Region geht neue Wege im Feldvogelschutz

Feldlerche
Im Bestand gefährdet: Die Feldlerche.

Region (red). Keine Lerche am Himmel? Keine Goldammer in der Hecke? Kein Fasan am Wegesrand? Die Bestandsentwicklung der Feldvögel ist seit Jahren alarmierend. In einigen Teilen Deutschlands sind selbst früher so häufige Arten wie Rebhuhn, Kiebitz und Feldlerche fast völlig verschwunden. Seit 2008 sind die Bestände von 26 der insgesamt 30 Arten abnehmend.

Ein neues Projekt der Region Hannover sieht jetzt vor, durch die Anlage von Brachflächen und Saatlücken inmitten von intensiv landwirtschaftlich genutzten Bereichen Bedingungen zu schaffen, die für die Feldlerche und andere Bodenbrüter optimal für die Aufzucht ihrer Jungtiere sind. Im Calenberger Land werden dafür über 18 Hektar Ackerland „lerchenfreundlich“ bestellt werden.

Im Zuge der Umsetzung ihres Landschaftsrahmenplanes und der Förderung der Biodiversität (Artenvielfalt) hat die Region Hannover mit der Calenberg-Bredenbeck GbR einen Vertrag über die feldvogelgerechte Bewirtschaftung von Getreidefeldern im südwestlichen Umland abgeschlossen. Insgesamt handelt es sich um 54 Flächen in vier Bereichen in den Gemarkungen Schulenburg (27 Flächen), Bredenbeck (12 Flächen), Leveste (12 Flächen) und der Kernstadt Pattensen (3 Flächen) mit einer Gesamtgröße von 18,5 Hektar. Der NABU Landesverband Niedersachsen hat die fachliche Betreuung dieses Projektes übernommen: Flächenauswahl, Art der Bewirtschaftung und Monitoring.

Umweltdezernent Prof. Dr. Axel Priebs:  „Die Region Hannover kommt ihrem Auftrag zur Erhaltung der Artenvielfalt nach und beschreitet dabei auch unkonventionelle, neue Wege – wie die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Calenberg-Bredenbeck GbR zeigt. Wesentliche Grundlage hierfür ist, neben den im Landschaftsrahmenplan vorgegebenen Entwicklungszielen, der gegenseitige Interessensausgleich mit den Landwirten.“ Projektleiter Wolfgang Fiedler vom Fachbereich Umwelt erläutert: „Wir haben so die Möglichkeit Flächen anzulegen, die größenmäßig weit über die aus unterschiedlichen Gründen wenig effektiven ‚Lerchenfenster‘ hinausreichen.“

Auf allen zur Verfügung stehenden Ackerschlägen wird in diesem Herbst Wintergetreide eingesät. Die feldlerchengerecht bestellten Bereiche sollen auf drei unterschiedliche Arten bewirtschaftet werden, um Vergleiche bezüglich ihrer Eignung als Lebensraum für Lerchen zu ermöglichen. So werden alle Flächen im Frühjahr 2015 so früh wie möglich maschinell aufgelockert. Auf zwei Dritteln wird in Anschluss daran eine Blühmischung eingesät, die später den Vögeln und ihrem Nachwuchs auch als Nahrungsquelle dient.

Die Feldlerche

Mit 18 bis 19 Zentimetern ist die Feldlerche etwa so groß wie ein Star. Ihr Gefieder ist in verschiedenen Brauntönen mit schwarzbrauner Strichelung gezeichnet. Im Flug werden schmale weiße Hinterränder der Flügel sichtbar, was die Feldlerche von den übrigen Lerchen unterscheidet.

Die Feldlerche brütet im offenen Gelände mit weitgehend freiem Horizont auf trockenen bis wechselfeuchten Böden. Sie favorisiert niedrige sowie vielfältig strukturierte Vegetation mit offenen Stellen. Verteilung und Dichte der Art sind sehr stark von Aussaat und Bearbeitung der Feldkulturen abhängig. Als Bodenbrüter beginnt die Feldlerche mit Nestbau und Brut erst Mitte April. Nach Paarbildung scharrt das Weibchen eine Mulde aus, die mit feinem Pflanzenmaterial ausgepolstert wird. Optimale Brutbedingungen herrschen bei einer Vegetationshöhe von 15 bis 25 Zentimetern und einer Bodenbedeckung von 20 bis 50 Prozent.

Das Gelege besteht in der Regel aus drei bis fünf weißlichen bis hell bräunlichen Eiern. Die Brutdauer beträgt bis zwölf Tage. Nach gut einer Woche verlassen die Jungen das Nest, können aber erst mit 15 Tagen fliegen und mit 19 Tagen selbstständig Futter suchen. Unabhängig sind die Jungvögel mit etwa 30 Tagen. Bis Mitte Juli/Anfang August erfolgt häufig eine zweite Jahresbrut.