Bogenschießen bei Horrido – ein Selbstversuch

Hohenbostel. Das Wetter lädt nicht gerade zu Aktivitäten im Freien ein. Bei leichtem Nieselregen und einem steifen Westwind möchte man es sich lieber auf dem Sofa bequem machen. Doch die Bogenportler des SC Horrido sind hart im Nehmen – ein Hausbesuch mit Selbstversuch.

Von Uwe Serreck

25 Aktive gehören zur Sparte. Immer sonntags ab 10.30 Uhr ist Training. An diesem Morgen haben nur fünf Unerschrockene den Weg zum Schützenhaus gefunden. Auch das Deister Journal ist vor Ort, verabredet zum Hausbesuch. Eigentlich ist das nicht ganz richtig, denn im Gegensatz zu den Luftgewehrschützen von Horrido, deren Schüsse aus dem Inneren des Vereinsheimes zu hören sind, wird der Bogensport unter freiem Himmel betrieben. Jedenfalls das jagdliche Bogenschießen, welches man bei Horrido pflegt.

Wetterfest: Spartenleiter Volker „Pitti“ Muth-Schauer (links) gibt die passenden Erklärungen.
Wetterfest: Spartenleiter Volker „Pitti“ Muth-Schauer (links) gibt die passenden Erklärungen.

Es geht einige Meter Richtung Deisterrand. Zwischen den Bäumen ist es zumindest windgeschützt, was die Temperaturen angenehmer macht. Die Gruppe stört das ohnehin nicht. „Wir sind immer da“, sagt Spartenleiter Volker „Pitti“ Muth-Schauer und lacht. Selbst bei 15 Grad Minus habe man schon geschossen.

Die erste Zielscheibe ist erreicht. Während Bogen und Pfeile bereit gemacht werden, klärt „Pitti“ auf. Neben der jagdlichen gibt es noch die olympische Variante – das WA- oder früher FITA-Bogenschießen (http://www.bogenundpfeile.de/FITA_schiessen/). Geschossen wird auf Plätzen oder in der Halle auf feste Distanzen und die Bögen verfügen über ein Visier. „Es ist auch Sport“, sagt Klubchef Rolf Franke fast ein wenig verächtlich.

Die Ausrüstung: Neben dem Bogen gehört auch ein Unterarmschutz dazu.
Die Ausrüstung: Neben dem Bogen gehört auch ein Unterarmschutz dazu.

Abwechslungsreicher und schwieriger ist das, was die Hohenbosteler machen. Die Entfernungen stehen nicht genau fest und die Bögen haben keine Zieleinrichtung. Man müsse instinktiv schießen, betont Muth-Schauer. So braucht es viele 100 Pfeile im Training, ehe der Schuss dort landet, wo er treffen soll, der sogenannten Killing-Zone.

Foto3_Ziele
Die Ziele: Geschossen wird auf Tierbilder…

Dabei wird entweder auf Scheiben mit Tierbildern oder 3-D-Nachbildungen geschossen. „Das ist schön“, verrät Helmut Rathmann, der über seinen Sohn Arian zum Bogenschießen kam. „Da ich schon mal da war, habe ich es ausprobiert“, sagt Rathmann. Ab acht Jahre könne man beginnen, im Verein sind dies die jüngsten. Für Interessenten sind immer Leihbögen vorhanden und eine Erstausstattung ist schon für 100 Euro zu haben.

...oder auf sogenannte 3D-Nachbildungen.
…oder auf sogenannte 3D-Nachbildungen.

Zum Hausbesuch bei Horrido gehört natürlich der Selbstversuch. Ganz wichtig – der Lederschutz am Unterarm. Wenn die Sehne nach vorne schnellt, kann das sonst sehr schmerzhaft sein. Immerhin werden die Pfeile auf bis zu 200 km/h beschleunigt. Für den Berichterstatter unerreichbar, aber es sind ja auch nur zwölf Meter zum Ziel. Auf einem Wettkampfparcours sind es in der Regel 25 Meter. „Ellenbogen nach außen“, kommt das Kommando von „Pitti“. Schont den Unterarm und verleiht dem Bogen beim Abschuss mehr Stabilität. Fürs erste Mal klappt das gar nicht schlecht. Von elf Pfeilen im Köcher landen immerhin fünf auf der Scheibe.

Die Hohenbosteler lachen. Bei allem Ehrgeiz steht der Spaß im Vordergrund. Es gibt zwar offizielle Meisterschaften, teilnehmen tut daran aber eigentlich keiner. Es geht zur nächsten Station. Ein kapitaler Keiler (aus speziellem Kunststoff) ist im Unterholz versteckt. Gar nicht so leicht zu treffen, zumal Äste die direkte Flugbahn der Pfeile versperren. Da heißt es hinterher suchen gehen. Der ein oder andere Pfeil geht trotzdem verloren. Nicht schlimm. „Sind ja selbstgebaut“, sagt Hauke Brüggemeyer.

Losgelassen: Der Pfeil fliegt...
Losgelassen: Der Pfeil fliegt…

Der Regen wird allmählich stärker, doch die gute Laune der Gruppe stört das Wetter nicht. Nur den Berichterstatter. Es gilt ohnehin noch einen Blick ins Vereinsheim zu werfen. Das diente übrigens 1971 beim Bau des Ihme-Zentrums in Hannover als Architektenhütte. Jetzt fliegen hier freitags (Jugend ab 17.30 Uhr, Erwachsene ab 19 Uhr) die Druckluftgeschosse.

Das Gebäude ist in die Jahre gekommen. Im Raum zieht es mächtig, doch eine Sanierung wäre nicht billig. Geld ist allerdings knapp. Der SC Horrido zählt nur noch 63 Mitglieder, zu Hochzeiten waren es mal 106. „Es ist ein steter Kampf“, betont Rolf Franke. Deshalb sollen demnächst wieder Bogenkurse über die Volkshochschule angeboten werden, um Interessenten zu locken. Derweil hat die Gruppe ihre Runde beendet, der Regen ist zu stark geworden. Noch ein heißer Kaffee und der Vormittag ist wie im Fluge vergangen. Vielleicht spielt in der nächsten Woche ja auch das Wetter wieder mit.

Eingepackt: Die Horrido-Schützen Brüggemeyer, Muth-Schauer, Bauer und Rathmann (von links) beim Training im Deister.   Fotos: Serreck
Eingepackt: Die Horrido-Schützen Brüggemeyer, Muth-Schauer, Bauer und Rathmann (von links) beim Training im Deister. Fotos: Serreck

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein