Beth Hart ist Feuer und Flamme

Klassischer und tieftrauriger Blues, schwermütige Balladen gepaart mit coolem Jazz und der obligatorischen Prise Hardrock – das ist die Mixtur des neuen Studio-Albums von Beth Hart. Auch bei „Fire On The Floor“ (VÖ am vergangenen Freitag) steht wie gewohnt die Sahne-Röhre der Singer/Songwriterin im Mittelpunkt. Toll, dass im Mai des kommenden Jahres eine Deutschlandtour geplant ist, inklusive eines Hannover-Gastspiels. Neben den neuen Hart-Outputs gibt es selbstverständlich weitere interessante Neuerscheinungen – ein paar dieser Tonträger sind in unserem „Zum Thema“ zu finden.

Von Erk Bratke

beth-hart-coverBeth Hart / „Fire On The Floor“ (Provogue/Mascot Label Group/Rough Trade): Völlig zu Recht werden die Alben der Grammy-nominierten Künstlerin von den Kritikern gefeiert. Seit Jahren arbeitet sie mit den absoluten Größen der Musikbranche zusammen und verzaubert ihr Publikum mit ihrer rauen und zugleich honigsüßen Stimme immer wieder aufs Neue. Hier schon erwähnt: Im Rahmen der kommenden Deutschland-Tournee gastiert Beth Hart am 18. Mai in Hannovers Theater am Aegi (Tickets siehe unter www.Hannover-concerts.de).

Vor der CD-Veröffentlichung machte bereits das Video zum Titeltrack „Fire On The Floor“ die Runde. In eigenen Worten sagt Beth Hart dazu: „Er ist so schwelend und leidenschaftlich. Ich glaube, es wird fantastisch, ihn live zu singen. Er handelt davon, dass jemand, den Du magst, schlecht für Dich ist. Du weißt das, doch kannst nichts dagegen tun. Die Hörprobe gibt’s hier:

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Und weiter: „Wenn Du die ganze Zeit auf Tour bist, merkst Du plötzlich, wie großartig es ist, zuhause zu sein.“ Dazu gibt es die Ballade „No Place Like Home“, die quasi das absolute Gegenteil von „Better Than Home“ darstelle. Das gleichnamige Vorgängeralbum (2015) bezeichnet Frau Hart als „eines meiner besten Alben, doch es war auch eine brutale Erfahrung“. Das neue Werk habe dagegen mehr Energie und mehr Eier in der Hose. „Ich brauchte wirklich einen Ausgleich, ich musste dieses Album machen“, beteuert die Sängerin.

Vor kurzem habe sie die Reihenfolge der Songs festlegen müssen. „Während ich das tat, sagte ich zu mir selbst: Hey, das ist echt verdammt gut geworden! Ich bin so zufrieden damit“, fasst sie zusammen. Recht hat sie!

Zum Thema

blind-ego-coverBlind Ego / „Liquid“ (Gentle Art Of Music/Soulfood): Mit „Liquid“ meldet sich das Soloprojekt von Kalle Wagner zurück. Wird ja auch Zeit, mögen die Fans des RPWL-Gitarristen sagen. Immerhin sind seit dem Vorgänger mittlerweile sieben Jahre ins Land gezogen. Für sein neues Werk hat der Progressive-Rocker abermals reichlich Gastmusiker und verschiedene Gastsänger engagiert.

Für Insider: Ex-Dreamscape-Drummer Michael Schwager schwingt die Stöcke, Sebastian Harnack (Sylvan), Ralf Schwager (Subsignal) und Heiko Jung (Panzerballett) sind für die Bässe zuständig, der Schwede Erik Blomkvist, der Niederländer Arno Menses (Subsignal) und US-Import Aaron Brooks (Simeon Soul Charger) übernehmen die Gesänge.

Soloprojekt: Kalle Wagner hat sein drittes Solowerk am Start. Foto: Alexey Testov
Soloprojekt: Kalle Wagner hat sein drittes Solowerk am Start. Foto: Alexey Testov

Kalle Wallner nahm sie die Zeit, um an seinem dritten Werk zu feilen. War der Erstling „Mirror“ (2007) noch geschmeidig und fast melancholisch, packte der Freisinger 2009 auf „Numb“ den Dampfhammer aus und servierte dem Publikum einen knallharten Brocken metallischen Hardrock. Wie passend: Mit „Liquid“ fusioniert der Gitarrenmeister nun diese beiden Ansätze und lässt die verschiedenen Elemente miteinander verschmelzen. Das Ergebnis sind neun Stücke bei einer knappen Stunden Spieldauer, die von großen Rockmelodien über wuchtiges Metal-Riffing bis hin zu gefühlvollen Passagen alles mitbringen. „Liquid“, also flüssig eben.

Der Album Trailer:

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Blind Ego „Blackened“:

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hamilton-leithauser-rostam-coverHamilton Leithauser + Rostam / „I Had A Dream That You Were Mine“ (Glassnote Records/Caroline): „A 1000 Times“ – was für ein Ohrwurm, der da an am Anfang dieser Zusammenarbeit steht. „Dies ist die Platte, die ich seit mindestens einer Dekade machen wollte. Als Fan von Hamiltons Stimme bei The Walkmen wollte ich sie festhalten, wie sie bisher nicht festgehalten wurde“, berichtet Rostam, der bis vor kurzem noch Multi-Instrumentalist bei Vampire Weekend war, über die Inspiration zur Zusammenarbeit mit dem früheren Walkmen-Sänger Hamilton Leithauser.

Der Angesprochene selbst ergänzt dazu: „Rostams Vorgehen als One-Man-Band ist so grundlegend anders im Vergleich zu der Art, wie ich immer Songs geschrieben habe. Es ist wirklich beeindruckend.“ Folglich hatten die beiden Protagonisten keine Ahnung, welche Art von Musik sie machen würden. Am Ende hätten sich die Dinge einfach ergeben. Man habe gleichzeitig geschrieben und aufgenommen. Es sei schon absolut inspirierend gewesen, einfach nur dabei zu sein.

Inspirierende Zusammenarbeit: Hamilton Leithauser und Rostam. Foto: Josh Goleman
Inspirierende Zusammenarbeit: Hamilton Leithauser und Rostam. Foto: Josh Goleman

Als Ergebnis kam eine – sagen wir mal – kuriose musikalische Mixtur heraus – von Doo Wop zur Country Pedal Steel, von einer Piano- und Orgel-Alchemie zu Leonard Cohen-schen spanischen Triolen. Eine stilistische Schublade lässt sich kaum finden. Insgesamt gewöhnungsbedürftig, aber an dem Titeltrack gibt’s wohl kaum ein Vorbeikommen. Das Video Hamilton Leithauser + Rostam zu „A 1000 Times“:

http://vevo.ly/V8zhjQ.

marillion-coverMarillion / „F E A R“ (ear music/Edel): Freilich sagen nicht wenige Musikliebhaber, dass Marillion seit der Trennung vom legendären Frontmann Fish nichts mehr von der ehemaligen Qualität liefern könnten. Ob dem so ist, sei dahin gestellt. Zweifellos dürfte aber das neue Werk nicht an die erfolgreichen Zeiten von „Misplaced Childhood“ mit solch Mega-Songs wie „Kayleigh“ oder „Lavender“ anknüpfen.

„F E A R” ist nun schon das 18. Studioalbum der Band, von den eingefleischten Fans sicherlich lang erwartet. Es enthält fünf brandneue Songs und das erklärte Gefühl der Band, dass es ihr bisher bestes ist. Nun ja, das sagen so gut wie alle Künstler über ihre Neuerscheinungen. So provozierend der Albumtitel wirkt (ausgeschrieben soll es „Fuck Everyone And Ru“ heißen), so ruhig geht’s musikalisch zu – fast schon sphärische Klänge. Natürlich sei der Titel keinesfalls Falls beleidigend gemeint. Er ist Teil einer Textzeile des Songs „New Kings“, vorgetragen in klagender Falsettstimme. Sänger Steve Hogarth sagt dazu: „Wir haben den Titel schon einigermaßen genüsslich verwendet. In erster Linie, weil er zeigt, dass wir nichts aus dem Weg gegangen sind, aber dabei mit einer gewissen Traurigkeit. Im menschlichen Verhalten gibt es zwei grundsätzliche Impulse: Liebe und Angst – und alles Gute kommt von der Liebe.“ Okay, ob’s gefällt, entscheidet eh der Hörer.

Studioalbum Nummer 18: Marillion freuen sich darauf, die neuen Songs auch live vorzustellen.
Studioalbum Nummer 18: Marillion freuen sich darauf, die neuen Songs auch live vorzustellen.

vola-coverVola / „Inmazes“ (Mascot Label Group/Rough Trade): Wesentlich weniger Erfahrung als die vorgenannte Band haben Vola. Das dänische Quartett ist mit seinem Debüt am Start – und zwar nach drei Jahren des Komponierens, Aufnehmens und Perfektionierung des eigenen musikalischen Handwerks. Herausgekommen ist ein Mix aus 70er Jahre Progressive Rock, modernem Elektro, Industrial und Metal. Nein, dadurch kann nicht das nächste Dänen-Ding nach Volbeat erwartet werden.

Bei aller brachialer Härte beeindrucken dennoch die klaren und melodiösen Gesangslinien. Insgesamt werden Vergleiche an Pink Floyd-Sounds gepaart mit Rammstein-Einflüssen herangezogen. Tech-Prog soll die passende Schublade dazu sein. Abenteuerlich und durchaus interessant, aber sicherlich nicht jedermanns Sache.

Newcomer aus Dänemark: Vola haben ihr Debütalbum am Start. Foto: Nikolai Linares
Newcomer aus Dänemark: Vola haben ihr Debütalbum am Start. Foto: Nikolai Linares

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