Kontroverse Diskussion um die geplante Bezirksliga-Reform

Barsinghausen. Stillstand bedeutet Rückschritt – selbst Wikipedia klärt nicht konkret darüber auf, wem dieses Zitat zugeschrieben werden kann. Gleichwohl benutzen es namhafte Größen vor allem in Politik, Wirtschaft und Sport immer wieder gern, wenn es um Planungen für die Zukunft geht. Veränderungen wollen eben umgesetzt werden – beispielsweise auch im NFV-Bezirk Hannover, dessen Vereinslandschaft mit der anvisierten „Neuordnung der Bezirksligen“ ein kontrovers diskutiertes Thema vorfindet.

Von Erk Bratke

Während sich die aktiven Kicker derzeit schweißtreibend auf die Anfang August startende Spielzeit 2016/2017 vorbereiten, hatte der Bezirksvorstand die Vereinsobleute zu den obligatorischen Arbeitstagungen eingeladen. Bezirksliga-Staffeltage – aktuell noch vier Stück an der Zahl, plus Landesliga. Die Delegierten der BL-Staffel 3 kamen jetzt im Clubheim des TSV Barsinghausen zusammen. Von den insgesamt 16 betroffenen Vereinen fehlte lediglich Neuling SV Arnum. Die vier Deister-Anrainer (TSV Barsinghausen, Germania Egestorf/Langreder II, SV Gehrden und FC Springe) waren anwesend.

Begrüßung: Hannovers Bezirkschef „Auwi“ Winsmann.
Begrüßung: Hannovers Bezirkschef „Auwi“ Winsmann.

Auch der Bezirksvorstand – mit seinem Vorsitzenden August-Wilhelm Winsmann an der Spitze – war mit mehreren Köpfen vertreten. Eher unwesentlich lasen sich die „Allgemeinen Hinweise“, die Thorsten Schuschel als Vorsitzender des Spielausschusses bekannt gab. Bahnbrechende Neuerungen sind demnach nicht vorgesehen. Vielmehr waren es Tipps und Erinnerungen an die Vereine, wie und wodurch sie ihr „Strafkonto“ nicht übermäßig strapazieren können. Werbung zu Beginn der Sitzung für eine Neuerung: Aus dem Schaumburger Bereich stellte Arne Boeker die Idee „Aktion 1000“ vor. Für ihn sei der Fußball auf Kreis- und Bezirksebene längst nicht mehr so beliebt wie vor 20 Jahren. Es gebe immer weniger Zuschauer, gerade unter den jungen Leuten. Boeker: „Zwei Gründe dafür könnten der demografische Wandel und das Überangebot an TV-Fußball sein.“ Darüber ließe sich freilich trefflich streiten.

Jeder Bundesliga-Saison werde mittlerweile ein Spiel vorgeschaltet, um den Fans den Mund wässrig zu machen. Die DFL schaffe ein Event, um Werbung für das große Ganze zu machen. „Das können wir auch“, betonte Boeker vollmundig. Dementsprechend startet die Bezirksliga 3 bereits am Freitag, 5. August, mit dem Derby SV Obernkirchen vs FC Stadthagen (19.30 Uhr); der reguläre Start erfolgt erst am Sonntag, 7. August.

Werbung fürs Schaumburger Derby: Arne Boeker stellt die Idee „Aktion 1000“ vor.
Werbung fürs Schaumburger Derby: Arne Boeker stellt die Idee „Aktion 1000“ vor.

Zum Schaumburger Derby bastelt das Projekt „Strull und Schluke“ an einem passenden Rahmenprogramm. Strull und Schluke ist kein Verein, sondern ein Netzwerk. Ein Blog, der per Internet-Magazin dafür sorgen möchte, dass neue Ideen entwickelt werden und Menschen „ihren Hintern vom Sofa hoch kriegen“. Nähere Informationen dazu gibt es unter www.strull-und-schluke.de (auch auf Facebook).

Vordergründig will man für das Derby eine Zuschauerzahl von 1000 erreichen. Dazu sollen alle Bezirksliga-Vereine angesprochen werden. Eine Wette läuft bereits. „Wir sind nicht blauäugig. Die Vorgabe ist schwer zu erreichen“, bekräftigte Boeker (arne.boecker@t-online.de). Aber darum gehe es ihm eigentlich gar nicht. „Ziel ist es vielmehr, für den Fußball in den Regionen zu werben“, so Boeker. Nette Idee, aber ob das die Aktiven in – sagen wir mal – Barsinghausen oder Gehrden, Hemmingen oder Schliekum interessiert? Fraglich! Aber nun gut, Stillstand bedeutet ja Rückschritt.

Überaus kontrovers wird derzeit die vom Kreis und Bezirk angestrebte Neuordnung der Bezirksligen diskutiert. Dabei kommen auf die hannoverschen Bezirksligisten große Veränderungen zu. Die Pläne des NFV-Bezirks Hannover sehen zur Spielzeit 2018/2019 die Reduzierung der Liga-Anzahl vor – dauerhaft von vier auf drei Staffeln. Gleichzeitig soll jeder Kreis im Bezirk künftig fest einer Staffel zugeordnet werden. Im Hintergrund dazu steht die vom Verband angeordnete Fusion der NFV-Kreise Hannover-Stadt und Hannover Land (DJ berichtete).

Bezirksliga-Reform: Plakative Argumente des NFV-Bezirks Hannover.
Bezirksliga-Reform: Plakative Argumente des NFV-Bezirks Hannover.

In den Köpfen der Planer sind die Vorstellungen bereits weit fortgeschritten. Die finale Abstimmung soll aber erst auf dem Bezirkstag im Januar 2017 erfolgen. Die Nachricht der Verringerung rief jüngst Zustimmung auf der einen, aber auch Kopfschütteln auf der anderen Seite hervor. Letzteres vor allem von Vereinen aus dem Deistervorland und aus Hannover-Stadt. Für die Meisterschaftssaison 2017/2018 würde die Reduzierung bedeuten: Jeder zweite Club steigt ab! Knapp 30 direkte Absteiger, das dürfte die wohl schwerste Spielzeit in der Bezirksliga werden.

Wichtigste Faktoren, die der Bezirksliga-Reform zugrunde liegen, seien der demographische Wandel und die bislang fehlende feste Zuordnung der Kreise zu einzelnen Staffeln. Ersterer bewirkt, dass die Zahl der gemeldeten Mannschaften stetig zurückgehe. Zweitgenannter, dass die Bezirksliga-Staffeln aktuell jedes Jahr neu zusammengestellt werden müssen. Eine Tatsache, die jedes Jahr aufs Neue zu Verstimmungen bei betroffenen Vereinen führe. Intern werde die Reform nach Aussage von Winsmann und Schuschel schon länger diskutiert. Am Ende könnte die komplette Abschaffung der Bezirke stehen, verbunden mit einer Stärkung der jeweiligen Kreise. Der Handball hat diese Reform bereits hinter sich.

Kurios: Während die UEFA immer mehr Teams mitspielen lässt, soll es im Bezirk immer weniger Teilnehmer geben. Man habe beispielsweise auch das sinkende Niveau ausgemacht. Nun ja, auch bei der gerade zu Ende gegangenen Euro 2016 wurde dies bemängelt. „Fußball unanguckbar“ – davon gibt’s mittlerweile reichlich. Egal, ob bei Drittligaspielen im TV (Zitat: Champions League der Amateure) oder beim Kreisklassenderby. Ist halt so…

Arbeitstagung: Thorsten Schuschel (rechts) informiert die Vereine der Bezirksliga Staffel 3 im Clubheim des TSV Barsinghausen. Fotos: Bratke
Arbeitstagung: Thorsten Schuschel (rechts) informiert die Vereine der Bezirksliga Staffel 3 im Clubheim des TSV Barsinghausen. Fotos: Bratke

Abschließend ging Spielausschusschef Schuschel bei der „Spielebörse“ auf Verlegungswünsche der Vereine ein. Dabei wurde beispielsweise dem Antrag des 1. FC Germania Egestorf/Langreder II stattgegeben, wonach die Regionalliga-Reserve ihre Heimspiele jeweils samstags bereits um 14 Uhr anstatt erst um 16 Uhr austrägt. Einigung gab es auch zur Verlegung der „Stadtfest-Partie“ zwischen dem TSV Barsinghausen und Germania II vom Sonntag, 28. August, auf Dienstag, 30. August (19 Uhr).

Weitere Infos teilte Schuschel zum Bezirkspokal mit. Die ersten beiden Runden (am 31. Juli und am 9. August) wurden aus entsprechenden (regionalen) Töpfen gesetzt. Ab Runde 3 erfolgt eine offizielle Auslosung. So startet der TSV Barsinghausen mit einem Heimspiel gegen den Koldinger SV, während der SV Gehrden bei Germania Grasdorf antreten muss. Zudem wurde das Preisgeld für die Finalisten erhöht. Neben dem Bezirkspokal trägt auch der Niedersachsenpokal den Sponsorennamen „Krombacher – dazu mehr im folgenden „Zum Thema“.

