Karl Rothmund verabschiedet sich mit 75 Jahren von Beruf und Ehrenämtern
Von Wolf Kasse
Barsinghausen. Er hat sich um den Fußball, aber auch um die Entwicklung der Stadt Barsinghausen verdient gemacht wie kein zweiter in der Deisterstadt. Nicht nur sein Berufsleben, sondern auch den überwiegenden Teil seines Privatlebens hat Karl Rothmund investiert in eine unglaubliche Vielzahl an Aufgaben und Ehrenämtern. „Ich habe lange überlegt, ob ich meinen 75. Geburtstag überhaupt feiern soll“, sagt Rothmund, der erst vor kurzem seine langjährige Ehefrau Edeltraud nach langer schwerer Krankheit verloren hat. „Im Laufe der Jahre habe ich viele Ehrenämter ausgeübt und dafür auch sehr viele Auszeichnungen und Ehrennadeln bekommen. Darum habe ich mich zu einer ganz privaten Feier entschlossen, um mich bei meinen langjährigen Weggefährten zu bedanken“, erklärt der ehemalige NFV-Präsident und Vizepräsident des Deutschen Fußballbundes.
Es gibt aber auch noch einen anderen Grund, der Rothmund zweifeln lässt, ob er überhaupt Lust auf eine Geburtstagsfeier hat: „Mich hat die Kampagne, die dreieinhalb Jahre gegen mich gelaufen ist, schon getroffen. Nicht, weil sich die Vereine beschwert haben. Das ist ihr gutes Recht. Ich hätte mir nur gewünscht, mit all den Kritikern ins Gespräch zu kommen. Sie haben es leider abgelehnt. Gut. Aber die Art und Weise, wie das gelaufen ist, muss ich akzeptieren, habe ich auch akzeptiert. Letztlich hat sich das ja auch alles als haltlos herausgestellt. Aber wenn man selbst krank ist und auf der anderen Seite eine Frau hat, von der man weiß, wie das Ende aussieht, war das alles in den letzten Jahren schon eine starke Belastung für mich. Deshalb habe ich mich auch besonders darüber gefreut, dass die Solidarität sowohl des DFB als auch des Norddeutschen Fußballverbandes und des Niedersächsischen Fußballverbandes mir geholfen hat, darüber hinweg zu kommen“.
„König Karl“ regiert durch
Während ich mit Karl Rothmund spreche, fällt mir auf, dass er ruhiger geworden ist. Nachdenklicher und leiser, als ich es von ihm in den vergangenen fast vier Jahrzehnten, in denen wir immer wieder mal beruflich zu tun hatten, gewohnt bin. Wir sitzen im Restaurant des Sporthotels. Wir, das sind mein langjähriger Freund und Kollege Erk Bratke und ich. Erk Bratke hat als Sportjournalist die sportliche Seite des rastlosen Machers begleitet, während ich dem Politiker Karl Rothmund auf die Finger geschaut habe – ein exklusives Interview aus gegebenem Anlass. Rothmund war von 1972 bis 1992 Ratsherr in Langreder und nach der Gebietsreform 1974 in der „neuen“ Stadt Barsinghausen. Außerdem saß er für die CDU im Kreistag des ehemaligen Landkreises Hannover. Von 1979 bis 1986 war er zudem Bürgermeister der Stadt Barsinghausen. Kaum hatte er dieses Amt abgegeben, sah er sich nach einer neuen Aufgabe um. So war er von 1986 bis 1994 ehrenamtlicher Finanzrichter. „Das war interessant“, erinnert sich Rothmund. Schmunzelnd denkt er an den Fall zurück, als eine Escort-Dame vor dem Gericht ihre Werbungskosten rechtfertigte.
Karl Rothmund war und ist ein Macher. Er hat viele Tugenden, allein die Geduld ist nicht seine größte Stärke. Das bekamen in seinen Jahren als Bürgermeister auch die politischen „Gegner“ zu spüren. Mit der Mehrheit im Rücken regierte „König Karl“ durch und setzte um, was er für richtig hielt. Immer im Blick hatte er dabei die Nachhaltigkeit seines Tuns. Unter anderem brachte er das Besucherbergwerk auf die Spur – heute die wohl größte Touristenattraktion Barsinghausens. Aber auch seinen besonderen Draht zur Wirtschaft nutzte er nachhaltig. Auf seine Initiative hin entstanden beispielsweise Schulpartnerschaften zwischen der KGS und dem GTG mit TRW und Bahlsen, die bis heute Bestand haben. Gleiches gilt für die Städtepartnerschaften, die er stets gefördert hat.
