Achim Köller zeigt neue Wege in der Nachwuchsförderung auf

Gehrden. Ein Förderkreis, der sich vornehmlich um das Wohl von Jugendsportlern bemüht, ist ja eigentlich nichts Neues. Aber das, was bei der SG Everloh-Ditterke entstanden ist und voran getrieben wird, ist in der Art und Weise allerdings Neuland in der hiesigen Sportszene. Verbunden ist das Projekt mit der Person und dem Namen von Achim Köller – ein Hausbesuch.

Von Erk Bratke

Treffpunkt in der Burgbergstadt im Buchenweg 12. Es ist der Hauptwohnsitz von Achim Köller; einen zweiten privaten Rückzugspunkt hat der 59-Jährige noch in Braunschweig. In „Peine-Ost“, wie hannoversche Fußballfans die Löwenstadt aufgrund der traditionsreichen Rivalität gern titulieren, sei für Köller quasi die familiäre Normalität. „Hier und in Hannover ist mehr der Wahnsinn – Fußball und Mucke“, scherzt der gebürtige Gehrdener zu Beginn des DJ-Besuches. Das gilt es im Folgenden konkreter zu erklären. Auf der Suche nach den Antworten: Wer ist dieser Achim Köller und was treibt ihn an?

Der „kleine Achim“ tritt in jungen Jahren zunächst beim FC Bennigsen gegen den Lederball. Später kickt er beim SV Gehrden in der B- und A-Jugend. Klar, Gehrden, denn immerhin ist sein Opa Henry Nöthel einer der Gründer. Beim SVG trifft er auch auf den nahezu gleichaltrigen Thomas Ruppel, der heute aufgrund seines unermüdlichen Engagements um den Verein oft „Mister Everloh“ genannt wird. Köller ist durchaus talentiert – und Kapitän. Allerdings machen sich Kniebeschwerden bemerkbar. Zu ganz großen Sprüngen reicht es für Köller nicht. Operation, aber Mitte 20 ist das Knie kaputt. Ein bisschen Bewegung noch bei der SGE in der I. und II. Herren, wo mittlerweile „Tommy“ Ruppel am Ruder ist – ein erstes Wiedersehen.

Ausgezeichnet: Achim Köller vor einer goldenen Schallplatte in seinem Haus in Gehrden.
Ausgezeichnet: Achim Köller vor einer goldenen Schallplatte in seinem Haus in Gehrden.

Natürlich ist nicht alles Fußball in den jungen Jahren von Achim Köller. Eine zweite Leidenschaft ist die Musik. Als Teenager macht er Mucke. „Mit 15, 16 haste alles gespielt“, erinnert er sich. Seine erste Band heißt „Tune“, wo er am Schlagzeug sitzt. „Von der ersten Kohle haben wir uns damals einen Bus gekauft“, schmunzelt Köller. Beruflich lässt er sich zu dieser Zeit als Verlagskaufmann bei der Schlüterschen Verlagsgesellschaft ausbilden. Auf Dauer aber viel zu langweilig für Achim, der sich mit diversen Jobs und Musik herumschlägt. Organisation und Datenverarbeitung einerseits sowie Management und Tour-Organisation andererseits.

Zehn Jahre lang macht er nach Feierabend in Musikproduktionen. Die „Scarlet Anvil Band“, „Artossa“ und Attack“ heißen einige Bands von damals. 1988 ist er Mitbegründer der Konzertagentur „Castor Promotions“. Aus der Teilhaberschaft wird gut zehn Jahre später die eigene Agentur K.O.K.S (gleich Köllers Organisation für Konzerte und Schallaufzeichnungen). Koks gibt es bis heute mit Sitz in Hannover. „Wir haben circa zehn Bands unter Vertrag, machen die Konzertbetreuung, beschäftigen uns mit Festival-Consulting, als Musikverlag und Management“, erklärt Achim. Es sind spezielle Bands, aber auch Chartthemen dabei („Monsters Of Liedermaching“, „Liedfett“, „The Hirsch-Effekt“ und andere).

Der Kreis von Köllers Koks und der SG Everloh-Ditterke schließt sich noch nicht so ganz. „Wir müssen noch kurz über Braunschweig sprechen“, sagt Achim. Private Kontakte (die Söhne der Lebensgefährtin) hatten ihn zu der Freien Turnerschaft gezogen. Plötzlich avanciert er zum Jugendtrainer. Erfolge in der Niedersachsenliga B-Junioren und als A-Jugendcoach stellen sich ein. Köller kommt bei der Jugend an.

Gleichwohl hält der Kontakt in die eigentliche Heimat. Schließlich werden erste Ideen beim Eisessen mit Thomas Ruppel geschmiedet. Achim Köller gibt sein „Comeback“ bei der SGE, wo er Jugendkoordinator, Coach der Damenmannschaft und Torwarttrainer wird. Und er baut einen Förderkreis – jetzt schließt sich der Kreis.

Bosse-Sponsoring: Auch der populäre Sänger bringt sich unterstützend ein. Die B-Junioren der SGE tragen den Schriftzug „Bosse“ auf ihren Trikots.
Bosse-Sponsoring: Auch der populäre Sänger bringt sich unterstützend ein. Die B-Junioren der SGE tragen den Schriftzug „Bosse“ auf ihren Trikots.

