Und unter ihrer harten Schale schlägt ein hämmerndes Herz…

Phoenix West? Noch nie gehört. Hört sich zunächst mal wie ein Bandname einer englischen Boygroup an, oder? Halt, falsche Fährte. Es ist nämlich ein neues Musikprojekt von vier Jungs aus dem Ruhrpott mit tiefen, kraftvollen Männerstimmen. „Ohne Uns“ heißt das interessante Album, das soeben Platz in den Verkaufsregalen fand.

Von Erk Bratke

Phoenix-West---CoverPhoenix West / „Ohne Uns“ (Schallkunst/Telamo/Warner): Grönemeyer und Bochum – kennen wir. Damit stieg der Superstar wie Phönix aus der Asche. Ähnliches und doch ganz anders liefert das Sängerquartett ab. Die Magie des „Potts“ hat auf die Vier ausgestrahlt – deshalb singen sie auch über ihre Herzensheimat, die Region zwischen Rhein und Ruhr und über all die Dinge, die die Menschen dort bewegen.

Allerdings dürften ihre Lieder weit über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus Aufmerksamkeit erregen. Phoenix West, das sind hymnische Refrains mit brachialer, klassischer Orchestrierung, die mit leisen intimen Tönen abwechselt. Durchaus ein musikalisches Erlebnis, das es wohl so noch nicht gegeben hat. Okay, vom Pathos her sind leichte Ähnlichkeiten zu Santiano herauszuhören.

Die Vier stehen für klare Werte. „Sie sind bodenständig, ehrlich, sozialkritisch, und volksnah“, sagt die Labelpresse. Dabei lassen sie auch die Schattenseiten des Lebens nicht aus und erzählen, welche Rolle Aggressionen, Alkohol und Sucht im Leben spielen können. Selbst Erlebtes? Mag sein.

Sänger Chris Dunker ist gebürtiger Dortmunder. Sein Großvater malochte auf der Zeche und viele Geschichten von damals wurden zuhause erzählt. Schon lange brannte in Chris die Idee, eine Band zu gründen, die sich mit Themen aus dieser Arbeiterwelt beschäftigt. Die Anziehungskraft, die der Pott ausstrahlt, traf auch den Wiener Martin Krieger. Sein Großvater betrieb einst einen Kohlehandel, in dem er als Kind tüchtig mithalf. Die Zeit war reif. Dunker trommelte seinen Musiker-Kollegen Steffen Eckert herbei, der als Liedschreiber und Sänger durch die Lande zog. Auf der Suche nach einem weiteren Sänger entdeckten die Drei dann den aus Wesel stammenden Phil Ohleyer. Als alter „Pottler“ konnte auch er sich sofort für diese Idee begeistern und stieg ein.

Wenn man über Stahl, Kohle und harte Arbeit singt, dann – so der Dortmunder Chris Dunker – liegt es auf der Hand, sich nach einem traditionsreichen Standort für Hochöfen zu benennen: Nach der über 150 Jahre alten, mittlerweile stillgelegten Dortmunder Anlage Phoenix West. Aha, da haben wir die Auflösung zum Bandnamen.

Gemeinsam erzählen die Jungs balladenhafte Geschichten, schnörkellos, bewegend und ohne Umwege. Ihre Themen sind die, die man tagtäglich draußen auf der Straße hört – von der Arbeit, Familie, Freundschaft und Zusammenhalt. So heißen die Songs dann auch beispielsweise „Hart wie Stahl“, „Der Letzte macht das Licht aus“, „Maria Krohn“ oder „Rhein und Ruhr“. Ein weiterer interessanter Anspieltipp wäre noch der Song: „Sein Verein“ – eine Fußballhymne, die mal nicht auf irgendeinen Kickerclub direkt abzielt. Gelungen!

Hier gibt einen ersten Eindruck von Phoenix West:

 

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