Was Karl Rothmund besonders auszeichnet ist seine Ehrlichkeit. Wenn ihm etwas nicht gefällt, dann sagt er das frei heraus, ohne Rücksicht auf andere Befindlichkeiten. Ich erinnere mich an eine Situation im Rathaus an der Bergamtstraße Anfang der 1980er Jahre. Als eine Mehrheit im Bundestag dem äußerst umstrittenen Nato-Doppelbeschluss zustimmt, läuten vielerorts, so auch in Barsinghausen, die Kirchenglocken. Rothmunds Meinung dazu fällt kurz und knapp aus. „Klerikaler Lärmterror!“, hält er den Barsinghäuser Pastoren entgegen, nachdem diese die Glocken läuten ließen, weil er als Bürgermeister die Diskussion über die Atomwaffenfreie Zone abgebrochen hatte.
Aufbruchstimmung in den 1970er Jahren
Mitte der 1970er Jahre herrscht Aufbruchstimmung. Barsinghausen ist auf einmal Stadt, soll Mittelzentrum im damaligen Landkreis Hannover werden. Wie sieht Karl Rothmund als ehemaliger Ratsherr der Gemeinde Langreder die Situation der Stadt Barsinghausen aus heutiger Sicht?
„Ich sehe die Stadt Barsinghausen insgesamt sehr gut aufgestellt, auch politisch. Weil wir hier nicht mehr betonierte Mehrheiten haben. Das geht nicht in Richtung SPD, es geht darum, dass hier mittlerweile ein anderes Klima entstanden ist in dieser Stadt, was am Anfang nicht so da war. Man hat wohl gemerkt, dass kommunalpolitisch keine reine Ideologie oder Parteipolitik vorherrschen muss, sondern dass man versuchen muss, mit Kompromissen gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Insgesamt hat sich die Stadt gut entwickelt. Wenn ich sehe, was hier wirtschaftlich entstanden ist, dass unsere Schulen funktionieren. Wir haben kein Problem mit Integrationsfragen, sondern das wird gelöst, wobei auch die Sportvereine eine große Rolle spielen. Wir haben ein unglaublich starkes Vereinsleben. Die finanzielle Situation ist gut geworden und Barsinghausen hat keine rückläufigen Einwohnerzahlen. Ich denke mal, dass die Stadt Barsinghausen wirklich gut aufgestellt ist. Wir haben sicherlich nicht alles erreicht, was erreichbar war. Etwa die Frage mit den Schulen, über die wir ja auch jetzt wieder diskutieren. Zum Beispiel, was mit den Gymnasien passieren soll. Also für Langreder hat sich die Eingemeindung nach Barsinghausen jedenfalls nicht als schadhaft erwiesen. Natürlich hat Langreder, wie viele andere Ortsteile auch, infrastrukturelle Probleme. Hier muss die Stadt aufpassen, dass die Ortsteile nicht veröden.“
„Die CDU war eine geschützte Minderheit“
Wenn Karl Rothmund heute froh ist, dass es im Rat keine „betonierten Mehrheiten“ mehr gibt, wie war das denn damals, als er selbst auf dem Bürgermeisterstuhl saß und durchregierte? „Das Problem war, wenn du auf Dauer wie die CDU in Barsinghausen eine geschützte Minderheit bist, weil die überragende Position, die die SPD hatte – aus der Entwicklung dieser Stadt heraus und auch aufgrund der Personen und Persönlichkeiten, die sie hatte, dann war das kein Wunder, dass es so gelaufen ist. Die CDU hat ja hier mal ganz klein angefangen, ich bin ja überhaupt erst durch die Wählergemeinschaft zur CDU gekommen. In Langreder hatte die Wählergemeinschaft die Mehrheit, nicht die CDU. Also das ist das eine. Und wenn du dann endlich die Mehrheit kriegst, dann geht es nach dem Motto, wir haben jetzt das Sagen, und wir machen das. Feierabend. Ich denke, wir haben unsere Mehrheit nur verloren, weil wir dann auch nach der Methode der SPD regiert haben. Und die Auseinandersetzungen, die da waren, die teilweise von beiden Seiten unter die Gürtellinie gingen, haben irgendwann mal dazu geführt, dass sowohl die Parteien als auch die Bürger gesagt haben, so geht es nicht. Dann haben wir immer knappere Mehrheiten gekriegt, und das hat sich verfeinert. Ich sehe, dass das heute anders läuft. Natürlich hat jeder seine gewissen politischen Prioritäten und Vorstellungen in der Kommunalpolitik, aber die Auseinandersetzungen gehen nicht mehr so stark ins Persönliche. Wenn früher Klaus D. Richter, Henning Schrader oder Astrid Wortmann losgelegt haben, mein lieber Mann…“
Kindheit im II. Weltkrieg
NFV-Präsident Günter Distelrath, langjähriger Freund und Weggefährte Karl Rothmunds, erinnert an den „kleinen Karl“. Seit fast 40 Jahren sind sie befreundet, kennengelernt haben sie sich in der Zeit, als Karl Rothmund noch Bürgermeister und Günter Distelrath Mitglied im Vorstand der Stadtsparkasse Barsinghausen war.
31. August 1943. Ein Dienstag. Es ist stark bewölkt, Regen fällt auf das Land. Die Wetterstation Hannover verzeichnet eine Höchsttemperatur von 19,2 Grad Celsius. Die Welt ist in Aufruhr. Es fällt nicht nur Regen, es fallen auch Bomben. Mitten hinein in diese lebensfeindliche Zeit wird Karl Rothmund in Langreder geboren. Der Vater ist an der Front, er soll seinen Sohn niemals zu Gesicht bekommen. Als Karl Rothmund gerade mal 17 Monate alt ist, erfährt die Familie, dass der Vater nicht mehr heimkommen wird.
Vier Jahre ist Karl Rothmund alt, als seine Mutter erneut heiratet. Ein Jahr später wird sein Halbbruder geboren. Die prägende Persönlichkeit seiner Kindheitsjahre wird nicht der neue Stiefvater sein, sondern Hedwig, die Großmutter mütterlicherseits. Die recht resolute Frau, die aus Oberschlesien stammt und Ende der 1920er Jahre im Gebiet des heutigen Niedersachsens heimisch wurde, wacht über den kleinen Karl. Der jagt am liebsten mit den Nachbarkindern durch die Dorfstraßen von Langreder dem runden Leder hinterher.
Ein prägendes Ereignis bringt das Jahr 1956 für den mittlerweile 13-jährigen Karl Rothmund. Zusammen mit 86.000 anderen Menschen erlebt er im Hannoverschen Niedersachsenstadion hautnah die 1:2-Heimniederlage der Deutschen Nationalmannschaft gegen die Sowjetunion. Noch heute spricht Karl Rothmund von dieser Begegnung als dem Spiel, das bei ihm am meisten Eindruck hinterlassen hat.
In Langreder herrscht der Handball
Im Langreder der Nachkriegszeit ist allerdings der Handballsport führend, daher schafft es die Fußballsparte des örtlichen Turn- und Sportvereins in dem kleinen Ort nicht immer, die Altersklassen im Nachwuchsbereich durchgehend zu besetzen. So spielt Karl Rothmund einige Zeit auch in Egestorf. Jahrzehnte später wird die damals begründete emotionale Verbindung eine Rolle spielen, als Karl Rothmund zum Schmied bei der Fusion der beiden Fußballsparten zum 1. FC Germania wird.
Mit 18 Jahren kehrt Karl Rothmund nach Langreder zurück und wird Mitglied der 1. Herrenmannschaft. Später dient er dem TSV Langreder unter anderem als Kapitän der 2. Herren und als Fußballspartenleiter. „Und wenn es sein muss auch als Schiedsrichter, wie eine Anekdote aus dem Jahr 1994/95 belegt. Damals empfing der TSV Langreder in der Kreisliga den TSV Pattensen II. Als der Schiedsrichter nicht anreiste, sprang kurzerhand ein Zuschauer als Spielleiter ein. Das war niemand anderes als Karl Rothmund – damals bereits Verwaltungsdirektor des NFV. Diese Szene ist typisch für ihn. Dünkel war und ist ihm fremd und wenn es die Situation erfordert, zeichnet ihn Hemdsärmlichkeit aus“, so Günter Distelrath.
Neben dem Fußball, den Karl Rothmund wegen einer Knieverletzung mit Ende 20 aufgeben musste, hatte er schon in jungen Jahren auch Tischtennis gespielt. Diesen Sport übte er viele Jahre aktiv aus, wobei er zwei besondere Eigenschaften unter Beweis stellte. Zum einen konnte er stets sein Gegenüber sehr gut einschätzen, zum anderen konnte er sich auf den Punkt konzentrieren, wenn es darauf ankam. Eigenschaften, die ihm auch im späteren Berufsleben sehr nützlich sein sollten.
Günter Distelrath: Karl Rothmund war schon ein Netzwerker, lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab
„Trotz aller Erfolge, die Karl Rothmund in seinem Leben erreicht hat, ist er ein feiner und bodenständiger Kerl geblieben. Er ist authentisch, er ist geradlinig und er versteht es meisterhaft, Menschen für sich und seine Projekte zu gewinnen. Gerade auch in schwierigen Zeiten haben ihn immer Mut, Selbstvertrauen und Zuversicht in die eigenen Stärken ausgezeichnet und ich glaube, es hat ihn geradezu gereizt, diese Stärken einzubringen“, stellt Günter Distelrath fest.
„Im Zusammenhang mit seinem Wirken ist auch das Wort Netzwerker gefallen. Mit dem Begriff des Netzwerkers werden ja seit den 1990er Jahren Menschen bezeichnet, die es verstehen, ein Netz von Beziehungen aufzubauen, es zu pflegen und professionell wirksam zu machen. Karl Rothmund war schon ein Netzwerker, lange bevor es diesen Begriff überhaupt gab“, sagt der amtierende NFV-Präsident Distelrath.
Karriere in der Wirtschaft
Nach der Mittleren Reife beginnt Karl Rothmund zum 1. April 1960 bei der Hannoverschen Maschinenbau AG, der HANOMAG, die Lehre zum Industriekaufmann. Eine Gemeinsamkeit, die er mit Günter Distelrath teilt, denn auch der erlernte einst diesen Beruf. Einer von Rothmunds Vorgesetzten bei der HANOMAG ist das NFV-Ehrenmitglied Gerd Ballschmiede. Der inzwischen 91-Jährige ließ es sich nicht nehmen, Karl Rothmund zum 75. Geburtstag persönlich zu gratulieren. Später bildet sich Karl Rothmund zum Betriebswirt und Wirtschaftsdolmetscher in Englisch weiter und arbeitet sich zum Geschäftsführer des Hannoverschen Röhrenhandels hoch.
Als er 1989 das Angebot erhält, beim NFV Nachfolger des Verwaltungsdirektors Otto Gereke zu werden, ist Karl Rothmund auf dem Höhepunkt seiner bisherigen beruflichen Laufbahn. Und er ist begehrt. Eine Maschinenbaufirma, bei der mehr als 2500 Menschen beschäftigt sind, lockt ihn mit dem Posten des Finanzvorstands. Der damals 46-Jährige ist hin- und hergerissen. Denn von den beiden Offerten ist die des NFV, obwohl gekoppelt mit dem Posten des Geschäftsführers des Sporthotels, die finanziell deutlich schwächere. Doch sie übt einen Reiz aus, der mit Geld nur schwer aufzuwiegen ist. Karl Rothmund kann seine große Leidenschaft, den Fußball, zum Beruf machen und einen ersten Schritt in eine Welt setzen, die er wie Millionen von Freizeitkickern nur aus dem Fernsehen kennt. Nicht von ungefähr wird er im Jahr 2007, nach seiner Wahl zum DFB-Vizepräsidenten, sagen: „Über die Bezirksklasse bin ich als Spieler nie hinausgekommen. Dass ich nun im größten Sportverband der Welt an führender Stelle mitwirken darf, ist eine große Ehre für mich.“
Entscheidung für den NFV
Im Frühjahr 1990 gibt Karl Rothmund dann dem damaligen NFV-Präsidenten Engelbert Nelle das „Ja-Wort“, nachdem der ihm zugesichert hat, dass er in wirtschaftlichen Aktivitäten freie Hand bekommt und nicht an jeder Ecke von einem ehrenamtlichen Gremium gebremst wird. Und insofern wird der 1. Juli 1990 schließlich zu einem geschichtsträchtigen Tag. Bei der Fußballweltmeisterschaft in Italien schlägt Deutschland im Viertelfinale die Tschechoslowakei durch ein Elfmetertor von Lothar Matthäus mit 1:0 und in Barsinghausen bezieht Karl Rothmund sein Büro im 2. Stock des Verwaltungsgebäudes an der Schillerstraße. In den darauffolgen Tagen, Monaten und Jahren wird sein in der Wirtschaft geknüpftes Beziehungsnetz für den Fußballverband aktiviert.
Sponsoring bringt die Rettung
Über Jahrzehnte war Sponsoring beim NFV ein Fremdwort gewesen. Erst unter Engelbert Nelle hatte der Verband zaghaft damit begonnen, diese Geldquelle zu erschließen. Mit Karl Rothmund, dem Netzwerker und Manager aus der Industrie, kommt sie nun richtig zum Sprudeln. Heute bestreitet der NFV einen erheblichen Teil seines Haushaltes aus solchen Einnahmen. „Dank Karl Rothmund, aber auch durch Bastian Hellberg, der ihm 2005 auf dem Direktorenstuhl folgte“, merkt Günter Distelrath an.
Distelrath weiter: „In den 27 Jahren als Verwaltungsdirektor und Präsident des NFV hat Karl Rothmund den Verband mit jeder Faser seines Körpers gedient. Er war, keine Frage, das Martinshorn des Niedersächsischen Fußballs, wo immer er aufschlug, schlug es sofort Alarm. Natürlich ist es hypothetisch, sich darüber Gedanken zu machen, welche Entwicklung der NFV ohne Karl Rothmund genommen hätte. Die Frage, ob der Verband auch ohne ihn heute genauso gut aufgestellt wäre, darf jedoch ohne jeden Zweifel mit Nein beantwortet werden. Denn es sind im Wesentlichen die durch ihn akquirierten Sponsorengelder, die den NFV zu Beginn der 1990er Jahre über Wasser halten. Schließlich musste der Verband auf einmal Kürzungen von 14 Millionen Mark hinnehmen, nachdem der Landesrechnungshof festgestellt hatte, dass die Fußballer im Vergleich zu anderen Verbänden viel zu viel Geld aus den Konzessionsabgaben erhalten haben. Die ersten zehn Jahre beim NFV waren die schwierigste Zeit. Gemeistert hast du sie mit dem dir eigenen Mut und der Zuversicht in deine Stärke. Aber eben leider auch mit einschneidenden Maßnahmen, zu denen auch die Streichung von Stellen in der Verwaltung gehörten. Aber es blieb dir keine andere Wahl und du darfst zu Recht stolz darauf sein, dass der NFV in den 15 Jahren nur einmal die Mitgliederbeiträge erhöhen musste, und dass damals gerade mal um 5 Prozent“.
