Freilichtbühne: Auf dem Weg vom Verein zum Unternehmen?

Barsinghausen. Die heutige Jahreshauptversammlung der Mitglieder der Deister-Freilicht-Bühne könnte einen Wendepunkt in der Vereinsgeschichte einläuten. Ab 15 Uhr werden sich die stimmberechtigten Mitglieder einen neuen Vorstand wählen, der bisherige 1. Vorsitzende Harry Karasch steht für dieses Amt nicht länger zur Verfügung. Aufhören will Karasch aber nicht, ganz im Gegenteil. Er hat die Vision entwickelt, den Bühnenbetrieb künftig professionell zu managen. Den Weg zur unternehmerischen Betriebsführung mit offizieller Geschäftsstelle und bezahltem Geschäftsführer soll eine grundlegend überarbeitete Satzung freimachen, die im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung beschlossen werden soll – geht es nach Karasch, so soll das noch vor Beginn der diesjährigen Spielzeit erfolgen.

Von Wolf Kasse

Karasch vergleicht den ehrenamtlichen Vorstandsposten mit einem Vollzeitjob. Als selbstständiger Unternehmer kann sich Karasch seine Zeit zwar relativ frei einteilen, es führt aber zwangsläufig zu Konflikten, wenn man mehr Zeit für das Ehrenamt als für den bezahlten Job aufwenden muss. Seine Bilanz als Vorsitzender kann sich sehen lassen. „Recht schnell“ hätten sich in den letzten fünf Jahren viele Erfolge eingestellt, blickt er zurück. Die Zuschauerzahlen seien in diesem Zeitraum um fast 20 Prozent und die Einnahmen aus dem Spielbetrieb sogar um knapp 75 Prozent gestiegen. Dadurch sei die Bühne „sehr gut aufgestellt und finanziell nahezu unabhängig geworden“, so Karasch.

Das hohe Tempo der Entwicklung sei jedoch womöglich einigen Mitgliedern ein wenig zu schnell gegangen, deutet Karasch interne Misstöne an. „Aber es ist unumgänglich, irgendwann auch den Mut aufzubringen, über einen Graben zu springen, statt immer nur unentschlossen davor stehen zu bleiben“, gibt er sich kämpferisch. Karasch verweist auf „zahlreiche neue gesetzliche Anforderungen und Vorschriften“, aber auch auf „meiner Meinung nach gestiegenen Qualitätsansprüchen unserer Zuschauer“, denen man gerecht werden müsse. Nur wenn man diese Herausforderungen annehme, werde man auch in Zukunft „ein attraktiver Anziehungspunkt“ bleiben.

Karasch kann sich vorstellen, die Deister-Freilicht-Bühne künftig als Geschäftsführer weiter auf Erfolgskurs zu halten. Auch über die Gründung einer offiziellen Geschäftsstelle hat er gründlich nachgedacht. Denkbar wäre hier eine direkte Zusammenarbeit mit dem Verein Calenberger Cultour & Co. Der §15 „Geschäftsstelle“ des Entwurfs für die neue Satzung lautet:

(1) Der Verein kann zur Durchführung seiner satzungsmäßigen Zwecke und Aufgaben eine Geschäftsstelle unterhalten.

(2) Zur Führung der Geschäftsstelle ist der Vorstand ermächtigt, im Rahmen der wirtschaftlichen Verhältnisse und der Haushaltslage einen Geschäftsführer und/oder Mitarbeiter für die Verwaltung einzustellen. Ein Geschäftsführer ist für die Angelegenheiten der laufenden Verwaltung zuständig. Für diesen Wirkungskreis wird er als besonderer Vertreter im Sinne des §30 BGB bestellt.

(3) Der Vorstand muss eine Geschäftsordnung für die Geschäftsstelle beschließen.

Es wird auf alle Fälle spannend zu erfahren, wie sich die Mitglieder der Deister-Freilicht-Bühne die künftige Entwicklung ihres Hobbys vorstellen. Entscheidend dürfte dabei sein, welche Richtung der neue Vorstand einschlagen will.

DFB-Die-Hölle
Neue Wege gehen: Mit dem Stück „Die Hölle wartet nicht“ wagte die Freilichtbühne 2014 ein High-Tech-Experiment mit moderner Beamer-Technik und eigens im Hause foto:kasse produziertem Hintergrund-Video.

 

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