„Der bipolare Spagat“ von Donna Reynolds aus dem TRIAS-Verlag

Donna-Reynolds
Schreibt sich die Krankheit von der Seele: Autorin Donna Reynolds. Die gebürtige Amerikanerin lebt seit 1980 in Deutschland.

Ein Hilfebuch, geschrieben von einer Frau, die selbst an einer Bipolaren Störung (manisch-depressiv) erkrankte. Donna Reynolds über sich selbst: „Mein Kampf mit psychischer Krankheit begann früh. Bereits mit neun Jahren war ich depressiv, als ältere Jugendliche und junge Erwachsene offensichtlich manisch und mit 25 schließlich selbstmordgefährdet. Trotz häufiger, verheerender Stimmungsschwankungen und deren katastrophalen Auswirkungen wurde mir erst mit 45 endlich die Diagnose bipolare Störung gestellt“.

Von Ilona Kasse, Heilpraktikerin (Psychotherapie)

„Der bipolare Spagat“ ist ein echtes Hilfebuch, kurz und knackig auf den Punkt gebracht. Gut verständlich, ohne Fachjargon, bekomme ich Wissen über die Erkrankung und wie ich mit ihr und dem von einer bipolaren Erkrankung Betroffenen angemessen umgehen kann. Nicht jede wirklich gut gemeinte Hilfe ist immer das Richtige für den Erkrankten und auch nicht für den Angehörigen. Nicht selten passiert es, als Helfender in den Strudel der Erkrankung zu geraten und sich somit selbst aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ist ein Familienmitglied erkrankt, kochen die ganz natürlichen Emotionen hoch und Verletzungen sind vorprogrammiert. So wird der Spagat, wie die Autorin beschreibt, zu groß, um einen manisch­-depressiven Menschen zu verstehen und ein „normales“ Leben zu führen. Bei der bipolaren Erkrankung fahren die Emotionen und das Verhalten der Betroffenen Achterbahn.

Wer helfen will und Hilfe sucht, der ist mit diesem Buch gut beraten. Es ist ein Wegweiser für Jedermann, zum Beispiel wenn es darum geht, nicht in die Helfer-Aufopferungsschiene zu geraten. Wirklich helfen kann nur jemand, der sich selbst zuerst versorgt. Oberstes Gebot ist es, wie bei einem Autounfall, sich erst selbst abzusichern. Erst dann geht es zur Direkthilfe am Unfallopfer.
Das Buch gibt eine eindeutige Anleitung, wenn man es so nennen will, wie man sich aus kontraproduktiven Verhaltensmustern befreien kann. Setzt man sie in die Tat um, können Veränderungen auf jeder Ebene stattfinden. Einer der besten Ratgeber für Betroffene, Freunde und Angehörige, den ich je gelesen habe.

ISBN: 9783830438977, Preis 17,99 Euro

Über die Erkrankung

Bei der bipolaren Erkrankung wechseln sich depressive mit manischen Phasen in unterschiedlichen Schweregraden und Zeitabständen ab. Oft treten sie grundlos auf. Manchmal sind Auslöser zu erkennen, aber manchmal sind sie nicht so offensichtlich. Zwischen den Phasen können einige „normale“ Tage oder Wochen liegen, aber nicht zwingend. Symptome in der manischen Phase sind in der Hauptsache ein der Situation unangepasstes Verhalten von sorglos heiter bis erregt, eine grenzenlose Selbstüberschätzung, vermindertes Schlafbedürfnis, Hyperaktivität, Ablenkbarkeit manchmal sogar mit psychotischen Symptomen oder Wahn. Alkohol- und Drogenmissbrauch spielt nicht selten eine Rolle. Auch eine gesteigerte Libido und übertriebene Einkäufe können auftreten. Mit leichtsinnigem Verhalten können  Erkrankte sich selbst und andere auch schon mal in Lebensgefahr bringen. Dabei kann das fehlende Bewusstsein über die Erkrankung auf Seiten des Betroffenen eine Behandlung erschweren.

In den depressiven Phasen kommen die gegensätzlichen Symptome zum Tragen, dazu zählen etwa erhöhtes Schlafbedürfnis, Zerschlagenheit, Schuldgefühle und Selbstanklage. Sie zermürben den Patienten. Suizidale Gedanken und Handlungen können auftreten.

Das durchschnittliche Ersterkrankungsalter für bipolare Erkrankungen liegt zwischen 20 und 35 Jahren. Manchmal bricht sie auch schon während der Pubertät aus. Die Ursachen sind multifaktoriell. Studien belegen zum Beispiel eine genetische Disposition. Das heißt, ist jemand in der Familie an einer bipolaren affektiven Psychose erkrankt, besteht ein höheres Erkrankungsrisiko für Blutsverwandte. Außerdem geht man auch von einem biochemischen Ungleichgewicht im Gehirn aus. Dazu kommen Persönlichkeits-, somatische und reaktive Faktoren, wie zum Beispiel akute Verluste und Krisen. Auch Erziehungsstile, wie überängstlich-fürsorgliches Verhalten und gelernte Hilflosigkeit, können eine Rolle spielen.

Ein Mensch, der an einer manisch-depressiven Störung, auch bi-polar genannt, erkrankt ist, gehört immer in die Behandlung von Fachärzten. Diese entscheiden über weitere spezifische Therapiemaßnahmen. Im Rahmen der Akutbehandlung muss entschieden werden, ob ein stationärer Aufenthalt in einer speziellen Klinik angezeigt ist. In der Regel werden entsprechende Medikamente verabreicht. Vor allem die Abschätzung der Suizidalität durch den Arzt ist von zentraler Bedeutung. Angehörige können sich auch Unterstützung in Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen oder Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern holen.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein