
Barsinghausen. Da röhrt der Platzhirsch voller Innbrunst! Im lokalen Tennis trifft dies auf den TC Rot-Weiß Barsinghausen (TCB) zu und der hat allen Grund dazu – im positiven Sinne. Hinter den Rot-Weißen liegt ein Jahr mit großen Erfolgen und einer vielversprechenden Bilanz. Jetzt steht die Jahreshauptversammlung (JHV) des Clubs an – ein Hausbesuch.
Von Erk Bratke

Der DJ-Hausbesuch führt in den Sporting-Club an der Egestorfer Straße – neben der Freiluftanlage an der Ludwig-Jahn-Straße das zweite Zuhause der Rot-Weißen. Dort treffen wir auf zwei Protagonisten, die den TCB seit mehreren Dekaden anführen: Hardy Türnau und Jürgen Baumgarten – Macher, Kümmerer, Strippenzieher, Wegbereiter und dergleichen mehr.
Soeben ist sogenannte Jugendversammlung beendet worden. Ein Gremium, das es nicht in vielen Vereinen der Region gibt. Der Rot-Weiß-Nachwuchs bestimmt eigenständig seinen Weg. Dazu wird ein Jugendvorstand gewählt, der wiederum einen Jugendwart in den Gesamtvorstand bestellt. Katja Westerkamp steht dem Jugendvorstand vor; ihr zur Seite stehen weitere fünf Jugendliche. Jürgen Baumgarten ist ihr Jugendwart, der das Nachwuchsorgan auf der Gesamt-JHV bestätigen lässt.
Mit Stolz blickte die TCB-Jugend auf etliche Erfolge zurück – so auch auf die örtliche Jugend-Sportlerehrung, wo die Aktiven vordere Platzierungen feiern konnten. Urkunden und Medaillen gab es für für die Regionsmeister Anjuli Mahlstede, Diana Kostin, Hannah und Mina Lee sowie für die A-Juniorinnen (Annika Fengler, Carolin Kohlenberg, Alicia Niemann, Freya Glowienka und Shena Lee), die es zum Staffelmeister in der Bezirksliga und Vize-Pokalsieger gebracht hatten.
Personalunion: Da Jugendwart Baumgarten auch das Amt des Sportwarts im Erwachsenenbereich bekleidet, weiß er auch in diesem Bereich über Erfolge zu berichten. „Das Gesamtergebnis unserer zwei Damen- und drei Herrenmannschaften ist sehr gut.“ In der gerade beendeten Winterrunde 2015 erreichten alle fünf Team ihre zuvor anvisierten Ziele.
In der Verbandsliga sicherten die I. Herren (Platz 3), die I. und II. Damen (jeweils Platz 4) den angestrebten Klassenerhalt. Gleiches gelang der II. Herren in der Bezirksliga. Zudem feierte die III. Herren den Aufstieg in die Bezirksklasse. Bemerkenswert: Mittlerweile rekrutieren sich die TCB-Mannschaften fast ausnahmslos aus der eigenen Jugendarbeit, und dies durchaus auf höheren Ebenen. Dass Jürgen Baumgarten bei seiner Arbeit laut Satzung eigentlich ein 2. Jugendwart fehlt… geschenkt.
Ein Stellvertreter fehlt auch dem Rot-Weiß-Chef Eberhard „Hardy“ Türnau. Das Amt des 2. Vorsitzenden ist seit geraumer Zeit vakant. „Wir haben die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt und mehr als zufriedenstellend abgearbeitet“, resümiert der 1. Vorsitzende. Dieses Amt bekleidet er nun schon seit 25 Jahren. „Ja, ich feiere Silberne Hochzeit mit dem Verein“, scherzt Türnau.
1951 wurde der TC RW Barsinghausen gegründet. Seitdem gab es erst drei Vorsitzende. In den 64 Jahren seit Gründung standen dem Club lediglich Dr. Richard Fuhrmeister, Hans Hillrichs und eben Hardy Türnau vor – Letztgenannter am längsten. Anlässlich der diesjährigen Hauptversammlung stehen keine Vorstandswahlen an. Im nächsten Jahr soll für Hardy Türnau eigentlich Schluss sein. „Aber das predige ich ja schon seit Jahren“, sagt er. Das Problem: Ein Nachfolger ist nicht in Sicht.
„Fraglich, ob wir überhaupt den vakanten Posten des 2. Vorsitzenden besetzen können“, blickt Türnau auf die JHV am 18. März voraus (ab 19 Uhr im Saal des Restaurants Marmite). So werde es wohl beim bisherigen Team bleiben. Türnau und Baumgarten stehen Manfred Geiling als Schatzmeister, Klaus-Dieter Oppermann als Sportwart der Altersklassen, Daniela Mahlstede und Michael Gruber als Schrift- und Pressewarte sowie Rudi Dominiok als Anlagenwart zur Seite.
Türnau kann seinen Mitglieder einen „Supererfolg“ melden. Denn entgegen des nach wie vor rückläufigen Mitgliedertrends im Deutschen Tennis Bund (im DTB seit 1997 fallend) kann der „Platzhirsch am Deister“ eine ganz erfreuliche Entwicklung aufweisen. „Wir freuen uns über 34 neue Mitglieder“, stellt der TCB-Chef heraus (siehe Foto oben). Natürlich gab es auch Kündigungen und Todesfälle, aber insgesamt bleibt dennoch ein Plus in der Mitgliederbewegung. Eine solche Entwicklung gibt es bei Sportvereinen bekanntlich kaum noch. Ende des Jahres 2014 zählte der Bestand 265 Mitglieder. Und es kommt noch besser: „Für die Saison 2015 liegen bereits 20 Neueintritte vor“, bekräftigt Türnau.
Für die positive Entwicklung gebe es natürlich Gründe – „und zwar in vielerlei Hinsicht“, meint der TCB-Chef. „Beispielsweise haben wir den Dienstleistungsgedanken auf ehrenamtlicher Basis verinnerlicht. Zudem war unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit unseren Werbeaktionen zur Mitgliederanbindung erfolgreich und unsere Tennisanlage mit der Vereinsgaststätte gehört den ansprechendsten in der Region.“
Ein weiterer Erfolgsgarant sei das stetige Bemühen um den Wettkampfsport. Wer möchte, wird sofort eingebunden. Wer nur Hobbytennis spielen will, kann dies ebenso tun. „Dabei sind wir mittlerweile auch strukturell mehr als ordentlich aufgestellt. Trainingsmaterial bis hin zum Schläger steht jederzeit bereit und auch dies gehört zur Mitgliederpflege“, bekräftigt Jürgen Baumgarten.

Insgesamt habe der TCB-Slogan „Mehr als nur Tennis“ den Nerv der Zeit getroffen. „Wir verbuchen besonders bei den Familienmitgliedschaften ein Plus“, sagen die beiden Protagonisten unisono. Das starke Zusammengehörigkeitsgefühl habe sich auch bei den jüngsten Arbeitseinsätzen gezeigt. Damit die Plätze zur Freiluftsaison fertig „aufgerüstet“ sind, legten auch die Teammitglieder der Leistungsmannschaften Hand an.
Symbolisch gesehen: Natürlich bewegt der TC Rot-Weiß nicht nur rote Asche, sondern stemmt auch einen Jahresetat von rund 90.000 Euro. „Unser Kassenbericht weist ein kleines Minus aus, das allerdings der nachträglichen Rechnungslegung von Hallennutzungsgebühren sowie steigenden Kosten für die Anlagenpflege geschuldet ist“, erklärt Türnau. Nicht ohne Stolz könne er bei der JHV am 18. März einen ausgeglichenen Haushalt für 2015 vorlegen – und dies ohne Beitragserhöhung. „Auch wenn der Punkt auf der Tagesordnung steht, so kommen wir ohne Beitragsanpassung aus.“
Mittlerweile hat sich Jürgen Baumgarten von unserem Hausbesuch verabschiedet. Gemeinsames Training mit Tochter Sabrina steht an. Uns bliebe noch ein kurzer Blick in die nähere Zukunft: Nach den samstäglichen Arbeitseinsätzen soll am 19. April ab 10.30 Uhr das Anspielen 2015 erfolgen; tags zuvor öffnet bereits die Clubgaststätte.
Saisonstart zur Sommerunde 2015 ist dann am 3. Mai für die Erwachsenen sowie am 9. Mai für den Nachwuchs. Das Rot-Weiß-Aufgebot: 16 Jugendteams von der Verbands- bis zur Regionsliga, je drei Damen- und Herrenteams von der Verbandsliga bis zur Regionsklasse sowie acht Seniorenmannschaften von der Regionalliga bis zur Regionsliga. Wie gesagt: ein Platzhirsch im Tennissport.