Eine gelungene Verbindung – es ist die Nutzung von Köllers beruflichen Kontakten aus der Agentur- und Musikszene mit Förderprojekten des Sportvereins. „Grundsätzlich hat der Verein entschieden, im Jugendbereich und bei den Damen mit einem Förderkreis zu kooperieren und zu arbeiten. Dieser Förderkreis besteht zur Zeit im Wesentlichen aus Personen, Institutionen und Firmen aus dem Musikbereich“, verdeutlicht der Ideengeber. So kam es bereits zu einer Zusammenarbeit zwischen der B-Jugend der SGE und dem Sänger Bosse, der die Everloher Nachwuchsmannschaft mit Trikots ausstattete. „Damit soll es aber nicht getan sein“, sagt Achim Köller. Der Förderkreis werde zudem ein Treffen organisieren, bei dem dann ein Fußballspiel zwischen Bosse und Teilen seiner Crew über die Bühne gehen soll.

Auch die Band „Boppin‘ B“ engagiert sich bereits mit Trikotsponsoring bei der SGE. Darüber hinaus laufen die Mädchen- und Frauenteams mittlerweile mit dem Logo „Toleranz“ auf der Brust auf den Sportplätzen der Region auf. Dies geht auf die Unterstützung von „Four Artists“ zurück, eine Agentur für „Die Fantastischen 4“, „Seeed“ und „Materia“. Toleranz und Respekt – Sammelbegriffe, in die der gesamte Verein eingebunden werden soll. „Die Idee dieses humanistischen Statements hatten wir schon lange vor der tagespolitischen Aktualität“, betont Köller.

Für Toleranz: In Pink und für Toleranz treten die B-Juniorinnen der SGE um Trainer Jörg Wolff (rechts) an.
Für Toleranz: In Pink und für Toleranz treten die B-Juniorinnen der SGE um Trainer Jörg Wolff (rechts) an.

Übergeordnet heißt der Projekttitel: SG Everloh-Ditterke schließt Kooperation mit Konzertagentur. „Wir wollen signalisieren, dass Fußball mehr ist, als in kurzen Hosen hinter einem Ball herzulaufen. Und wir hoffen auf Zulauf“, bekräftigt Köller. Es läuft!

Zeitintensiv ist Köllers ehrenamtliches Engagement allemal. Neben dem Job als Jugendkoordinator fungiert er ja auch auch als Trainer der beiden Damenmannschaften – und als Aushilfe, wenn irgendwo mal Engpässe sind. „So sechs bis sieben Stunden sind das – plus etwas zehn Stunden an Organisation pro Woche“, bilanziert der Macher. Zu Hause in Gehrden ist es halt der Wahnsinn zwischen Fußball und Mucke.

Regelmäßige Berichte und Videos von den Aktivitäten sind auf der Facebook-Seite der SG Everloh-Ditterke unter https://www.facebook.com/sgeverloh zu finden. Weitere Infos auch per Mail an achim@koks-music.de.

Zwei Macher: Thomas Ruppel (hinten rechts) und Achim Köller sind Jugendfreunde und ließen sich das besondere Konzept der Jugendförderung einfallen. Auch die Damen der SGE tragen Trikots mit der Aufschrift „Toleranz“.
Zwei Macher: Thomas Ruppel (hinten rechts) und Achim Köller sind Jugendfreunde und ließen sich das besondere Konzept der Jugendförderung einfallen. Auch die Damen der SGE tragen Trikots mit der Aufschrift „Toleranz“.

Zum Thema

Ein Blick auf die Spielgemeinschaft Everloh-Ditterke, kurz SGE genannt: Ein Dorfverein, der seine Heimat unweit der Gehrdener Kernstadt an der Kreisstraße 230 hat. Ein zwei-etagiges Clubheim, ein Sportplatz, ein Behelfsparkplatz – viel mehr nicht.

Vereinschef: Wilfried Quaß und sein Vorstandsteam stehen voll hinter dem Konzept von Achim Köller. Fotos: Bratke
Vereinschef: Wilfried Quaß und sein Vorstandsteam stehen voll hinter dem Konzept von Achim Köller. Fotos: Bratke

Hauptsächlich wird Fußballsport betrieben. Die sportlich fetten Jahre der SGE liegen schon lange zurück – damals, als die I. Herrenmannschaft erstaunlicherweise in der Bezirksklasse kickte. Später erfolgte der komplette Rückzug und der Neubeginn in der 4. Kreisklasse. Mittlerweile ist die Abteilung von und um „Mister Everloh“ Thomas Ruppel aus dem Tal heraus (fünf Herren- und Seniorenteams, eine Damenmannschaft sowie rund ein halbes Dutzend Jugendteams).

Apropos Jugend – der Nachwuchsbereich boomt. Dass der kleine Verein an der K230, der im vergangenen Jahr sein 60-jähriges Jubiläum feierte, zuletzt eine positive Mitgliederentwicklung verbuchte (jüngst von 217 auf 242) liegt vor allem an den 75 Jugendlichen. Die SGE kümmert sich um den Nachwuchs.

Zielgerichtet stellte Vereinschef Wilfried Quaß auf der jüngsten Jahreshauptversammlung dann auch die Schriftform eines verbindlichen Ehrenkodexes für den Umgang der Trainer und Betreuer mit den Kindern und Jugendlichen zum Schutz vor sexuellen Übergriffen und der Verletzung der Privatsphäre vor. Weitere Infos auf der Vereinshomepage unter www.sg-everloh-ditterke.de.

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