„Entscheidend für den Erfolg von Organisationen oder Verbänden wie dem NFV sind immer die Persönlichkeiten, die für Nachhaltigkeit stehen. Und dafür steht Karl Rothmund wie kein Zweiter.
Davon zeugt im übrigen auch der Nachhaltigkeitsbericht, den der NFV auf sein Betreiben hin im Oktober 2017 als erster Landesverband im Deutschen Fußball herausgegeben hat“, so Günter Distelrath. Er zählt im Folgenden einige Höhepunkte aus Rothmunds NFV- und DFB-Karriere auf. Rothmund war nach seiner Zeit als NFV-Verwaltungsdirektor von 2005 bis 2017 Präsident des NFV, von 2006 bis 2018 Vizepräsident Finanzen des Norddeutschen Fußballverbandes und von 2007 bis 2013 Vizepräsident des deutschen Fußballbundes DFB.
- 1999 Neubau des Gästehauses des Sporthotels
- 2006 polnische Nationalmannschaft zur WM in Barsinghausen
- Leitung Standort Hannover während Confed-Cup und der Weltmeisterschaft 2006
- Leitung Standort Wolfsburg bei Frauen WM 2011
- Bau Studio B 54
- Position DFB-Vizepräsident für soziale und gesellschaftspolitische Aufgaben
- Geschäftsführender Vorsitz der Egidius-Braun-Stiftung des DFB
- Vorstandsvorsitz der DFB-Stiftung Sepp Herberger
- Ansiedlung der Geschäftsstelle der Robert-Enke-Stiftung in Barsinghausen
- Stellvertretender Vorstandsvorsitz der Robert-Enke-Stiftung
- Vizepräsident im Norddeutschen Fußballverband
- Entwicklung Sportinformationssystem, aus dem der Online-Ergebnisdienst im DFB entstanden ist
Ein unverwechselbarer Mensch
DFB-Präsident Reinhard Grindel tritt mit einem minimalistischen Spickzettel ans Rednerpult, hält aber eine umso beeindruckendere Laudatio auf Karl Rothmund: „Ich wünsche dir, lieber Karl, dass du die 75 Jahre mit allen unterschiedlichen Facetten mit dem Blick auf die Vergangenheit als unterm Strich gelungen ansiehst. Weil du sagst, ich habe etwas aus meinem Leben gemacht, weil mir das Geschenk des Lebens so wichtig ist, dass ich es nicht einfach nur so dahinlebe, sondern mit meinem Leben etwas machen will. Und dass du deshalb insgesamt glücklich sein kannst, weil man von dir sagen kann, du hast wirklich aus dem Geschenk des Lebens etwas gemacht. Nicht nur für dich persönlich, sondern für viele, viele andere auch.
Deshalb darf ich dir im Namen des gesamten Präsidiums des DFB herzlich zum 75. Geburtstag gratulieren. Ich sage dir in aller Deutlichkeit: Wir brauchen dich, deine Erfahrung, deinen Rat. Bleib so agil und suche dir Aufgaben, weil ich ganz genau weiß, dass wir mit deiner Erfahrung und vor allem auch mit deiner Kompetenz noch vieles von dir erwarten und deine Unterstützung gut gebrauchen können.
Du bist ein ganz unverwechselbarer Mensch, mit Ecken und Kanten, an denen man sich natürlich auch mal stößt. Das Wissen darüber, einen von frühester Kindheit an nicht so einfachen, alles andere als durchschnittlichen Lebensweg gehabt zu haben, ist ein Schlüssel, dich zu verstehen. Weil du eben alles andere bist, aber nicht durchschnittlich. Ich glaube, das Wort unverwechselbar trifft es schon.
Aber das man sich, um besondere Leistungen, um Besonderes schaffen zu können, um eben Ecken und Kanten zu haben und eben irgendwie etwas Besonderes zu sein, auch mal Schwierigkeiten stellen muss, das ist, so glaube ich, etwas, das wir in ganz anderer Hinsicht im Fußball auch erfahren. Schauen wir uns die jungen Leute heute an, die schon mit 14, 15 Jahren einen Berater haben, die mit 16, 17 Jahren Leute haben, die ihnen die Trainingstasche tragen, die ihnen alles abnehmen. Wir sollten uns vielleicht daran erinnern, dass es, um besondere Persönlichkeiten hervorzurufen, vielleicht durchaus auch richtig sein kann, dass man sich besonderen Herausforderungen auch selbst stellt, als junger Mensch. Und nicht alles abgenommen bekommt. Und dass vielleicht gerade das dazu führt, dass man in besonderer Weise seine Talente dann auch nutzt und versucht, sich zu verbessern. Das hat Karl Rothmund sicherlich getan und so etwas brauchen wir vielleicht bei jungen Leuten heute auch. Selbst wenn die Lebensumstände dazu überhaupt nicht vergleichbar sind.
