 und sicherte sich überall in Europa Top-Positionen. Doch der 27-Jährige will mehr sein als „nur“ seine Sommerhits: Für sein aktuelles Album schuf er berührende Balladen, gefühlvolle Groover und glühend heiße Hit-Rhythmen.

Er selbst sagt über seine Songs, dass er „den Blick für seine gesamte musikalische Brandung aus spanischem Pop mit Folk-, HipHop- und Weltmusik-Elementen bis zu großem Orchester-Sound“ geöffnet habe. Dabei erzählt er intime Geschichten über Fernweh und Heimat in Barcelona, Tokio und Berlin. Soler: „In den Songs steckt immer noch viel Liebe zum Detail, aber sie verbreiten auch eine coole Leichtigkeit. Es soll Spaß machen, sie zu hören.“ Zitat der Label-Presse: „Ein sensibler Songwriter mit allem, was man für die große Bühne braucht. Er hat ein großes Herz, jede Menge Humor – und etwas zu sagen, das wir alle hören sollten. Dann mal los!

Schnelldurchlauf

Faelder / „Unheilbar“ (Vertigo / Universal): Hinter diesem Debüt verbergen sich die Herren Sebastian Lange und Florian Speckhardt von In Extremo, Henning Verlage von Unheilig sowie Kai Niemann und Adrian Kehlbacher.Für Faelder bündeln also zwei der erfolgreichsten deutschsprachigen Formationen ihre Kräfte zu einer echten Dark-Pop-Supergroup: Keyboarder/ Producer Henning Verlage zeichnete als musikalischer Mastermind von Unheilig für über vier Millionen verkaufter Einheiten verantwortlich. Das Rock-Fundament steuerten Gitarrist Sebastian Lange und Drummer Florian Speckardt bei, die mit In Extremo seit Mitte der 1990er Jahre als erfolgreichste Pionierformation des Mittelalter-Rock gelten. Vervollständigt wird die Besetzung von Bassist Adrian Kehlbacher und Sänger Kai Niemann. Letztgenannte hat bereits fünf Soloalben veröffentlicht (darunter die Top 4-Single „Im Osten“). Bei einer verabredeten Jam-Session sei sofort der Funke zur gemeinsamen Arbeit geflogen, geben die Musiker zu Papier. Das Songmaterial wird mit einem „atmosphärischen Breitwand-Mix aus mitreißendem Rock und bombastisch arrangiertem Pop Noir als Bindeglied zwischen der Alternative-Subkultur und dem Mainstream“ beschrieben. Viel Bombast und Pathos.

Odeville / „Rom“ (PandaPanda / Soulfood): Ungeachtet aller Erwartungen will die Hamburger Band, die sich bereits 2006 gründete und bislang fünf Longplayer veröffentlicht hat, nur eins: Sich immer wieder neu aufstellen und mit ungezügelter Ambition einfach geile Musik erzeugen. Folglich soll „Rom“ als Album Nummer 6 wieder ganz anders sein als der Vorgänger „Phoenix“. Fakt ist, dass Gitarrist David, Drummer Sascha und Sänger Hauke (sie bildeten von Beginn an den Kern der Band) kaum in eine Schublade passen. Okay, deutschsprachige Rockmusik mit vielfältigen und unkonventionellen Songstrukturen, aber auch klassische Poesie, angesagter Pop, mitunter auch Stadionhymnen. Zeitgeist? Ja, auf jeden Fall. Am 2. Dezember gastieren die Hamburger Jungs in Hannover (Lux). Hier gibt’s was zu hören:

Joe Bonamassa / „Redemption“ (Mascot Group): Was soll man über den Blues-Rock-Meistergitarristen groß erzählen? Selbstverständlich ist auch sein neuer Output ein Klasse-Teil. Es ist seine dritte Scheibe in Folge, die ausnahmslos Eigenkompositionen liefert, auch wenn man beim Opener „Evil Mama“ beim Schlagzeug-Einsatz beinahe originalgetreu an Led Zeppelins „Rock And Roll“ erinnert wird. Insgesamt schickt der Ausnahmekünstler zwölf Songs (Spieldauer: 65 Minuten) an den Start. Vielseitigkeit wird groß geschrieben, ob nun in der schnelleren Variante à la Rory Gallagher oder in der bluesigen Anleihe à la Stevie Ray Vaughan. Das Video zum Titelsong gibt’s hier:

Nashville Pussy / Pleased To Eat You“ (ear-Music / Edel): Der große Lemmy (er fehlt!) nannte Nashville Pussy mal „Amerikas letzte große Rock’n’Roll-Band“. Fans werden ihm freilich Recht geben. Doch so wirklich Neues liefern Blaine Cartwright mit seiner knarzigen Schreihalsstimme und Gitarristin Ruyter Suys mit ihrem neuen Output eigentlich nicht. Okay, das Stamm-Duo hat abermals die Rhythmusfraktion ausgetauscht. Neu sind Bassistin Bonnie Buitrago und Schlagzeuger Ben Thomas. Gemeinsam liefert der Vierer 13 neue Songs (darunter mit „One Bad Mother“ eine Widmung an eben jenen Lemmy Kilmister), von denen zweifellos keiner im Radio zu hören sein dürfte. Eine runde Dreiviertelstunde Punk-artiger, einfach gestrickter Sleaze Rock – „kick ass“ und so. Punkt! Blaine sagt: „Ich habe immer noch meine Schwierigkeiten, damit umzugehen, dass wir Lemmy verloren haben. Wir vermissen ihn sehr.“ Hier zu hören:

Ann Wilson / „Immortal“ (BMG Rights / Universal): Über die stimmlichen Fähigkeiten der Sängerin dürfte es keine zwei Meinungen geben: Stark! Jüngst legte die Frontfrau der amerikanischen Kultband Heart ein Cover-Album mit diversen Tracks von Musiker-Freunden vor, welche Ann Wilson musikalisch beeinflusst oder emotional besonders berührt haben und die kürzlich verstorben sind – passend dazu der Titel „Immortal“ („Unsterblich“). Die Auswahlkriterien für die Stücke hätten laut Ann nicht einfacher sein können: „Am wichtigsten war, dass ich sie liebte. Es mussten Songs sein, in die ich mich als Sängerin glaubhaft hineinversetzen konnte. Die komplette Tracklist liest sich wie folgt: „You Don`t Owe Me“ (Lesley Gore), „I Am The Highway“ (Chris Cornell/Audioslave), „I’m Afraid Of Americans“ (David Bowie), „Politician“ (Cream/ für Jack Bruce), „A Thousand Kisses Deep“ (Leonard Cohen), „Life In The Fast Lane“ (The Eagles/für Glenn Frey), „Back To Black“ (Amy Winehouse), „A Different Corner“ (George Michael), „Baker Street“ (Gerry Rafferty).

Eagle-Eye Cherry / „Steets Of You“ (Papa Cherry Records / Digital-Vertrieb: Believe / Phys.- Vertrieb: PIAS): „Saved Tonight“ hieß der Titel, der dem Krauskopf den Durchbruch verschaffte. Der liegt mittlerweile gute 20 Jahre zurück. Im Laufe der Jahre war sich Eagle-Eye Cherry nicht sicher, ob er überhaupt als Künstler weiter arbeiten wollte. Gerade in den letzten Jahren hatte er seine Anonymität wieder schätzen gelernt. „Ich konnte mit meiner Familie rumhängen und am Wochenende Fußball spielen. Außerdem fühle ich mich, wie viele andere Musiker meiner Generation, ziemlich verloren in dieser neuen Ära des Streamings“, sagt er. Mit seinem insgesamt fünften Album scheint er bei sich angekommen zu sein, genauer gesagt beim „Folk Country“ (nach eigener Aussage). Bisschen oldfashioned, aber allemal hörbar. Schon der Titelsong und Opener zeigt, wo es lang geht:

Simon Lewis / „Pilot“ (Karmarama / Sony Music): Klingt ziemlich modern und angesagt, das Debütalbum von Herrn Lewis. Viele Jahre machte er Straßenmusik, um seinen selbst geschriebenen Songs Gehör zu verschaffen. Anfang 2017 durchlebt Simon eine Trennung, und setzt alles auf eine Karte, kündigt seinen Job in einem Callcenter und zieht sich in das alte Haus seiner verstorbenen Großmutter in die Berge nach Kufstein zurück, um die Songs für sein Debutalbum zu schreiben. Dass es die richtige Entscheidung war, zeigte sich kurz darauf, als Ö3 seinen Song „All I Am“ auf Rotation nimmt (in ganz Europa über 5000 Mal im Radio). Nun ist das Debutalbum „Pilot“ fertig. Das Label Karmarama nahm ihn mit offenen Armen auf und sagt: „Das Album wird großartig aktuell und zeitlos, am besten zu beschreiben als eine Mischung aus The Calling, Lifehouse und James Morrison, manchmal kommen auch Mumford & Sons durch. Hier der Anspieltipp „All I Am“: