Expo-Plaza – ein Mekka für alle Open Air-Liebhaber

Hannover. Einmal 23.000 und zweimal 25.000 – binnen einer Woche avancierte die Expo-Plaza zum Mekka für Open Air-Musikfans. Tolle Acts, pickepackevoll, Riesenstimmung, logistische Meisterleistungen: Zweifellos waren es drei Events der Extraklasse, die Hannover erleben durfte. Schon am Freitag, 5. Juni, geht’s mit Caspers „Castival“ auf der Plaza weiter.

Von Erk Bratke

Tag 1: Den Anfang machen Sunrise Avenue. Die finnischen Chartstürmer um den umschwärmten Samu Haber liefern auf der Plaza keineswegs das ansonsten bekannte Feuerwerk ihrer Hits ab – nein, für ihr Gastspiel in der Landeshauptstadt haben sie sich etwas ganz Besonderes ausgedacht: Ein einziges Konzert mit orchestraler Begleitung.

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Rock meets Klassik: Samu Haber mit Orchester.

Hinter Samu und seinen drei Bandkollegen hat sich ein 24-köpfiges Orchester positioniert. Rock meets Klassik. Das ist in der Sache nicht unbedingt neuartig, für Sunrise Avenue allerdings schon. E-Gitarren und Violinen, Drums und Piano – es harmoniert. Bei der „Fairytales – Best Of Tour“ klingen Gassenhauer wie „Unholy Ground“, „Welcome To My Life“ und „Hollywood Hills“ auf einmal ganz anders. Ein spektakulärer Abend, sowohl für die Band als auch für das Publikum.

Tag 2: Das NDR 2-Festival bringt nun schon seit Jahren gefeierte Helden auf die Plaza-Bühne. Diesmal kann durchaus von einer erstklassigen Auslese gesprochen werden. Sechs Acts aus recht unterschiedlichen Genres, gut acht Stunden Bühnenpräsenz und jede Menge verdienter, teilweise euphorischer Beifall.

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Weltmeisterlich: 96-Keeper Ron-Robert Zieler war vor allem wegen Delay und Fanta gekommen – und musste fleißig Autogramme schreiben. Fotos: Bratke/Lale

Eher verhalten geht es noch bei den Arkells zu. Die kanadischen Indie-Popper gibt es seit 2006; mit drei Longplayern und mehreren Top-Ten-Hits in den Rock/Alternative-Charts sind sie bereits eine feste Größe. In Hannover stellen sie unter anderem ihr aktuelles Album „High Noon“ vor. Toller Harmoniegesang und locker-flockige Poprock-Nummern.

Danach, oh Schreck! Was ist denn da mit Ian Hooper passiert? Der Frontmann der Mighty Oaks betritt mit raspelkurzen Haaren die Bühne. Haben ihn nicht eben seine goldenen Langhaarlocken zum Frauenschwarm gemacht? Sei’s drum, der Rauschebart ist erhalten, ebenso wie sein Charisma auf der Bühne. Die NDR-Presse nennt die englisch-amerikanisch-italienische Band aus Berlin völlig zu Recht einen „richtig sympathischen Haufen“. Spielfreudig sind die „Oaks“. Feinster folkiger Gitarrenrock mit Geigenunterstützung und mehrstimmigen Gesang. Der Mega-Hit „Brother“ wird abgefeiert. Einziges Manko: Jungs, ihr seid bei den Basstönen ganz klar zu laut!

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Kreischalarm: Olly Murs begeistert vor allem weibliche Zuschauer.

Und dann: Kreischalarm bei den vornehmlich weiblichen Fans im vorderen Bereich der Bühne. Nicht Kahn, nicht Pocher. Blödsinn, die ausgelassenen „Olli, Olli-Rufe“ gelten dem britischen Hipster Olly Murs. Wow, der Junge hat ja schon jede Menge Hits auf Lager – nicht schlecht. Ein Tausendsassa, der bei seiner Kommunikation mit dem Publikum bei Frontmännern wie Jon Bon Jovi wohl ganz genau zugeschaut hat. Insgesamt geht seine Show ein wenig zu sehr in Richtung „Boygroup“. Für die Teens und Twens allerdings ein Augen- und Ohrenschmaus.

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Bei bester Laune und Stimme: Johannes Strate, Frontmann von Revolverheld.

„Ist doch nur Mädchenmusik“, sagt der ein oder andere Kollege, als Johannes Strate und seine „Revolverhelden“ die Bühne betreten. Weit gefehlt: Die Jungs können richtig (hard)-rocken. Obwohl sie zumeist balladesk von inniger beziehungsweise verschmähter Liebe singen, lassen sie es richtig krachen. Frontmann Strate ist bei bester Laune und witzelt mit seinen Fans. Der Mann weiß nicht erst seit „Voice-Kids“ wie es geht. Schnell noch ein Cover eingestreut („Du trägst keine Liebe in Dir“ von Echt) und dann aber weiter mit den eigenen Hits – über Hamburg, Berlin oder Köln. Und als Zugabe: Logo, „Scheiß auf Freunde bleiben“. Das hat doch schließlich jeder irgendwann schon mal erlebt. Von wegen Mädchenmusik! Revolverheld sind aktuell eine der besten deutschen Liverockbands.

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Rock on: Die „Revolverhelden“ lassen es krachen.

Dieser Auftritt ist eigentlich schwer zu toppen, doch „Mr. Party“ schafft das. Jan Delay und seine „Disko No. 1“ erledigen den Job vom ersten Ton an. Hysterische Stimmung zu fetten Beats. Delay ölt. Kein Wunder, er gibt den rastlosen Springinsfeld. Wie immer hip gestylt, fragt er nach Hannovers Feiertauglichkeit. Jo, das passt schon. Mehr als 90 Minuten rast der Jan über die Bühne, schmeißt dabei all die Abgehsongs seines aktuellen Albums „Hammer & Michel“ in die bebende Menge.

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Fahnenschwenker: Jan Delay.

Nun noch der Headliner des Abends: die Fantas! Ein Vierteljahrhundert deutscher Rapmusik liegt bereits hinter dem fantastischen Vierer. Thomas D., Schmudo, Michi und Andreas Rieke geizen trotz schwäbischer Herkunft mit nichts. Das volle Programm, die voll-fette Show. Wie man hört, seien drei Trucks fürs Equipment angefahren. Generationen verbinden sich. Und die Party geht ab…

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Die Fantas: Michi, Smudo und Thomas D. (von links).

Tag 3: Nun sind die Youngster gefragt. Die milden Temperaturen mit viel Sonne des Vortrags sind der vielzitierte Schnee von gestern. Bei der N-Joy-Starshow haben die Teens und Twens zunächst mit strömenden Regen zu kämpfen. Dennoch machen die im wahrsten Sinne des Wortes „angesagten“ Acts einen prima Job. Die 25.000 Zuschauer sind begeistert und bei bester Partylaune.

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Anheizer: Mark Foster.

Power, Coolness, fette Beats und Sprechgesang stehen im Mittelpunkt des Nachmittags. Teesy, Marlon Roudette, Mark Forster und Meghan Trainor rocken die Plaza-Bühne. „Ganz großes Kino“ wird Jessie J nachgesagt. Die 27-jährige Britin begeistert mit ihrem sexy Outfit im durchsichtigen Kleidchen, einer erstklassigen Performance und ihrer besonderen Nähe zu den Fans.

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Augenschmaus: Jessie J.
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Höhepunkt: Jason Derulo.

Absoluter Höhepunkt der Starshow 2015 ist Jason Derulo. Der US-Amerikaner bringt all seine Hits und glänzt obendrein durch mitreißende Choreografien. Eine musikalische Tanzshow als würdiges Finale.

Zeitversetzt überträgt das NDR-Fernsehen die beiden Festivaltage. Wer es live oder im TV verpasst hat, der kann das im Internet unter www.ndr.de (Unterhaltung/Events) nachholen.

Zum Thema

Der Auftakt von Hannovers Open Air-Sommer ist volbracht. Schon am Freitag, 5. Juni, geht’s auf der Expo-Plaza weiter. Der Berliner Wortakrobat Casper, der eigentlich Benjamin Griffey heißt, lädt zu einem eigenen Freiluftfestival ein. Das nennt er „Castival“. Seine musikalischen Gäste sind Kraftklub und K.I.Z.

Casper will dem Publikum einen hohen Erlebnisfaktor als bei einem regulären Open Air bieten. Deshalb vergleicht der Rapper sein Angebot mit einem Jahrmarkt inklusive Los- und Schießbuden – ein Spektakel.

Der Festivalsommer in Hannover geht natürlich weiter und sieht reihenweise Highlights vor. HDI-Arena und Gilde-Parkbühne stehen dann im Blickpunkt. Alle Infos dazu unter www.hannover-concerts.de.

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Castival auf der Expo-Plaza: Casper bringt musikalische Gäste mit.

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