Kein gutes Jahr für den Fußball – für den NFV hingegen sehr wohl

Bilanz gezogen: Die NFV-Spitze mit Jan Baßler, Karl Rothmund, Steffen Heyerhorst, Bastian Hellberg, Walter Burkhard, Kerstin Busch und Bernd Dierßen (von links). Fotos: Bratke

Barsinghausen. Nein, es war nun wirklich kein gutes Jahr für den Fußball. Allein die Skandale bei FIFA und DFB machten dies für 2015 unmöglich. Das gibt auch Karl Rothmund zu. Gleichwohl zog der ehrenamtliche NFV-Präsident gemeinsam mit seiner hauptamtlichen Verwaltungsspitze ein positives Resümee aus Sicht des Niedersächsischen Fußball-Verbandes.

Von Erk Bratke

„Wir sind auf dem Weg unsere Führungsstrukturen zu verändern“, beginnt Rothmund sein Statement bei der Jahresabschluss-Pressekonferenz im Sporthotel-Fuchsbachtal. Vordergründig werde dies in zweierlei Hinsicht deutlich. Mit Günter Distelrath, der früher auch schon mal Stadtsparkassendirektor in Barsinghausen (hauptamtlich) sowie stellvertretender Vorsitzender beim TSV Barsinghausen (ehrenamtlich) war, stehe ein designierter Nachfolger für den Präsidentenstuhl bereit. Seine Wahl zum NFV-Chef soll auf dem Verbandstag 2017 erfolgen. Zudem rückt mit Steffen Heyerhorst ein Ur-Barsinghäuser in die Verwaltungsspitze auf. Die bereits im Vorjahr angekündigte Veränderung vollziehe sich bereits zum 1. Januar 2016 – vorzeitig, wie das DEISTER JOURNAL bereits in dem Artikel „Vorgezogener Wechsel in der Verwaltungsspitze des NFV“ berichtet hatte.

Aus dem Norden nach Frankfurt: Reinhard Grindel (Mitte) – hier bei einem NFV-Neujahrstreffen mit Regionspräsident Hauke Jagau (links) und NFV-Ehrenpräsident Engelbert Nelle (rechts).
Aus dem Norden nach Frankfurt: Reinhard Grindel (Mitte) – hier bei einem NFV-Neujahrstreffen mit Regionspräsident Hauke Jagau (links) und NFV-Ehrenpräsident Engelbert Nelle (rechts).

Dass Niedersachsens Personalpolitik im Fußball bundesweit vielversprechend sei, dokumentiere laut Rothmund das einstimmige Votum aller Landesverbände für Reinhard Grindel. Den aktuellen Schatzmeister des DFB brachte Rothmund selbst auf den Weg. Grindel wisse den Amateurbereich hinter sich und habe damit durchaus gute Karten, nächster DFB-Präsident zu werden. Allerdings zeigt sich die Profiebene vorerst noch – sagen wir mal – „sperrig“. Grindel, 1961 in Hamburg geboren, ist Journalist und seit 2002 Bundestagsabgeordneter der CDU. Er ist Mitglied beim Rotenburger SV. Von 2011 bis 2014 war er 1. Vizepräsident des NFV und ist zudem stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Robert-Enke-Stifung (Barsinghausen). Im Oktober 2013 wurde er zum Schatzmeister des DFB gewählt.

Kreisfusionen

Veränderte Führungsstrukturen ergeben sich auch durch die Entwicklung in den Kreisen. „Die Fusionsgespräche laufen positiv“, bekräftigte Rothmund. Eine gewisse Größenordnung sei notwendig, um eine leistungsstarke Aufgabenbewältigung zu erreichen. Gelingen die erforderlichen Zusammenschlüsse nicht, so werde der Verband nach 2017 die Beschlüsse zur Fusion herbeiführen. Wie berichtet erhalten die NFV-Kreise Hannover-Land und -stadt ein wenig Aufschubzeit.

Karl Rothmund vergaß keineswegs den Dank an die Presse auszusprechen. Rhetorisch und taktisch klug, mit einem gewissen Charme – so kennt man Barsinghausens Ehrenbürger: „Klar, ihr schreibt sowieso nicht das, was ich will.“ Aber immerhin fair sei die Berichterstattung gewesen, gab der NFV-Chef mit einem Schmunzeln zu.

Gerade wollte er das anvisierte „Trostländerspiel“ für den 8. Oktober in Hannover gegen Tschechien festzurren, da veränderte der Einwurf einer kurz zuvor eingetroffenen E-Mail den Gedankenverlauf. Rothmund selbst hatte einen Ersatz für das ausgefallene Holland-Länderspiel ins Spiel gebracht, jetzt wollte „irgendwer“ genau diese WM-Qualifikationspartie für Hamburg „buchen“ und dafür ein weitaus weniger populäres Freundschaftsspiel (2. September) für Hannover vorsehen. „Das wüsst‘ ich aber…“, raunzte Rothmund, griff zu seinem Handy, stand auf, verließ den Tisch, um flugs mit dem DFB zu telefonieren…

Da war er wieder, der Netzwerker par excellence, der natürlich für „seinen“ Verband kämpft. Für Hannover (und damit auch für Barsinghausen) auf ein WM-Quali-Spiel zu verzichten, nur weil in Hamburg etwa 10.000 Plätze/Tickets mehr zu verkaufen sind? Nicht mit ihm! „Schreibt darüber, was ihr wollt“, sagte Rothmund durchaus verärgert über die unerwartete Nachricht. Ist hiermit geschehen!

