Kreisfusion ein historischer Tag in Hannovers Fußballgeschichte

Kirchdorf. Die sogenannten Vereinsbereisungen sind Geschichte – jedenfalls die, die rückblickend unter dem alleinigen Banner des NFV-Kreises Hannover-Land stattgefunden haben. Im Hinblick auf die im Sommer dieses Jahres anstehende Kreisfusion der Fußballer von Stadt und Region in den neuen Verbund „Kreis Region Hannover“ gibt es bereits jetzt eine weitreichende Zusammenarbeit. Verständlich, denn die Planungen sind – vor allem bezogen auf die Größe des neuen Kreisverbandes – keineswegs zu unterschätzen.

Von Erk Bratke

Ortstermin in Kirchdorf bei Schneefall und Eiseskälte. Es war die wohl letzte Informationsveranstaltung des NFV-Kreis Hannover-Land dieser Art. Wenn man so will, zeigte der Winter an diesem Abend noch einmal seine ganze Kraft und stellte damit nachdrücklich unter Beweis, dass die Planung der restlichen Fußballsaison ein wohl ganz schwieriger Akt werden dürfte. Zuvor hatte der Kreisvorstand bereits in die Ortschaften Burgdorf, Garbsen, Laatzen, Neustadt und Pattensen eingeladen. Darüber hinaus gab es zwei Vereinstreffen beim Post SV Hannover und TSV Limmer, womit der Stadtkreis bereits eingereiht worden war. Wie in der Vergangenheit üblich waren Sparten- und Jugendleiter (oder deren Vertreter) zu diesen Pflichtveranstaltungen für Vereine angesprochen.

In Kirchdorf übernahm Spielausschussvorsitzender Thorsten Schuschel stellvertretend für die Vorstandsspitze die Begrüßung der versammelten Clubs aus der Deisterregion. Neben Vorstandsvertretern des Jugendausschusses (Matthias Fetköther/Wennigsen) und des Ausschusses für Qualifizierung Hans-Joachim Götze/Hagenburg) wohnten mit Jan Christoph Weise (2. Vorsitzender) und Volker Mende (Kreisschiedsrichterobmann) auch zwei Vertreter aus der Stadt Hannover dem Treffen bei.

Pflichtveranstaltung: Insgesamt acht Informationsveranstaltungen, darunter auch in Kirchdorf, richteten die NFV-Kreise Hannover und Hannover-Land aus.
Pflichtveranstaltung: Insgesamt acht Informationsveranstaltungen, darunter auch in Kirchdorf, richteten die NFV-Kreise Hannover und Hannover-Land aus.

Wie schon zuvor bei den Staffeltagen des Fußballbezirks Hannover standen auch auf Kreisebene die Spielausfälle im Blickpunkt – ein Thema, dass die Funktionäre kaum zur Ruhe kommen lässt. „Alle Jahre wieder“, möchte man meinen. Doch weit gefehlt: Die prozentualen Ausfallzahlen, die der Spielausschussvorsitzende per Power-Point-Präsentation an die Wand schmiss, zeigten ein unmissverständliches Bild. Nie zuvor, so bestätigten dann auch die Vereinsvertreter, hatte es derart zahlreiche Spielabsetzungen gegeben. Ein Ergebnis, das nicht allein durch die Wetterlage im Winterhalbjahr zustande kam. Zur Erinnerung: Die ersten Spielausfälle hatte es diesmal bereits im August und September gegeben – meist wegen Starkregens, was die Unbespielbarkeit der Plätze zur Folge hatte. Ein Novum darunter beispielsweise der Spielabbruch am 17. September 2017 im Barsinghäuser REWE-Sportpark durch Schnee- und Hagelschauer, die eine Fortsetzung des Spiel unmöglich machten.

„Ein richtig schwieriges Jahr“, sagte Schuschel noch relativ gelassen und wies darauf hin, dass individuelle Wünsche bei Spielverlegungen kaum noch machbar seien. Englische Wochen – ja, freilich. Mittlerweile sei wohl auch die Ansetzung von Nachholspielen zu Pfingsten kaum noch zu umgehen – jedenfalls dann, wenn weitere Absagen folgen. Das Pfingstfest war in den Vorjahren für die Amateurfußballer weitgehend frei gelassen worden. Und das die Spielplaner das Osterfest mit den üblichen zwei Nachholspieltagen (Samstag/Montag) „im Sack haben“, dürfte aufgrund der vorhergesagten Wetterlage und den herrschenden Beschaffenheiten der Spielfelder zumindest fraglich sein. Indes werden in den Vereinsheimen schon Wetten darüber abgeschlossen, ob die Saison in Kreis und Bezirk nicht doch verlängert werden muss. Das eigentliche Saisonfinale ist für das Wochenende 2./3. Juni vorgesehen.

