Und weiter nach Bordeaux – Etappe 2 des Egestorfer EM-Abenteuers

Egestorf/Lille. Ja, sie leben noch, die fünf Egestorfer, die sich auf Abenteuertour im EM-Land befinden. Nach dem Auftaktbericht im DEISTER JOURNAL wurde bereits mehrfach nach der Fortsetzung gefragt. Vor Ort-Geschehnisse aus Frankreich, quasi hautnah erlebt und mit O-Tönen garniert, das bekommt man zweifellos nicht alle Tage serviert. Hier kommt also „numéro deux“ – der zweite Streich.

Von Erk Bratke

Das Chateau: Recht komfortables Heim der fünf Egestorfer Jungs.
Das Chateau: Recht komfortables Heim der fünf Egestorfer Jungs.

Wer den Auftakt verpasst hat – kein Problem: www.deister-journal.de / „Fünf Egestorfer auf EM-Abenteuer – Lille ist erste Station“. Wo waren wir stehen geblieben? „Na, auf unserem Campingplatz in Eperlecques, und zwar noch vor dem ersten Deutschlandspiel“, sagt Micha, der sich der Berichterstattung angenommen hat – durchaus akribisch. Der Campingplatz sei mittlerweile fest in internationaler Hand. „In unserem Chateau herrscht mit unseren französischen Gastgebern ein freundschaftliches Miteinander“, sagt er. Morgens holt Burkhard von Jaque die frischen Baguettes und Croissants. Der mobile Bäcker hat stets ein freundliches Lächeln und Liedchen auf den Lippen. Während Cheffahrer Jens noch die Schlafmütze mimt, bereits Bettnachbar Dicker für ihn das Frühstück vor. Derweil diskutieren Todda und Micha das Outfit für den heutigen Tag. Am Abend steht das erste England-Spiel auf dem Programm – Public Viewing. „Da unsere Freunde, die ‚Welish‘, uns sehr sympathisch sind, beschließen wir heute die neutrale Kleidung zu wählen. Jeans ist angesagt. Jens soll dazu mal „Rei in der Tube“ ausprobieren, um die Trikots vom Schweiß zu befreien. „Leider weiß er noch nichts von seinem Glück und die Chance stehen eher schlecht, dass er es auch tut“, weiß sein Kumpel zu berichten.

Festlich geschmückt: Der Partysaal in der Bar „Les 4 Cent“.
Festlich geschmückt: Der Partysaal in der Bar „Les 4 Cent“.

Abends sind die fünf Egestorfer zu Gast in der Bar „Les 4 Cent“. Junge Französinnen servieren Getränke und Speisen à la carte. Traditionell „pommes de frites“ als Snack oder ein frisches Dutzend Austern. Als Getränk gibt es „Leffe blonde“, ein belgisches Bier. Das trifft nicht gerade den Geschmack unseres Gourmet Todda, der eigentlich Weizenbier über alles liebt. Fußball ist natürlich an dem Abend das Hauptthema. England entgeht einer Blamage, was die Waliser diebisch freut.

Foto-3---Schadenfreude-Waliser
Schadenfreude: Freundliche Waliser freuen sich über Englands mageres 1:1.

Am nächsten Tag werden die Zelte abgebrochen. Auf nach Lille zum ersten Deutschland-Auftritt. „Wir verlassen unseren Campingplatz in Eperlecques und sind bis in die Haarspitzen motiviert“, weiß Micha. Lässt man den Blick im Waschraum vorsichtig schweifen, sieht man wie jeder deutsche Fan sich individuell auf den Tag vorbereitet. Rasur und Frisur müssen stimmen, der Sitz des Trikots wird im Spiegel kontrolliert und los geht’s.

Ankunft in Lille ist um 13 Uhr. Kutscher Jens steuert das Wohnmobil mit dem Hildesheimer Kennzeichen, das die fünf Egestorfer durch „Fronkreisch longiert“. Ohne Stau und Diskussionen wird der Van direkt vor dem Restaurant mit den drei Buchstaben KFC geparkt. Fünf Geh-Minuten bis zum Stadion treiben zur Eile an. Schnell noch mal auf die Toilette und weiter. „Stade Pierre Mauroy – Lille Métropole. Um 13.15 Uhr sind die Männer vom Deister keineswegs die ersten deutschen Fans auf der Meile. Alle sind aufgeregt und Todda bestellt zur Beruhigung oder als „warm up“ erst mal einen Becher „Leffe blonde“. Upps, Jens soll zum Interview…

Interview: Deutsche Fans stehen Rede und Antwort – auch Jens aus Langreder gibt sein Statement ab.
Interview: Deutsche Fans stehen Rede und Antwort – auch Jens aus Langreder gibt sein Statement ab.

Gegen 15 Uhr zunächst eine kurze Rückkehr zum Wohnmobil – alle warten darauf, dass es endlich 18 Uhr wird, um ins Stadion zu gelangen. Micha geht fotografieren. Todda, Burkhard und Dicker sehen die Vorberichte in der ARD und Jens hat das Reisebügeleisen raus geholt, um die Falten aus dem Trikot zu bügeln. 18 Uhr und es regnet. „Aber endlich können wir ins Stadion“, sagt das Quintett. Alle sind in Fußballlaune. Sicherheitskräfte, Stadionpersonal und Service sind super freundlich. Keine Ausschreitungen, alle Fans ziehen gemeinsam singend und tanzend zum Stadion. Ein Fußballfest.

Dieser Weg: Der Tross der deutschen Fans auf dem Weg ins Stadion.
Dieser Weg: Der Tross der deutschen Fans auf dem Weg ins Stadion.

 

Sicherheitspersonal: Freundlichkeit sorgt für die gute Stimmung in Lille.
Sicherheitspersonal: Freundlichkeit sorgt für die gute Stimmung in Lille.

Micha: „Wir haben zwei Karten im Block L 22 und drei Tickets im Block 24. Direkt hinter dem Tor, wie geil ist das denn!“ Zwei Stunden noch warten, bis es endlich los geht. Die Mannschaft betritt das Stadion und die Fans beginnen mit der Choreografie – Schwarz, Rot, Gold. Eine knisternde Atmosphäre und dann die Deutsche Nationalhymne. Gänsehaut pur.

Gänsehaut pur: Die Show auf dem Feld und die fünf Egestorfer im Fanblock.
Gänsehaut pur: Die Show auf dem Feld und die fünf Egestorfer im Fanblock.

Anpfiff Deutschland vs Ukraine, der Ball rollt – ein Höllenlärm. „Den Spielbericht machst Du“, schreibt Micha kurz. Nö, machen wir nicht. Hat doch ‚eh jeder gesehen, wer bärenstark und wer ein Totalausfall war. Dann aber noch mal Micha: „88. Minute, Einwechselung Bastian Schweinsteiger- unbeschreiblich, wie die Zuschauer ihn feiern. Nach seinem Tor kannst Du die Fans seinen Namen in Paris brüllen hören – unglaublich. Anpfiff. Schweini und die Mannschaft kommen in unsere Kurve. Poldi springt über die Bande und macht shake hands mit den Fans.“

„La Mannschaft“ hat den ersten Dreier in der Tasche. Prima Auftakt für den amtierenden Weltmeister. Das Egestorfer Quintett verlässt das Stadion in Lille – „mit einem tollen Gefühl im Herzen als Fans in Frankreich willkommen zu sein.“ Weiter geht es in Richtung Bordeaux…

Routenplanung: Burkhard (links) und Jens basteln an der passenden Strecke.
Routenplanung: Burkhard (links) und Jens basteln an der passenden Strecke.

Am nächsten Tag – diesmal liefert Dicker, der eigentlich Carsten heißt, die Infos in die Heimat: „Ja, wir haben Karten für Belgien gegen Irland am 18. Juni in Bordeaux. Sind auch gestern endlich auf dem Campingplatz angekommen. Der liegt direkt neben der Dune du Pyla, die wird auch Wüste Europas genannt. Sie ist die größte Düne Europas – Länge 2915 Meter, Breite 616 Meter und Höhe 110 Meter. Wikipedia lässt grüßen!“

Und weiter: „Waren eben am Strand, natürlich in Trikots.“ Überraschend wurden die fünf Egestorfer von einem Filmteam entdeckt. Produziert wird eine Dokumentation über unterschiedliche Fans im Auftrag der UEFA. Dicker berichtet: „Aufnahmen gemacht. Später soll noch ein noch Interview folgen. Ein bisschen verrückt alles hier.“

In Bordeaux soll noch der richtige Platz fürs Public Viewing erkundschaftet werden. Deutschland gegen Polen am Donnerstag, 16. Juni. Bis zum 20. Juni bleibt das Deister-Quintett noch an der französischen Westküste, ehe es in Richtung Paris geht.

Foto-9---Egestorfer-Jungs
In Lille: Jens, Micha, Burkhard, Todda und Dicker (von links) vor dem „Stade Pierre Mauroy“.

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