Kaum noch Mannschaften und kein Zuschauerinteresse

Barsinghausen (eb). Nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit und ohne mediales Interesse fand die erste Fußball-Stadtmeisterschaft des noch jungen Jahres in Barsinghausen statt. Traditionell machten die Senioren der Altersklasse Ü32, Ü40 und Ü50 den Anfang der Vergleichswettbewerbe auf kommunaler Ebene. Außer den neuen Titelträgern bleibt festzuhalten, dass der sportliche Wert dieses Wettstreits mittlerweile gen Null mutiert.

Vordergründig stellt sich die Frage, wo denn überhaupt noch der Barsinghäuser Altherrenfußball gepflegt wird? Anders als in früheren Zeiten schaffen es viele Stadtteilvereine längst nicht mehr, betreffende AH-Teams – geschweige denn solo, also ohne Spielgemeinschaft – zum Laufen zu bringen. Veranstalter der Hallen-Meisterschaften war in diesem Jahr die Ü32 der SG Kirchdorf/Barsinghausen, die im Vorfeld jede Menge Absagen notieren musste.

Zur Erinnerung: Anno dazumal hatte das Traditionsevent der Oldies einen weitaus größeren Stellenwert. Der Derby-Charakter wurde groß geschrieben. Bis in die Nullerjahre hinein fand das Turnier vor vollbesetzten Tribünen statt – zumeist sogar aufgeteilt an zwei Veranstaltungstagen (Ü32 separat von der Ü40). Schnee von gestern.

Stadtmeister Ü32: die selbsternannten „Basche Old Boys“ der SG Kirchdorf/Barsinghausen.

Ordnungsgemäß angemeldet hatten sich neben dem Veranstalterteam (Basche Old Boys) lediglich die eigene Ü40-Mannschaft sowie die beiden entsprechenden Vertretungen des 1. FC Germania Egestorf/Langreder; hinzu kam noch die SG Barsinghausen/Egestorf als einziger Teilnehmer der AK Ü50. Damit überhaupt ein ansprechendes Turnierfeld zustande kam, wurden absprachegemäß zwei stadt-fremde Mannschaften (Fortuna Sachsenross und TuS Ricklingen) eingeladen; zudem stellte sich kurzerhand ein Ü40-Mixed-Team aufs Parkett. Acht Teilnehmer, zwei Vierergruppen – geschafft!

„Die zwei hannoverschen Mannschaften, die ohne Konkurrenz mitgespielt haben, kamen gut an und waren noch die beste Idee. Ansonsten hätte man die Veranstaltung vergessen können“, urteilte Jörg Trampenau. Der Routinier vom TSV Kirchdorf hatte die Turnierregie übernommen. Fraglich, wie der Wettbewerb in 2018 weitergeführt werden soll – wenn überhaupt.

Stadtmeister Ü40: Der 1. FC Germania Egestorf/Langreder verteidigte seinen Vorjahrestitel.

Zu den Siegern: Im Ü32-Feld machten Basches Old Boys das Rennen; die SG Kirchdorf/Barsinghausen gewann in ihrem Klassement den Stadtmeistertitel souverän. Dahinter platzierten sich Fortuna Sachsenross und Ricklingen außer Konkurrenz) vor den abgeschlagenen Vorjahressiegern aus Egestorf/Langreder. Im Alt-Alt-Liga-Bereich sah das Bild anders aus. Hier verteidigte Germanias Ü40 ihren Vorjahrestitel vor der SG Barsinghausen/Kirchdorf und dem Mixed-Team. Letzter des Tableaus war die Ü50 der SG Barsinghausen/Egestorf, die allerdings – da ohne Konkurrenz – ebenfalls so etwas wie ein Stadtmeister war. Zudem durfte sich das Team über den Titel des besten Turniertorwarts freuen: Die Turnierleitung kürte Detlef Fiedler.

„Damit überhaupt Turniercharakter aufkam, haben wir nach den Vorrunden mit den Punktbesten auch Halbfinals spielen lassen. Das hatte natürlich nichts mit dem Ausgang der Stadtmeisterschaften zu tun“, erklärte Trampenau. So konnten aber immerhin ein Spiel um Platz und ein Finale stattfinden. Das Endklassement zeigt schlussendlich folgendes Bild: Sieger wurde die Ü32 von Fortuna Sachsenross vor der Ü40 Barsinghausen/Kirchdorf (4:0). Rang 3 ging an die Ü32 Kirchdorf/Barsinghausen, die sich im kleinen Finale mit 5:4 gegen Germanias Ü40 durchsetzte.

