Lothar Brecht: Mit der LSB-Ehrennadel zum SPD-Referat

Barsinghausen. „Hört auf zu jammern – sagt lieber mit Nachdruck, dass das Ehrenamt trotz der vielen Arbeit und einigem Ärger vor allem mächtig Spaß macht.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Lothar Brecht von seinem Posten als Vorsitzender des Barsinghäuser Sportrings. Nach gut 15-jähriger Amtsinhabe wäre ein Hausbesuch des DEISTER JOURNALS beim „Dienstleister des Sports“ durchaus angebracht, aber…

Von Erk Bratke

Die letzten Tage und Wochen des Barsinghäuser Juristen, der seine sportliche Heimat im TSV und SC Barsinghausen hat, dürften recht turbulent gewesen sein – und dies unabhängig vom hauptberuflichen Alltag. So verzichteten wir auf einen „direkten“ Hausbesuch, waren stattdessen bei zwei Tagungen von und mit ihm dabei, hörten zu, beobachteten ihn und lasen zwischen den Zeilen.

Es ist Freitagabend und ich wär‘ dann soweit. Mal sehen, was die Nacht mir bringt! So heißt es in einem Song von Daniel Wirtz. Auch Lothar Brecht ist soweit. Muss er auch, denn auf der Agenda steht die turnusmäßige Mitgliederversammlung des Sportrings Barsinghausen (SRB), letztmalig unter seiner Regie. Brecht hat sich mit vorherigen Vorwürfen aus der Politik und von der Verwaltung sowie auch aus den eigenen Reihen auseinander zu setzen – übrigens keineswegs zum ersten Mal. Wer Lothar Brecht kennt, der weiß, dass er stets ein offenes Ohr für die örtlichen Vereine hat und auf loyale Weise den Dienst am Sport ausübt. In seiner ihm eigenen Art interpretiert er seine Ansicht zu der geübten Kritik.

Vehement weist er Vorwürfe zurück, wenn es um satzungsgemäß falsche Abläufe geht. Und wenn dann behauptet wird, der Sport respektive der Sportring sei „schlecht vertreten“, „selbst schuld an der reduzierten Sportförderung“ oder gar „unzuverlässig“ – ja, dann wird „LB“ auch schon mal energischer. Sachlich bleibt er allerdings allemal. Was für andere Funktionäre eine „schweigende Minderheit“ darstellt (und oft auch so ist), ist für den scheidenden SRB-Vorsitzenden wohl eher Normalität. Brecht: „Es hätten Anträge zur Veränderung eingereicht werden können. Das ist aber nicht der Fall.“ Also? Weiter im Text. Sein Demokratieverständnis ist unerschütterlich.

Ausgezeichnet: RSB-Vorsitzender Joachim Brandt (links) überreicht Lothar Brecht die Goldene Ehrennadel des Landessportbundes.
Ausgezeichnet: RSB-Vorsitzender Joachim Brandt (links) überreicht Lothar Brecht die Goldene Ehrennadel des Landessportbundes.

Wie lange macht das der Lothar eigentlich schon? Eine Frage, die selbst der Vorsitzende des Regionssportbundes (RSB) Hannover nicht konkret beantworten kann. Egal, lange genug, um besonders ausgezeichnet zu werden. Joachim Brandt tritt auf, schätzt die ehrenamtliche Arbeit von Brecht auf „über 30 Jahre, davon rund 25 Jahre im Sportring“. Dafür überreicht der RSB-Chef die Goldene Ehrennadel des Landessportbundes (LSB). Zweifellos verdientermaßen, denn der Geehrte ist ein „Vereinskind“ – im Volleyball, im Badminton, im Schwimmen sowie an entscheidenden Position in Geschäftsführenden Vorständen und Sportverbänden.

