Extremschwimmer: Jörg Fischer krault sich in die Hall of Fame

Barsinghausen (red). Jörg Fischer hat sich einen Traum erfüllt, für den er hart trainiert hat. Der Leiter der Schwimmsparte des TSV Barsinghausen hat den Ärmelkanal von England nach Frankreich erfolgreich durchschwommen.

Rund drei Jahre Vorbereitung investierte der aus Kirchdorf stammende Sportler, mit langen Schwimm-Strecken, Krafttraining im Hallenbad und täglichem Beckentraining. Im Winter trainierte Fischer dabei hauptsächlich im örtlichen Deisterbad. Ab April schwamm er im Freiwasser im Mittellandkanal bei Seelze oder im Blauen See bei Garbsen. Seit Anfang des Jahres legte er täglich im Schnitt 5000m häufig mit den Triathleten des TSV Barsinghausen oder mit der ersten Mannschaft der SGS Barsinghausen zurück. Kurz vor der Querung trainierte er aber meistens allein im Freiwasser. Wenn ein Training aus beruflichen oder familiären Gründen ausfallen musste, wurden die fehlenden Trainingsmeter am Wochenende vor- oder nachgeholt.

Am Tag der Überquerung hatte das Wasser auf der englischen Kanalseite zum Start um 10:02 Uhr in Dover zunächst die erwarteten 17 Grad. Fischer schwamm in klassischer Badehose mit Badekappe und Schwimmbrille. Das war die vorgeschriebene Ausrüstung, die der offizielle Verband der Kanalschwimmer CSA ( Channel Swimming Assossiation ) vorschreibt.

Für die Durchführung des Unternehmens wurde ein dafür zertifiziertes Boot, die Louise Jane, gechartert. Der englische Skipper Andy King und sein Sohn waren die Bootsführer. Von der CSA kam der Observer Phil Collins dazu. Er war dafür zuständig, daß alles nach den offiziellen Regeln der CSA vonstatten ging. So durfte zum Beispiel nach dem Start der Schwimmer kein Boot oder Boje mehr berühren. Das hätte zur sofortigen Disqualifikation geführt.

Zu dem Team von Jörg Fischer gehörten seine Ehefrau Cora, die Söhne Lukas und Leo mit Freundin Carolin. Sie waren für das sogenannte Feeding (Getränke und Essen) und für die moralische Unterstützung zuständig. Nach dem Einsetzen der Flut nahm Jörg Fischer sofort Kurs auf in Richtung der Fahrrinne, die zu der meist befahrenen Schifffahrtstrecke weltweit zählt. Jörg hatte zunächst Glück mit relativ ruhigem Wasser, da es kaum Wind, aber dafür einen wärmenden Sonnenschein gab. Nach sechs Stunden erreichte er die internationalen Gewässer und der Tidenwechsel setzte ein. Mit der Ebbe schwamm er dann zügig, mit unfreiwilligen Feuerquallenkontakten, in Richtung Frankreich. Nach 10,5 Stunden und einzelnen Sichtungen von Robben wurde das französische Hohheitsgewässer erreicht. Das wurde belohnt mit einem Blick zur Steilküste. Niemand vom Team hatte zu dem Zeitpunkt mit weiteren Schwierigkeiten gerechnet. Dann ging die wärmende Sonne unter.

Der Sonnenuntergang war gegen 21 Uhr und es wurde langsam Nacht. Nun lag ein weiterer Tidenwechsel an und kalte Strömungen waren dafür verantwortlich, dass die Wassertemperatur auf 15 Grad sank. Eine aufkommende Gegenströmung sorgte umgehend für Schwierigkeiten beim Schwimmen, Wellen machten zunehmend das Weiterkommen zur Herausforderung. Die aufkommende Müdigkeit und die dauerhafte Kälte machten Fischer zu schaffen. Plötzlich wurde am Cap Gris-Nez an der französischen Kanalseite die Strömung durchbrochen und Jörg Fischer war gerade noch in der Lage, unter Jubel seines Teams den ersehnten Strand zu erreichen. Nach cirka 55.000 Schwimmzügen, 32 Kilometer Luftlinie, rund 39 Kilometern Schwimmstrecke und einer Schwimmzeit von 13:17 Stunden war es geschafft!

Das Begleitboot wurde ausgesetzt und fuhr zum Strand, um ihn aufzunehmen. Nach wenigen Minuten außerhalb des Wassers im Begleitboot fing Fischer an am ganzen Körper zu zittern, weil die Wärmezuführung durch Bewegung fehlte. Schnell wurde dicke wärmespendende Kleidung angezogen und warmer Kaffee gereicht. Zwei Stunden später war das Boot wieder im Dover Harbour.

Eine besondere Ehre war es für Jörg Fischer, sich in den darauffolgenden Tagen im Pub White Horse in Dover auf der Wand zu verewigen. Mit einem schwarzen wasserfesten Stift trug er sich mit Namen, Wohnort, Datum und Zeit ein. So wie alle erfolgreichen Kanalschwimmer vor ihm. Nun ist Barsinghausen auch vertreten. Das White Horse ist die Hall of Fame der weltweiten Extremschwimmer-Gemeinschaft. Jörg Fischer ist der 26. Deutsche und damit die 1615 Einzelperson der CSA und CS&PF (Channel Swimming & Pilot Federation), der den Ärmelkanal als Solo-Schwimmer bezwungen hat. Frei nach dem Motto: Sink or Swim.

Großartige Leistung: Jörg Fischer auf seinem Weg durch den Ärmelkanal.
Großartige Leistung: Jörg Fischer auf seinem Weg durch den Ärmelkanal.

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