Prima Hotelbilanz

Der guten Stimmung anlässlich des NFV-Jahresabschlusses tat dies freilich keinen Abbruch. Kein Wunder, konnte Hoteldirektor Bernd Dierßen doch einen Jahresumsatz von über 3 Millionen Euro verkünden. Dabei nehme die Resonanz aus Barsinghausen und dem Umland zu. „Und darauf können wir, vor allem aber unsere Mitarbeiter, stolz sein“, betonte der frühere Fußballprofi von Hannover 96 und Schalke 04. Ein Großteil des Überschusses habe man direkt wieder investiert. Dierßen: „Wir haben zehn weitere Zimmer und den Saal Niedersachsen renoviert und dabei auch technisch auf den neuesten Stand gebracht.“ Knapp 350.000 Euro seien dafür ausgegeben worden.

Trainingslager, Tagungsgeschäfte und Familienfeiern – das seien die drei Standbeine des Sporthotels im Fuchsbachtal. „Die Zimmerauslastung liegt bei 66 Prozent“, berichtete Kerstin Busch, Hauptverantwortliche für den Hotelbetrieb, zufriedenstellend. Dabei lobte Busch auch die Zusammenarbeit der 35 Beschäftigten und sprach von sicheren Arbeitsplätzen. Darunter befinden sich acht Auszubildende, die sehr engagiert seien.

Baumaßnahmen

Direktorenwechsel: Steffen Heyerhorst (rechts) rückt auf die Stelle von Walter Burkhard (links) auf.
Direktorenwechsel: Steffen Heyerhorst (rechts) rückt auf die Stelle von Walter Burkhard (links) auf.

Während im Hotel für 2016 kein größerer Umfang an Investitionen geplant sei, gelte dies für die Sportschule II nicht. Steffen Heyerhorst kündigte die komplette Entkernung der Zimmer über der Karl-Laue-Halle an. 16 neue Zimmer inklusive Schulungstechnik – so lautet der Plan. Die Investitionen bezifferte er mit rund 1,9 Millionen Euro. Bereits in diesem Jahr habe man die Renovierung der Laue-Halle mit einem Volumen von rund 800.000 Euro abgeschlossen. Die neue Umlufttechnik mit einer installierten Deckenstrahlheizung mache künftig auch außersportliche Großevents wie beispielsweise Abi-Bälle möglich. Weitere Baumaßnahmen betreffen das Verwaltungsgebäude in der Schillerstraße (Ausbau von Büros) und die Räumlichkeiten der Robert-Enke-Stiftung (Trennung vom Präsidialbüro). Soweit wie möglich werde dabei die heimische Wirtschaft einbezogen, so Heyerhorst.

Sportschule

Durch die Baumaßnahmen in der Sportschule II war diese nur eingeschränkt nutzbar. „Dennoch hatten wir insgesamt 22.000 Übernachtungen und konnten rund 2000 Fußballer aus Niedersachsen aus- und weiterbilden“, bilanzierte Jan Baßler. Stolz sei man auf das herausragende Projekt des sogenannten Junior-Coaches. Fast 600 Youngster nahmen daran teil.

Der Lehrgangsplan 2016 sei bereits seit November online freigeschaltet. Mittlerweile gebe es schon 1.300 Anmeldungen. Auch der geplante Nachhaltigkeitsbericht sei auf einem guten Weg. Gleiches konnte Baßler für das Fitnessstudio verkünden. Im „Studio B54“ trainieren aktuell fast 400 Mitglieder – eine zufriedenstellende Zahl.

Als Exkurs sprach Baßler auch über die Robert-Enke-Stiftung. „2015 war ein erfolgreiches Jahr“, bekräftigte der RES-Geschäftsführer. Für das kommende Jahr ist die Herausgabe einer Smartphone-App geplant. Insgesamt sei die Stiftung durch ihren Sitz in Barsinghausen ein enormer Imagegewinn für die Deisterstadt.

Sportliches

Auch die sportliche Bilanz des Landesverbandes kann sich sehen lassen. NFV-Direktor Bastian Hellberg stufte den Doppelsieg der U15- und U16-Junioren beim Ländervergleich als „historisch“ ein. Prestigeträchtig sei auch der doppelte Pokalsieg des VfL Wolfsburg (Männer und Frauen) anzusehen.

Dass die Sparkassen-Fußballschule beim NFV komplett ausgebucht war, spreche für die gute Arbeit in diesem Bereich. Für 2016 kündigte Hellberg gleich mehrere Länderspiele an; niedersachsenweit werden Frauen- und U-Mannschaften auflaufen und zumeist im Fuchsbachtal gastieren. Was die Organisation vor Ort anbelangt, so könne der NFV stets auf die gute Zusammenarbeit mit der örtlichen Polizei, Feuerwehr und Stadtverwaltung bauen. Man wisse, was man voneinander habe, meinte Hellberg.

Neujahrstreffen

Vorausblickend kündigte der Verwaltungsdirektor einen mittlerweile überregional bedeutsamen Termin an. So findet am 21. Januar das traditionelle „Krombacher Neujahrstreffen“ (ehemals NFV-Journalistentreffen) statt. Als Ehrengäste werden voraussichtlich DFB-Sportdirektor Hans Flick und 96-Geschäftsführer Martin Bader in Barsinghausen erwartet.

Bilanz gezogen: Die NFV-Spitze mit Jan Baßler, Karl Rothmund, Steffen Heyerhorst, Bastian Hellberg, Walter Burkhard, Kerstin Busch und Bernd Dierßen (von links). Fotos: Bratke
Bilanz gezogen: Die NFV-Spitze mit Jan Baßler, Karl Rothmund, Steffen Heyerhorst, Bastian Hellberg, Walter Burkhard, Kerstin Busch und Bernd Dierßen (von links). Fotos: Bratke