Stadtmeister Ü50: Konkurrenzlos war die SG Barsinghausen/Egestorf. Fotos: Bratke

Wichtig im sogenannten Opa-Fußball: die vielzitierte dritte Halbzeit! Nun ja, die gab es hier und da schon zwischendurch – also während des Turnierverlaufs. Fachsimpeleien darüber, wie es mit den Senioren-Stadtmeisterschaften künftig weitergehen soll, führten dem Vernehmen nach weitgehend ins Leere. Wie denn auch? Gibt ja keine Mannschaften mehr…

Zum Thema

„Ich seh‘ den Fußball in fünf oder zehn Jahren anders als er heute ist“, sagte Thomas Strunz in der jüngsten Ausgabe der TV-Sendung „Doppelpass“. Ein Statement, dass der Sport 1-Experte bei der Diskussion zum Aufeinandertreffen von Borussia Dortmund und RB Leipzig vertrat. Doch hier geht es nicht um die Differenzen der sogenannten Traditions- beziehungsweise Plastikclubs im Profibereich. Vielmehr soll es im Folgenden um den Stellenwert des lokalen Kicks und seiner Vereine gehen. Dennoch kommt die Strunz-Aussage gerade recht. Ja, wie wird er denn sein, der Fußball am Deister in fünf oder zehn Jahren?

Herren

Seit nunmehr zehn Jahren gibt es bereits den „Tag des Fußballs“ in seiner derzeitigen Form. Insgesamt spielen die Ortsteilclubs (ausnahmslos die I. Herrenmannschaften) ihren Stadtmeister freilich schon sehr viel länger aus. Chronistisch gesehen dürfte der Wettbewerb in unterschiedlichen Austragungsformen schon über mehr als drei Dekaden laufen – sei’s drum.

Ganz so groß wie im zuvor beschriebenen Altherrenbereich sind die Probleme im Herrenbereich (noch) nicht, wie auch die Orga-Gruppe „Tag des Fußballs“ jüngst bei einem Arbeitstreffen im Beisein zahlreicher Vereinsdelegierter feststellte. Gleichwohl sei die Durchführung des Turniers in den vergangenen Jahren nicht leichter geworden, sagte Helge Kristeleit als Sprecher des Arbeitskreises. „Wir haben nicht mehr so viele Vereine wie früher, in denen noch Fußball gespielt wird. Manch kleinere Vereine müssen jedes Jahr aufs Neue schauen, ob sie für die Stadtmeisterschaft überhaupt eine Mannschaft zusammenstellen können.“

So hat für die diesjährige Veranstaltung der SV Wichtringhausen seine Teilnahme bereits abgesagt. Gleiches könnte auch für den TSV Groß Munzel und die SF Landringhausen zutreffen; beide Clubs haben sich noch Bedenkzeit erbeten (bis zum 31. März). Im Notfall könnten diese Vereine auch Spielgemeinschaften bilden. Prinzipiell waren sich allerdings alle neun Barsinghäuser Fußballvereine einig, weiterhin beim „Tag des Fußballs“ mit den Herren- und auch vorhandenen Frauenteams (ggfs. B-Mädchen) teilnehmen zu wollen. Möglich wäre auch mit einer städtischen „Kreisauswahlmannschaft“ das Teilnehmerfeld zu komplettieren.

Für 2017 ist der 15. Juli (ab 11 Uhr) bereits fest terminiert; Ausrichter ist der TSV Barsinghausen. Ein Organisationsgespräch soll noch im Frühjahr beim TSV stattfinden. Ferner legte die AG den TSV Bantorf als Ausrichter für 2018 und den 1. FC Germania Egestorf/Langreder für 2019 fest. „Zukünftig soll der Tag des Fußballs, wenn es die Kapazitäten im August-Wenzel-Stadion zulassen, immer an einem Samstag Mitte Juli stattfinden“, teilte Kristeleit mit. Auch ein Beginn gegen 15 Uhr mit einem Endspielende vor 22 Uhr sei denkbar. Unverändert bleibt die Besetzung des Arbeitskreises, zu dem neben Kristeleit, Karl-Wilhelm Friedrich vom TSV Goltzern, Fritz Hoppe vom TSV Bantorf und Klaus Häussler vom TSV Barsinghausen gehören.

Jugend

Au weia, im Barsinghäuser Nachwuchsbereich zwickt es ganz ordentlich – und dies nicht erst seit gestern. Auch die städtischen Titelkämpfe der Jugendfußballer haben eine jahrzehntelange Tradition und wurden bereits mehrfach reformiert. Unter der Schirmherrschaft der Hannoverschen Volksbank und dem Cheforganisator Heiko Bierwag versuchen die Jugendleiter der Stadtteilclubs jedes Jahr aufs Neue, sich den herrschenden Begebenheiten und Veränderungen anzupassen.

Wie mehrfach berichtet, wurden in den Vorjahren auf die Vergleichswettkämpfe der Altersklassen C bis A gänzlich verzichtet – mangels Masse. Voraussichtlich trifft dies in diesem Jahr auch auf die AK der D-Junioren zu.

„Natürlich wollen wir das beliebte Event am Leben erhalten“, bekräftigte Voba-Mann Bierwag anlässlich des jüngsten Planungsgespräches beim TSV Goltern. Dort verständigten sich die Vereinsvertreter auf mögliche Reformen. So sollen beispielsweise die städtischen Kindertagesstätten zur Teilnahme gewonnen werden. Tenor: Nachwuchsförderung auf unterster Ebene.

Jungs und Mädels für den Fußballsport gewinnen – bis die dann aber in der Altersklasse Ü32 angekommen sind, ist es zweifellos ein weiter Weg. Keine Frage, der Fußball wird sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren enorm verändern – auch in Barsinghausen.

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