So gesehen könnte die Neuaufnahme der Herren-Kreismeisterschaft, über die der Spielausschussvorsitzende informierte, zumindest vom Termin her Makulatur sein. Schuschel nannte den 6. Juni (Halbfinals) und 9. Juni (Finale) als Austragungstermine für die beteiligten vier Kreisliga-Meister, die bei einer möglichen Saisonverlängerung aber noch gar nicht feststehen würden. Also: Abwarten und auf gutes Wetter hoffen.

Gute Miene: Dabei haben vor allem die Spielplaner wegen der zahlreichen Spielausfälle derzeit kaum Grund zum Lachen – von links: Hans-Joachim Götze, Berthold Kuban, Thorsten Schuschel, Volker Mende, Matthias Fetköther und Jan Christoph Weise. Fotos: Bratke
Gute Miene: Dabei haben vor allem die Spielplaner wegen der zahlreichen Spielausfälle derzeit kaum Grund zum Lachen – von links: Hans-Joachim Götze, Berthold Kuban, Thorsten Schuschel, Volker Mende, Matthias Fetköther und Jan Christoph Weise. Fotos: Bratke

Apropos neu: Künftig bietet der Kreis Region Hannover seinen Vereinen sogenannte Regionaltreffen an. Gedacht ist an monatliche Treffen mit den Spielinstanzen, bei denen die Themen frei wählbar sind. Denkbar wären beispielsweise Schulungen zum Thema „DFBnet“. Mehrere Vereine sollten sich für ein solches Regionaltreffen „vor Ort“ zusammenschließen.

Heimspiel für Berthold Kuban. Der 2. Vorsitzende des NFV-Kreises Hannover-Land überhnahm die „Mitteilungen des Vorstandes“, die im Wesentlichen aus Informationen zum Ablauf der geplanten Kreisfusion bestanden. „In Burgdorf erfolgt zunächst die Auflösung von Hannover-Land als formaler Akt und quasi zeitgleich die Neugründung, also die Fusion der Kreise Stadt und Region“, erklärte Kuban. Demnach werde der 30. Juni 2018 als historischer Tag in die Geschichte des hannoverschen Fußballs eingehen. Zudem informierte der Kirchdorfer darüber, dass die bisherigen „Amtlichen Mitteilungen“ des Kreises an die Vereine bereits eingestellt worden seien. Nach der Fusion sei an die Einführung eines elektronischen Newsletters gedacht (weitere Infos: https://kreis-hannover-land.nfv.de/)

Zum Thema

Auch auf sportlich höherer Ebene sind die Spielausfälle der vergangenen Wochen ein Thema. So hat die Regionalliga-Nord erheblichen Termin-Stress. Weit über 60 Begegnungen sind in dieser Saison bereits witterungsbedingt ausgefallen. Auch der heimische Vertreter 1. FC Germania Egestorf/Langreder kann davon ein Lied singen. Der DFB pocht dennoch auf das Saisonende am 12./13. Mai. NFV-Spielausschussvorsitzender Jürgen Stebani bekräftigt: „So etwas habe ich noch nie erlebt.“

Auch bei den jüngst vollzogenen Staffeltagen des NFV-Bezirk Hannover standen die zahlreichen Spielausfälle im Blickpunkt. In den vier Bezirksligen und der Landesliga sollten derzeit 136 von 240 Spielen (entspricht 56,7 Prozent) absolviert sein. Der tatsächliche Stand liege allerdings deutlich unter 50 Prozent, teilte auch hier Thorsten Schuschel den Vereinen mit. „Erstmals wird sehr wahrscheinlich auch das Pfingstwochenende für bis zu zwei Nachholspiele eingeplant“, so der Spielausschuss-Chef.

Immerhin: Jüngst konnte zumindest das Halbfinal-Teilnehmerfeld im laufenden Bezirkspokal-Wettbewerb komplettiert werden. Auf dem Kunstrasenplatz in Engelbostel bezwang der TSV Stelingen den SV BE Steimbke mit 2:0. Ursprünglich war die Partie für den 3. Oktober angesetzt gewesen, musste jedoch dreimal abgesagt werden. Neben Stelingen bilden der FC Lehrte, STK Eilvese und der SV Lachem-Haverbeck das diesjährige Halbfinal-Quartett. Bei der nächsten Spielausschusssitzung des Bezirks sollen die beiden Paarungen ausgelost werden, und zwar am 5. April in Barsinghausen.

So oder so könnte die Fußballsaison im Bezirk Hannover in die Verlängerung gehen: Schaffen nämlich der SV Arminia Hannover, TuS Sulingen und der 1. FC Wunstorf allesamt den Klassenerhalt in der Oberliga, wird in der Landesliga ein zusätzlicher Platz für die Saison 2018/2019 frei. Um diesen würden sich die Vizemeister der vier Bezirksligen sowie der Tabellendreizehnte der Landesliga in einer Relegation im Anschluss an die laufende Spielzeit streiten. Nur wenn das genannte Trio die Oberliga hält, geht es in den Entscheidungsspielen um den freien Platz in der Landesliga. „Den Modus der Relegation haben wir uns grundsätzlich noch offengehalten“, teilte Schuschel mit.