Nach den Wahlen: Der Sportring vor einem Neuanfang?

Barsinghausen. Die Barsinghäuser Sportszene ist uneins und präsentiert sich derzeit in zwei Lagern. Eigentlich wollen beide Seiten ja das Gleiche – nämlich, dass der heimische Sport eine eng zusammenstehende Fraktion bildet und seine Interessen in der Öffentlichkeit sowie gegenüber Politik und Verwaltung als starke Lobby mit Nachdruck vertritt. Allein ein zielführender Weg dorthin, fällt den beiden (neuen) Lagern im Zusammenschluss „Sportring“ derzeit schwer.

Von Erk Bratke

Es rumort weiterhin in Barsinghausens Sportlandschaft. Das Auseinanderdriften – so geschehen bei der jüngsten Hauptversammlung des SRB (siehe auch Artikel „Sportpolitik: Brecht geht, Fabisch kommt und die Retourkutschen“) – dient keineswegs der Sache. Natürlich wissen das die Protagonisten beider Seiten, und dennoch fällt es ihnen schwer, die vornehmlich persönlichen Differenzen außen vor zu lassen.

Eigentlich nicht weiter wild, denn das ist in und auf – nennen wir es mal – der „Großkopferten-Ebene“ hinlänglich bekannt. Blöd nur, wenn die Kommunikation gänzlich auf der Strecke bleiben beziehungsweise die missliche Situation durch mediale Schuldzuweisungen verschärft werden würde. Will das jemand wirklich? Die vielzitierten großen Vereine, die längst schon keine mehr sind? Die zahlreichen kleinen Vereine, die teilweise schon komplett ohne Nachwuchs dastehen? Wohl kaum!

Nach den Kontroversen auf Hauptversammlung waren nun die kleineren und Einspartenvereine im Sporthotel Fuchsbachtal zusammengekommen und konnten Wolfgang Meier als Moderator gewinnen. Meier steht dem Trägerverein „Lehrschwimmbecken Adolf-Grimme-Schule“ vor. Der Verein ist zwar kein Mitglied im SRB (wie auch Meier bestätigte / Infos siehe auch unter www.tv-lsb.de), eine gute Wahl war es allemal.

Moderator: Wolfgang Meier, Vorsitzender des Trägervereins Lehrschwimmbecken-AGS.
Moderator: Wolfgang Meier, Vorsitzender des Trägervereins Lehrschwimmbecken-AGS.

Meier gehörte in früheren Jahren lange Zeit selbst dem Sportring-Vorstand an, vertrat dort die Farben des Schwimmclub Barsinghausen (SCB), sorgte stets für ausgleichende Gewichtung, plante an der ersten Neuordnung der Barsinghäuser Sportlerehrung mit und zeichnete nicht zuletzt als Co-Autor der Sportförderrichtlinie (1983) verantwortlich. Seine ersten Worte hatten sogleich Gewicht: „Ich wünsche mir eine rege Diskussion auf fachlicher Ebene und weg von der Personaldiskussion.“ Sein Wunsch wurde weitgehend, wenngleich auch nicht von allen Vertretern (beispielsweise Tennisvereine) erhört.

Aufgeräumt wurde gleich zu Beginn mit einigen vorab getätigten Aussagen des neuen SRB-Vorstandes (siehe auch „Zum Thema“ und Pressemitteilungen am Ende des Artikels). So sei es keineswegs eine „Hinterzimmerdiskussion“, denn erstens sei die Veranstaltung durch die Anwesenheit der Medien öffentlich und zweitens seien alle in dieser Sache betroffenen Vereine eingeladen worden. „Wir würden gern die Diskussion der JHV zu Ende führen, einen Kandidaten für unsere Vertretung im SRB-Vorstand finden und mögliche Änderungen einbringen“, benannte Meier die Ziele des Treffens.