Reinhard Grindel: Ohne Karl Rothmund würde es mich beim DFB zweifelsohne nicht geben
Du warst immer ein ganz herausragender Mann im Präsidium, der für viele Innovationen, besonders im digitalen Bereich gesorgt hat, auf die wir heute stolz sein können. Es ist angesprochen worden, ob es den NFV so wie heute ohne Karl Rothmund geben würde. Darüber kann man spekulieren, aber ohne Karl Rothmund würde es mich beim DFB zweifelsohne nicht geben. Und Karl, du weißt es, ich bin dir dafür unendlich dankbar. Und ich versuche, das klingt jetzt ein wenig pathetisch, aber es ist so, meine Arbeit so zu machen, dass du dich dafür nicht schämen musst, sondern ab und zu auch mal sagen kannst, es war keine meiner schlechtesten Ideen.
Tausche Côte d’Azur gegen Fuchsbau
Wir, meine Frau Wenke und ich, waren bei der Championsligue-Auslosung in Monaco und haben da in einem dieser Festival-Gebäude den Abend verbracht mit unseren Freunden und Kollegen aus der UEFA. Mit dem Blick auf diese kleinen schmalen Boote, die da vor der Côte d’Azur liegen, haben wir uns gefragt, fühlen wir uns hier eigentlich wohl? Und da haben wir gesagt, morgen sind wir in Barsinghausen, und dann blicken wir nicht auf diese kleinen schmalen Boote, sondern auf den Fuchsbau. Und wir waren uns beide einig, da fühlen wir uns eigentlich viel wohler.
Dass das hier so schön ist und eine ganz besondere Wohlfühloase und ein ganz besonderer Platz, das ist auch dein Werk, Karl. Und insofern sage ich dir, und da habe ich natürlich in den letzten Tagen kräftig dran gearbeitet, wenn wir die Euro 2024 nach Deutschland holen wollen, dann wollen wir das natürlich auch deshalb tun, damit Barsinghausen wieder die große Chance hat, ein Ort zu sein für eine der dann 24 Mannschaften, für ein Team-Basecamp. Und dass sich das, was wir 2006 hier in Barsinghausen und an vielen anderen Orten erleben durften, auch in meiner Heimatstadt Rothenburg, wiederholen kann. Ich bin ganz sicher, dass sich dann auch Menschen aus anderen Ländern hier wohlfühlen werden, auch darauf kannst du stolz sein, lieber Karl. Bleibe uns gewogen, raste und roste nicht, sondern bleib agil, es gibt noch große Ziele. Insbesondere die Euro 2014, wenn du da so eine Art Herbergsvater hier wärst, das wäre doch auch eine tolle Perspektive!“
Ehrenämter ohne Ende
Barsinghausens Bürgermeister Marc Lahmann hatte im Rathaus das Wirken von Karl Rothmund aus kommunalpolitischer Sicht recherchieren lassen, und heraus kam eine lange Liste, die sicher noch nicht vollständig ist. „Es freut mich, heute den 75. Geburtstag eines großen Sohnes unserer Stadt Barsinghausen mit Ihnen feiern zu können“, wandte sich Lahmann an die Gästeschar im großen Saal des Sporthotels. „Lieber Karl, du bist seit 1972 Mitglied der CDU und in Langreder zur Politik gekommen. Du warst von Anfang an Mitglied des Rates der 1974 entstandenen neuen Stadt Barsinghausen mit 18 Ortsteilen. Über 20 Jahre hast du in dieser Stadt gewirkt und die Krönung dieser politischen Laufbahn war sicherlich 1980, als du in der sozialdemokratisch geprägten Stadt als CDU-Mann Bürgermeister wurdest. Das war damals wohl nicht unbedingt zu erwarten.
In den sechs Jahren als Bürgermeister hast du diese Stadt wirklich geprägt. Noch heute gibt es sichtbare Zeichen, wie etwa die alte Feuerwehrspritze im Eingangsbereich des Rathauses I. Denn du hast dafür gesorgt, dass sie hier herkam. Das macht auch deine Verbundenheit mit der Feuerwehr deutlich. Du hast den Grundlehrgang zur Feuerwehr als Bürgermeister absolviert. Ich werde immer aufgefordert, das zu tun, aber ich werde das niemals tun. Hochachtung dafür. Aber du hast gesagt, ich will zu den Jahreshauptversammlungen der Feuerwehren auch in Uniform gehen können, und ich glaube, das macht deine Einstellung ganz deutlich“.
Karl Rothmund übernahm 1976 den Vorsitz im Feuerwehrausschuss des Barsinghäuser Rates. 1982 wurde Rothmund in den Kreistag gewählt und übernahm dort an der Seite von Georg „Schorse“ Beier den Vize-Vorsitz der CDU-Kreistagsfraktion. Eine Zeit, an die sich Karl Rothmund gerne erinnert: „Das war eine tolle Zeit, wir konnten uns immer aufeinander verlassen“.
1982 wurde Rothmund zudem Mitglied der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Großraum Hannover. Dort wirkte er bis 2001 mit. Aber das reichte noch lange nicht. Rothmund war viele Jahre Mitglied im Verwaltungsrat der Stadtsparkasse Barsinghausen, Mitglied im Verwaltungsrat der Kreissiedlungsgesellschaft, Mitglied im Beirat des Technologiezentrums Hannover, Aufsichtsratsmitglied in der ÜSTRA AG, außerdem langjähriger Vorsitzender der CDU Barsinghausen.
Karl Rothmund gründete die Patenschaft zum Panzeraufklärungs-Lehrbataillon 11 in Munster, vertiefte die Städtepartnerschaft mit Mont-Saint-Aignan, war Ideengeber und Förderer des Ausbaus des Besucherbergwerkes. „Vieles war sicherlich nur möglich, weil du auch immer über die Parteigrenzen hinweg mit anderen gesprochen hast. Dein Mitstreiter für das Besucherbergwerk war Udo Mientus, euch beiden verdanken wir es, dass wir dieses tolle Besucherbergwerk heute haben“, so Lahmann.
Rothmund war auch Mitbegründer des Fördervereins Alte Zeche, Ideengeber der Sportlerehrung, Mitinitiator des DGH Langreder, zusammen mit Bernd Hecke Organisator der Stadtmeisterschaft im Tischtennis. „Nicht zuletzt hast du die enge Zusammenarbeit des NFV und des Sporthotels mit der Stadt Barsinghausen auf den Weg gebracht, die bis heute anhält. Auch ich sehe, dass der NFV das Markenzeichen der Stadt Barsinghausen ist und sie bundes- und europaweit bekannt gemacht hat“, sagte der Bürgermeister. Er zählte auch noch einige der Ehrungen auf, die Karl Rothmund zuteil wurden:
- Goldene Ehrennadel Deutscher Fußballbund
- Goldene Ehrennadel Norddeutscher Fußballverband
- Goldene Ehrennadel NFV
- Ehrenteller polnischer Fußballverband
- Goldene Ehrennadel Kreissportbund Hannover-Land
- Silberne Ehrennadel Sportring Barsinghausen
- Ehrenmitglied TSV Langreder
- Ehrennadel Landkreis Hannover
- Deutsche Feuerwehrehrenmedaille
- Niedersächsisches Verdienstkreuz 1. Klasse
- Verdienstkreuz am Bandes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
- Ehrenbürger der Stadt Barsinghausen
Damit soll es jetzt vorbei sein, sagt Karl Rothmund den Gästen seiner Geburtstagsfeier. „Es war eine sehr schöne, eine sehr tolle Zeit. Dieser Geburtstag soll und wird für mich eine Zäsur sein. Abschied von dem, was man vielleicht Berufsleben nennt, obwohl ja vieles, was ich gemacht habe, ehrenamtlich war. Der Beginn eines neuen, wenn auch – und darüber habe ich heute den ganzen Tag nachgedacht – letzten Lebensabschnitts. Aber ich bin das erste Mal in meinem Leben, jedenfalls seitdem ich 18 oder 19 war, fast frei von Verpflichtungen und kann das gestalten, so wie ich es will. Ich bin da bereits auf einem guten Weg. Ich danke euch allen für die Zusammenarbeit, für alles, was wir gemeinsam gemacht haben“. Damit verstummt das Martinshorn des niedersächsichen Fußballs, denn wer Karl Rothmund kennt, der weiß, dass er keine halben Sachen macht. Wenn er sagt, jetzt ist Schluss, dann ist das so. Feierabend.
[Best_Wordpress_Gallery id=“42″ gal_title=“Karl Rothmund“]
Zum Thema
Millionen von Amateurfußballern nutzen Woche für Woche eine technische Errungenschaft, deren Ursprung auf eine Initiative von Karl Rothmund zurückzuführen ist. Die Rede ist vom digitalen Ergebnisdienst des DFB. Was hat es damit auf sich?
Rothmund: „Wir haben 1988 beim Hannoverschen Röhrenhandel eine Grundkonzeption entworfen, richtige Daten zum richtigen Zeitpunkt an die richtigen Leute zum richtigen Ort zu bringen. Also ein logistisches Problem zu lösen in einem Großhandelsunternehmen. Im Klartext: Das, was wir an Rohren bei uns im Lager hatten, mussten unsere Außendienstmitarbeiter und unsere Partner im Ausland wissen. Diese Konzeption, über die es eine Diplomarbeit gibt, die bei Professor Dr. Binner an der Fachhochschule Hannover geschrieben worden ist, habe ich dann umgesetzt in ein Konzept für den Hannoverschen Röhrenhandel. Zu dem Zeitpunkt hieß es aber, nein, das machen wir nicht.
DJ: Was ist dann geschehen?