Zum Thema

Rothmund: „Finaltag der Amateure wird sich wiederholen“

Mit dem Pokalhammer zwischen den beiden Regionalligisten BSV Rehden und VfB Oldenburg startet die 1. Runde des Krombacher Niedersachsenpokals 2016/2017. Vorgesehener Spieltermin ist bereits der 20. Juli. Am darauf folgenden Wochenende gehen dann die übrigen zwölf Partien der 1. Runde über die Bühne. DFB-Pokal-Mitspieler Germania Egestorf/Langreder erhielt in Runde 1 ein Freilos.

Die Auslosung des Niedersachsenpokals fand anlässlich des Oberliga-Staffeltages in Barsinghausen. Eingeteilt waren die insgesamt 26 Vereine in drei nach regionalen Gesichtspunkten zusammengestellten Töpfen (Topf Nord, Topf West, Topf Südost). Drittligist VfL Osnabrück und die beiden niedersächsischen Vertreter im DFB-Pokal, SV Drochtersen/Assel und 1. FC Germania Egestorf/Langreder, hatten jeweils ein Freilos bekommen. Glücksfee Corinna Hedt, Mitglied im Verbandsschiedsrichterausschuss, zog unter der Aufsicht von NFV-Pokalspielleiter Jörg Zellmer im Anschluss auch die Paarungen für das Achtelfinale.

Im Vorfeld der Auslosung begrüßte NFV-Präsident Karl Rothmund die Vertreter der Oberligavereine. Dabei gab er bekannt, dass der 2016 erstmals ausgetragene „Finaltag der Amateure“, bei dem die Pokalendspiele der DFB-Landesverbände erstmals an einem Tag ausgetragen und in der ARD übertragen wurden, von allen Seiten als Erfolg gewertet wurde. „In der Spitze haben sich bis zu 1,3 Millionen Menschen die Spiele angeschaut. Damit können wir sehr zufrieden sein. Auch im nächsten Jahr wird es wieder den ‚Finaltag der Amateure‘ geben.“

Zudem erklärte der NFV-Präsident, dass es derzeit innerhalb seines Verbandes ernsthafte Erwägungen gibt, das niedersächsische Pokalendspiel künftig an einem festen, zentralen Spielort stattfinden zu lassen. „Wir wollen den Tag zu einem Event für den gesamten Fußball in Niedersachsen machen. In zwei, drei Monaten sollten die Gespräche abgeschlossen sein.“ Für die Schirmherrschaft ist zum Beispiel der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil vorgesehen.

Auslosung: NFV-Pokalspielleiter Jörg Zellmer und Glücksfee Corinna Hedt.
Auslosung: NFV-Pokalspielleiter Jörg Zellmer und Glücksfee Corinna Hedt.

 

1. Runde (20. Juli beziehungsweise 23./24. Juli):

SC Spelle/Venhaus – BV Cloppenburg
Vorwärts Nordhorn – SV Meppen
TuS Bersenbrück – SSV Jeddeloh
VfL Oldenburg – TuS Heeslingen
BSV Rehden – VfB Oldenburg
Eintracht Northeim – SVG Göttingen 07
KSV Vahdet Salzgitter – 1. FC Wunstorf
TuS Sulingen – Lupo Martini Wolfsburg
Freie Turner Braunschweig – Arminia Hannover
MTV Gifhorn – TSV Havelse
HSC Hannover – VfV Borussia 06 Hildesheim
TB Upusen – Lüneburger SK Hansa
MTV Treubund Lüneburg – BW Bornreihe
Freilose: VfL Osnabrück, SV Drochtersen/Assel, 1. FC Germania Egestorf/Langreder

Achtelfinale (30./31. Juli):

Sieger TuS Bersenbrück/SSV Jeddeloh – Sieger Spelle/Venhaus/BV Cloppenburg
Sieger BSV Rehden/VfB Oldenburg – Sieger Vorwärts Nordhorn/SV Meppen
Sieger VfL Oldenburg/TuS Heeslingen – VfL Osnabrück
Sieger HSC Hannover/VfV Borussia 06 Hildesheim – 1. FC Germania Egestorf/Langreder
Sieger TuS Sulingen/Lupo Martini Wolfsburg – Sieger MTV Gifhorn/TSV Havelse
Sieger FT Braunschweig/Arminia Hannover – Sieger Eintracht Northeim/SVG Göttingen 07
Sieger KSV Vahdet Salzgitter/1. FC Wunstorf – SV Drochtersen/Assel
Sieger MTV Treubund Lüneburg/BW Bornreihe – Sieger TB Upusen – Lüneburger SK Hansa

Weitere Termine:
10. August (Viertelfinale), 17. April 2017 (Halbfinale), 27. Mai 2017 (Finale)

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