
Diakonie Himmelsthür überrascht ihre Gäste in Barsinghausen
Barsinghausen. Ein Sommerfest heißt Sommerfest, weil man auf schönes Wetter hofft. Die Diakonie Himmelsthür in Barsinghausen hat aber die Prognosen ernst genommen und zum Glück ein großes Zelt aufgebaut. An diesem Samstagnachmittag wird es auch dringend benötigt. In dieses Zelt, das sich stetig mit Gästen füllt, trägt Thomas Klawier eine Tasche nach der anderen hinein. Groß sind sie alle, dem Anschein nach auch nicht allzu leicht. Und Thomas Klawier holt immer noch mehr.
Von Ralf Neite
Derweil bereitet Susanne Renner, Fachbereichsleiterin der Diakonie Himmelsthür, die älteren Gäste darauf vor, dass es gleich ziemlich laut werden wird: „Wir hatten das schon einmal in Lüdersen. Man konnte am Dorfeingang hören, was bei uns auf dem Gelände stattfand.“
Unterdessen lüftet sich das Geheimnis der Taschen. In jeder steckt eine Trommel: Djembes, Tom Toms, Bongos, alle möglichen Varianten von Trommeln. Dazu jede Menge Shaker, Glocken, Rasseln und Schellen. Dafür hat sich Thomas Klawier in Springe längst einen Namen gemacht: Wenn er seinen Trommelkreis aufzieht, wackeln die Wände. Aber das hier ist ja ein Zelt, da kann nichts passieren.

Endlich ist alles ausgepackt, Susanne Renner nutzt die Gelegenheit, stellvertretend für die erkrankte Wohnbereichsleiterin Sarah Breier die Gäste „zu unserem ersten richtigen Sommerfest“ zu begrüßen. Ende 2014 sind hier die ersten der mittlerweise 24 Bewohnerinnen und Bewohner eingezogen – Menschen mit geistigen, psychischen und zum Teil auch körperlichen Beeinträchtigungen aus dem Raum Barsinghausen, die schon lange auf ein solches Wohnangebot gewartet hatten.
Im Mai vorigen Jahres wurde das Haus am Rehrbrink offiziell eingeweiht. „Es hat sich einiges getan in dem einen Jahr“, sagt Susanne Renner. Unter anderem sei eine Bewohnervertretung gewählt worden – und die habe entschieden, den Erlös des Festes für die Anschaffung eines Grills mit Smoker zu verwenden. Getränke- und Kuchentheke, eine Tombola mit 300 Gewinnen und selbstgefertigte Taschen, die zum Verkauf angeboten werden, sollen die Kasse der Bewohnervertretung füllen.
An Kaffee und Kuchen denkt zunächst aber niemand, denn jetzt legt Thomas Klawier los. Der Trommellehrer aus Springe verteilt seine Schlaginstrumente im ganzen Zelt, „das kann ich ja gar nicht alles alleine spielen“. Schließlich hält jede und jeder etwas in der Hand. Jetzt zählt Thomas Klawier den Beat an, „eins, zwei, drei, vier – alle spielen!“, BewohnerInnen und Gäste legen los. 40 bis 50 Leute, erst gemeinsam, dann in immer neuen Kombinationen. Etwa nur die Rasseln, zu denen sich bald die Glocken, dann auch die Blocks „und alle kleinen Instrumente“ gesellen dürfen, schließlich abgelöst von allen Trommeln, die man mit einem Schlegel spielt.
Thomas Klawier ruft die Anweisungen ins Zelt, reißt die Hänge hoch, um den Pegel zu erhöhen, springt in die Luft, duckt sich mit ausgebreiteten Armen, wenn es wieder leiser werden soll. Eine schweißtreibende, Ausdauer erfordernde Art des Dirigierens, aber der Musiker hat sichtlich seinen Spaß daran – wie die Gäste auch.
Deutlich ruhiger und gemütlicher geht es dann in der zweiten Hälfte des Nachmittags mit Gesprächen und Spielen weiter. Am Abend gibt es dann aber noch einmal ordentlich Sound, wenn alle Gäste verabschiedet sind. Eine Disco für alle Bewohnerinnen und Bewohner rundet den Tag ab.