Rothmund: „Das ist einer der Hauptgründe gewesen, weshalb ich dort weggegangen bin. Ich hatte keine Lust, für den Papierkorb zu arbeiten. Als ich dann später zum Fußballverband gekommen bin, habe ich diese Konzeption umgewandelt für den Sport. Ich habe mir auch extra bestätigen lassen, dass ich persönlich Urheber des gesamten Systems bin“.
DJ: Das heißt, Sie haben die Rechte am Sportinformationssystem?
Rothmund: „Nein, ich habe damals die Rechte komplett an den Niedersächsischen Fußballverband abgetreten. Ich bin sehr stolz auf das, was daraus geworden ist. Und da weiß ich auch, dass ich einen nicht unerheblichen Anteil daran hatte“.
DJ: Aber es gab auch Hürden auf dem Weg dorthin?
Rothmund: „Ja, es gehört auch dazu, dass man trotzdem dabeibleibt, auch wenn man Nackenschläge bis zum geht nicht mehr bekommt. Ich hatte aber gerade mit Engelbert Nelle einen Partner im ehrenamtlichen Bereich, der immer zu mir stand wie eine deutsche Eiche und darauf vertraute, dass das, was ich letztlich an Konzeptionen entworfen habe, auch umsetze. Aber wir sind dann an einen Punkt gekommen, dass der Niedersächsische Fußballverband kein Geld mehr hatte, um das System weiterzuentwickeln“.
DJ: Wie konnten Sie dieses Problem lösen?
Rothmund: „Wir hatten angefangen, auf der Basis des BTX-Systems zu programmieren. Dann kam das Internet. Und plötzlich wurden wir gefragt, aus welcher Welt wir denn kommen, wenn die Rede vom Bildschirmtext war. Das ging ratzfatz. Ich habe mich dann mit dem Internet befasst und mir war schnell klar, dass das technisch viel besser war. Dann ging es darum, wie es jetzt weitergehen kann. Es gab dann einen Kontakt zu Kalle Voss von der Firma Baan, der war damals Geschäftsführer für Deutschland. Baan wollte seinerzeit unbedingt Partner des DFB werden. Ich habe das dann umgeswitcht und meine Gesprächspartner davon überzeugt, dass das nur über uns, den NFV, und dieses System geht. Daraufhin hat die Firma Baan mehr als eineinhalb Millionen Euro zur Verfügung gestellt in Form von Programmierkosten und das System weiterprogrammiert. Es sollte sich noch herausstellen, dass Baan so eine kleine Luftblase war, aber wir waren fast fertig mit der Schiedsrichter- und Spielansetzung über Baan“.
DJ: Wie kam denn der DFB ins Boot?
Rothmund: „Es ist mir in dieser schwierigen Zeit gelungen, nach sehr zähen Verhandlungen den Deutschen Fußballbund, namentlich Schatzmeister Dr. Theo Zwanziger, davon zu überzeugen, dass das Ding läuft. Der DFB stieg ein und hat das System für nen Appel und n Ei übernommen. Es dauerte noch ein halbes Jahr, dann stand die Schiedsrichter- und Spielansetzung. Das war das Herzstück des Systems. Alles andere kam später hinzu. Ich hatte die Konzeption so gemacht, dass sie so offen war für Programmierung, dass alles passte. Heute ist ja bis hin zum Rechnungswesen alles miteinander vernetzt. Der größte Vorteil war, dass seinerzeit die Firma Merkur aus Einbeck, die schon immer in diesem Konstrukt mitgearbeitet hatte, mit an Bord war. Die hatte Gustl Wenzel mitgebracht, das waren Spezialisten für Direct Mailing. Die hatten nur eins im Sinn, die wollten die Adressen aus dem System haben. Das war damals hoch lukrativ. Dann kamen die neuen Gesetze, und du konntest es vergessen. Die Deutsche Post hat Merkur übernommen, und der Geschäftsführer Holthusen, ein super Fußballer, hat das Potenzial erkannt. Die haben dann auch alle Rechte gekauft und sich die lukrativen Sachen herausgepickt. Aber mit dem Sportinformationsdienst wollten sie zunächst nichts zu tun haben. Acht oder neun Jahre später habe ich einen Vertrag mit der Deutschen Post gemacht, und wir konnten das System so entwickeln, wie es heute ist“.
DJ: Herr Rothmund, haben Sie es bereut, die Rechte am System abzugeben?
Rothmund: „Ich hätte das allein ja nie realisieren können. Die Entscheidung war absolut richtig. Mir hat es Spaß gemacht, die Sache weiter voranzubringen. Ich hatte ja auch gar keine Chance, dafür eine Firma zu gründen oder sonst was. Da hätte ich mich ja selbstständig machen müssen. Wenn man damals eine Agentur gehabt und an den Neuen Markt gegangen wäre, es gab ja diese unglaubliche Euphorie mit dem Internet, dann hätte man damit vielleicht Geld verdienen können. Aber es ist besser so, wie es gekommen ist“.
DJ: Herr Rothmund, vielen Dank für das Gespräch.