„Er war alle Zeit ein treuer Hüter des Waldes“

Argestorf (wk). Ein tragisches Unglück jährt sich heute zum 80. Mal. Am 10. Dezember 1935 verunglückte der 67-jährige Forstaufseher Heinrich Bremer aus Argestorf im Deister. Zwischen dem ehemaligen Forsthaus Argestorf und dem Taternpfahl, „abseits vom Wege“, so beschreiben es die historischen Quellen, nahm das Unglück seinen Lauf.

Forstaufseher Bremer war in den Wald gegangen, um Holzfällerarbeiten zu beaufsichtigen. Als der erfahrene Forstmann einem fallenden Baum ausweichen wollte, muss er wohl ins Straucheln gekommen sein. Er fiel zu Boden und wurde von dem niederstürzenden Baum schwer verletzt. An dieser Stelle berichten die Quellen, dass er von Waldarbeitern geborgen und in seine heimische Wohnung gebracht worden sei. „Das hat sich aber anders zugetragen“, sagt Günter Bremer im Gespräch mit dem Deister Journal. Es seien vielmehr die Töchter von Heinrich Bremer gewesen, die den Vater aus dem Wald geholt haben. Günter Bremer sollte es wissen, denn Heinrich Bremer war sein Großvater.

Ein Arzt wurde aus Wennigsen gerufen, und er unternahm alles, um den Schwerverletzten zu retten. Mit seinem eigenen Auto fuhr er los, um Heinrich Bremer nach Hannover ins Krankenhaus zu bringen. Doch letztlich waren alle Bemühungen vergeblich, Heinrich Bremer verstarb noch während der Fahrt an seinen schweren inneren Verletzungen.

Noch heute erinnert ein Gedenkstein an den tragischen Unglücksfall. Den ließ der Arbeitgeber von Heinrich Bremer, der Freiherr von Münchhausen, aufstellen. Hier der Wortlaut der Inschrift:

An dieser Stelle verunglückte am 10. Dezember 1935 der Forstaufseher Heinr. Bremer Argestorf. Er war alle Zeit ein treuer Hüter des Waldes
Freiherr von Münchhausen

Die Münchhausensche Forst liegt bei Argestorf, zwischen der Wennigsen-Argestorfer Genossenschaftsforst und der Kniggeschen Forst. Mit 79 Hektar Fläche ein relativ kleines Forstgebiet. Die Forst gehört zum Gut Bettensen bei Roloven, dessen frühere Besitzer von Hanensee hießen. Deshalb wurde dieses Waldstück seinerzeit auch das „Hansche Holz“ genannt. In alten Landkarten findet man es auch unter diesem Namen. Erst später, aber noch vor 1780, erwarb die Adelsfamilie von Münchhausen das Gut und die Forst.

Quelle: DLZ vom 13. Dezember 1935, Kalisch, Wüllner

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Im Landbuch Verlag Hannover erschien 2003 das Buch Gedenksteine im Deister von Günther Klapproth. Über mehrere Jahre hatte der Autor alle Gedenksteine im Großen Deister aufgespürt und ihre geschichtlichen Hintergründe recherchiert. Mehr als 100 Gedenksteine beschreibt Klapproth. Dazu hat er eine Übersichtskarte erstellt und sogar zu jedem Gedenkstein die genauen geografischen Koordinaten angegeben. Damit lassen sie sich mit einem GPS-Gerät exakt auffinden. Die Koordinaten für den Bremerstein lauten 9°34’18“O/52°15’03“N.

Das älteste steinerne Zeugnis im Deister trägt die Jahreszahl 1583, der jüngste Gedenkstein stammt aus dem Jahr 2001. Autor Günther Klapproth wurde 1937 in Göttingen geboren, seit 1973 wohnt er in der Region Hannover. Infos zum Buch mit Bestellmöglichkeit: www.guentherklapproth.privat.t-online.de

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