Szenenwechsel

…oder besser gesagt Ortswechsel: Nur drei Tage später tritt Lothar Brecht als Referent bei der Arbeitsgemeinschaft 60plus der Barsinghäuser Sozialdemokraten auf. Der ehemalige Bürgermeister Klaus D. Richter hat ihn eingeladen. „Ein spannendes und hoch aktuelles Thema“, kündigt Richter als Moderator an und gibt zu: „Der Sport in der vielzitierten Stadt des Sports und der Begegnung ist klar ins Hintertreffen geraten.“ Brecht nickt zustimmend. Schade eigentlich, dass nur sehr wenig Interessierte zum Informationsgespräch im Deisterbad erschienen sind. Unverständlich, denn immerhin geht es um mehr als 35 örtliche Vereine mit rund 12.000 Mitgliedern. Etwa jeder dritte Basrsinghäuser ist Teil eines Sportvereins.

Zwei Fakten stellt Lothar Brecht voran – erstens: Der Sport müsse gefördert werden – so stehe es im Gesetz. Und zweitens: Der Sportring in Barsinghausen sei stets unparteilich gewesen. Die Vorwürfe anlässlich der Beratungen zum Haushaltskonsolidierung – vor allem aus der SPD-Fraktion – weist Brecht energisch zurück. Zur aktuellen Situation sagt er: „Nein, der Sport in Barsinghausen muss sich nicht organisatorisch und strukturell ändern. Aber ja, sicherlich besser darstellen.“

Zuhörer: Der Vortrag des nunmehr ehemaligen SRB-Vorsitzenden war aufschlussreich und hätte weitaus mehr Publikum verdient gehabt.
Zuhörer: Der Vortrag des nunmehr ehemaligen SRB-Vorsitzenden war aufschlussreich und hätte weitaus mehr Publikum verdient gehabt.

Brecht resümiert den langen Werdegang der Sportförderrichtlinien, die in der Deisterstadt mehrfach überarbeitet worden sind. Themen wie Sportplatzübernahme sowie später Übernahme der Sportheime – „in beiden Fällen halfen die Vereine der Stadt“, bilanziert Brecht. Anschaulich verdeutlicht er, dass die Förderung stetig weniger, dafür aber die Aufgaben der Vereine immer größer wurden. Dabei erfülle der Sport vielfältige gesellschaftliche Funktionen. „Das Lernen von demokratischen Strukturen und soziale Aspekte wie Integration sind nicht gerade kleine Aufgaben“, betont Brecht.

Mit Zahlen kennt sich der Jurist aus, schließlich hat er mehrere Budget-Verträge unterzeichnet. „Wir wissen, dass das HSK-Gesetz notwendig war.“ Aber den Sport habe es quasi doppelt getroffen: neben der reduzierten Sportförderung wurden die Hallengebühren noch oben drauf gepackt. So stehen die Vereine aktuell vor erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Was liegt näher, als den Experten nach Alternativen zu befragen. Alt-Bürgermeister Richter tut es. Brecht: „Das Budget angemessen aufsatteln, keine einzelnen Projekte fördern, keinesfalls in Strukturen eingreifen, denn der Sport muss sich selbst verwalten.“

Nach einem phasenweise recht düsteren Bild um die Zukunft des Barsinghäuser Sports meldet sich SPD-Vorsitzender Reinhard Dobelmann zu Wort. Nach seinen Informationen sei die Deisterstadt vorzeitig mit der Haushaltskonsolidierung fertig – soll heißen: Bereits für 2016 könne über neue freiwillige Leistungen gesprochen werden. Lothar Brecht hört das gern, auch wenn er nach seiner Amtsniederlegung im Sportring bei einer möglichen Verteilung nicht mehr mitbestimmen kann.

Lothar Brecht – so ganz ohne Ehrenamt im Barsinghäuser Sport? Kaum vorstellbar – zumal doch das Ehrenamt trotz der vielen Arbeit und einigem Ärger vor allem mächtig Spaß macht…

Moderator und Referent: Alt-Bürgermeister Klaus D. Richter und Lothar Brecht (von links). Fotos: Bratke
Moderator und Referent: Alt-Bürgermeister Klaus D. Richter und Lothar Brecht (von links). Fotos: Bratke

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