Digitalisierung im Fokus: 118 Millionen Euro Förderung für niedersächsische Hochschulen

Förderung Hochschulen

Niedersachsen. Das Kuratorium der VolkswagenStiftung hat in seiner heutigen Sitzung 118,5 Millionen Euro Fördermittel beschlossen, die an Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Niedersachsen gehen.

Der Schwerpunkt liegt auf Digitalisierungsprojekten und dem Gewinnen herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für Niedersachsen.

64,9 Millionen Euro stehen nach dem heutigen Beschluss des Kuratoriums für neue Fördermaßnahmen in der niedersächsischen Wissenschaftslandschaft zur Verfügung – zusätzliche 53,6 Millionen Euro wurden für bereits laufende Projekte bewilligt.

Die Vorschläge zur Verwendung der Mittel aus dem Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung wurden vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) eingebracht.

In der Strukturlinie „Neue Forschungsgebiete“ stehen ca. 17,5 Millionen Euro für neue Vorhaben bereit. Davon fließen 10 Millionen Euro in den Aufbau eines DFKI-Labors (Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz) Niedersachsen in Osnabrück und Oldenburg. Neben Mitteln für neue Vorhaben sind in der Linie außerdem gut 12 Millionen Euro für bereits laufende Projekte vorgesehen.

Innerhalb der Strukturlinie „Holen & Halten“ ist mit rund 14,6 Millionen Euro die Finanzierung mehrerer Professuren eingeplant, eine davon ist für Innovationsforschung, Technologie-Management und Entrepreneurship konzipiert und wird an der Leibniz Universität Hannover angesiedelt sein.

In die Strukturlinie „Programme und Ausschreibungen“ werden 31 Millionen Euro an neuen Mitteln fließen. Der größte Anteil geht dabei in die Ausschreibung „Digitalisierung in den Naturwissenschaften“, zudem werden zusätzliche Mittel für die Ausschreibung „Digitalisierungsprofessuren für Niedersachsen“ bereitgestellt. Für bereits laufende Vorhaben stehen nochmals gut 35,8 Millionen Euro zur Verfügung.

Rund 1,8 Millionen Euro gehen in neue „Forschungsverbünde und -schwerpunkte“. Zudem fließen 5,7 Millionen Euro in bereits bestehende Projekte.

Björn Thümler, Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur: „Digitalisierung ist nicht nur eine Frage der technischen Infrastruktur, sie ist vor allem eine Gestaltungsaufgabe für Wissenschaft und Forschung. Die Erforschung der Digitalisierung und ihrer Auswirkungen sowie die Ausbildung von Fachkräften sind dabei zentrale Aufgaben. Die Digitalisierung ist ein dynamischer Prozess – nur ein weitergehender Erkenntnisgewinn kann gewährleisten, dass Niedersachsen von den Chancen und Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, dauerhaft profitiert.“

„Wir freuen uns, dass mit Mitteln aus dem Niedersächsischen Vorab der VolkswagenStiftung ein erheblicher Beitrag zur Zukunftsfestigkeit der Hochschulen und Forschungsinstitute in Niedersachsen gleistet werden kann. Damit ermöglichen wir zugleich, dass herausragende Talente gehalten und besonders kreative Forscherinnen und Forscher nach Niedersachsen geholt werden können“, sagt Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung.

Ausschreibung „Digitalisierung in den Naturwissenschaften“

In den Naturwissenschaften werden verstärkt Erkenntnisse aus großen Datenmengen gewonnen – beispielsweise bei der Analyse des Genoms, bei der Untersuchung von Wetter- und Klimadaten sowie bei der Astro- und Teilchenphysik. In diesem Bereich werden 16 Millionen Euro bereit gestellt.

Die Digitalisierung spielt hier eine entscheidende Rolle, denn für solche Analysen ist der Einsatz von Computertechnologien vonnöten, deren Entwicklung mit dem Umfang der sich neu bietenden Möglichkeiten Schritt halten muss.

Mit der Ausschreibung sollen daher Projektteams gefördert werden, die sich interdisziplinär und anwendungsorientiert mit Aspekten der Digitalisierung zur Bearbeitung originär naturwissenschaftlicher Fragestellungen befassen und gleichzeitig den Transfer neu gewonnenen Wissens im Blick haben.

Die Disziplinen, die diese Ausschreibung adressiert, reichen von Biologie, Chemie und Physik über Geo- und Umweltwissenschaften bis hin zu Meeres-, Küsten- und Biodiversitätsforschung.

Für einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren ist eine Höchstantragssumme von 1 Million Euro möglich. Details zu der Ausschreibung werden zu gegebener Zeit auf den Homepages von MWK und VolkswagenStiftung veröffentlicht.

Ausschreibung „Digitalisierungsprofessuren für Niedersachsen“

Innerhalb der Ausschreibung „Digitalisierungsprofessuren für Niedersachsen“ ist die Einrichtung von 50 Planstellen vorgesehen, die sich vor allem mit den Themenfeldern der Informatik sowie angrenzender Disziplinen in Lehre und Forschung befassen werden. Hier stehen 10 Millionen Euro zur Verfügung.

Mit dem aktuellen Beschluss können nun für wissenschaftliches Personal sowie für Investitionen zusätzliche Mittel zu den einzelnen Professuren beantragt werden. Über einen Zeitraum von sechs Jahren dient diese Ergänzungsfinanzierung dazu, die Wettbewerbsfähigkeit für die Rekrutierung herausragender Kandidatinnen und Kandidaten sicherzustellen.

Einrichtung des DFKI-Labors Niedersachsen an den Universitäten Osnabrück und Oldenburg

Für das logische Erfassen von physischen, aber auch virtuellen Situationen – sei es das Verhalten einer Menschenmenge oder beispielsweise eine wirtschaftliche oder organisatorische Situation – und das Einordnen der aufgenommenen Informationen in einen Kontext, müssen künstliche Intelligenzen (KI) speziell ausgerüstet und programmiert werden. Für diesen Bereich stehen 10 Millionen Euro Budget bereit.

Denn nur so können sie zielgerichtet agieren und für Nutzerinnen und Nutzer beherrschbar und erklärbar sein. Das so genannte interpretierende Wahrnehmen komplexer Situationen und Umgebungen ist für künstliche Intelligenzen dennoch nach wie vor eines der zentralen Grundlagenprobleme – und wird es voraussichtlich auch noch lange bleiben.

Dieser Problemstellung will sich das DFKI-Labor Niedersachsen künftig an zwei Standorten mit jeweils zwei Arbeitsgruppen widmen.

W3-Professur für Innovationsforschung, Technologie-Management & Entrepreneurship

Um Innovationsprozesse erforschen, begleiten und vorantreiben zu können, wird an der Leibniz Universität Hannover eine neue Professur eingerichtet. 2,5 Millionen Euro stehen dafür zur Verfügung.

Sie wird im Spannungsfeld zwischen innovativer Wissenschaft und dem nachhaltigen Umgang mit Technologien angesiedelt sein. Mithilfe der Schnittstellenprofessur soll ein wissenschaftsbasierter Ansatz zur Förderung von Sprunginnovationen, also Neuentwicklungen mit hohem Marktpotenzial, realisiert werden.

Vor allem sollen Fragestellungen aus den Bereichen Biotechnologie und Digitalisierung adressiert und miteinander verknüpft werden. Langfristiges Ziel ist es, von der Professur ausgehend ein Kompetenzzentrum im Sinne eines „Innovation Hub“ zu etablieren.