Zweiter Redner war Henning Theilmann, Mitglied in Schwimm- und Tennisvereinen. Er war – wie berichtet – auf der Hauptversammlung des SRB in Goltern von den Einspartenvereinen auf Vorschlag von Torsten Sander (SCB) als Vertreter für den Vorstand vorgeschlagen worden, wurde aber aufgrund der an diesem Tag bestehenden Stimmenmehrheit von den großen Vereine abgelehnt. Theilmann bestätigte die Kontaktaufnahme durch den neuen SRB-Vorsitzenden Horst Fabisch, die aber aus zeitlichen Gründen nicht gelungen sei. „Es gab also kein persönliches Gespräch“, bekräftigte Theilmann. Gleichwohl teilte er unmissverständlich mit, dass er für die Mitarbeit im aktuellen Vorstand nicht zur Verfügung stehe – und dies nicht etwa, weil er nun bockig sei.

Absage an den SRB-Vorstand: Henning Theilmann – möglicherweise wartet auf ihn künftig eine Aufgabe im Integrationsbeirat der Stadt, wo er den Sport vertreten will.
Absage an den SRB-Vorstand: Henning Theilmann – möglicherweise wartet auf ihn künftig eine Aufgabe im Integrationsbeirat der Stadt, wo er den Sport vertreten will.

Theilmanns gutes Recht – zweifellos. Es gilt zu hinterfragen, wie eine Entscheidung möglich sei, auf einer Sitzung zunächst einen freiwilligen Ehrenamtler abzulehnen, um genau dieselbe Person später zur Mitarbeit aufzufordern. Ein Wahnwitz! Das DEISTER JOURNAL kommentierte dies bereits nach dem „Goltern-Treffen“ mit „persönlichen Retourkutschen“, die mit Theilmann sicherlich den Falschen trafen.

Karl Rothmund, NFV-Präsident und Mitglied im TSV Langreder, resümierte dann noch einmal die Historie seines Vorschlags „Theilmann“. Demnach habe es erste Gespräche zwischen ihm und dem mittlerweile ausgeschiedenen SRB-Chef Lothar Brecht schon frühzeitig gegeben, woraufhin Henning Theilmann sowohl zur Jugendsportlerehrung als auch zur Sport-Gala im März dieses Jahres eingeladen worden war. Da aber auch hier eine spätere Kontaktaufnahme unterblieben war, wählte Rothmund seinerseits den Gang in die Öffentlichkeit – taktisch ein falscher Zug, wie sich später herausstellen sollte. Karl-Heinz Neddermeier vom SCB bestätigte die Ereignisse.

Wie dem auch sei, dem SRB steht ein demokratisch gewählter Vorstand vor. „Aber eben mit einer vakanten Position“, wie Moderator Meier nochmals feststellte. Für diese gelte es einen Kandidaten zu finden und auf einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung wählen zu lassen. Da Theilmann nicht mehr zur Verfügung stehe, brachte Meier mit Gerd Köhler vom Handballverein Barsinghausen (HVB) einen neuen Kandidaten ins Spiel. Sein Standing und seine Vernetzung seien großartig und sicherlich über alle Zweifel erhaben, so Meier.

Keine Kandidatur: Gerd Köhler vom HVB.
Keine Kandidatur: Gerd Köhler vom HVB.

Um das Ergebnis vorweg zu nehmen: Köhler verneinte seine Kandidatur und begründete dies auch. Er habe sicherlich ein genügend „breites Kreuz“, um sich der Aufgabe zu stellen, doch stehe er wegen momentaner interner HVB-Probleme in Sachen Buchhaltung mit einem ehemaligen Mitstreiter nicht zur Verfügung. Gleichwohl mahnte Köhler an, die Diskussion im Sportring als Neuanfang zu sehen und nachdrücklich die Position der Einspartenvereine zu verteidigen. Wer Gerd Köhler kennt, der verstand auch seine „sportlichen“ Worte: „Wir sind Sozialdienstmeister, Integrationsmeister, Präventionsmeister, Bewegungsmeister und was-weiß-ich-nicht-noch-alles. Wir müssen mit einer Stimme sprechen!“

Ins gleiche Horn hatte auch Dr. Georg Robra geblasen. Barsinghausens 1. Stadtrat war zu dem Treffen eingeladen worden und hatte auf Nachfrage der Teilnehmer aus seiner früheren Arbeit in der Stadt Herford berichtet. Auch dort sei „der Sport der größte Sozialdienstleister der Stadt“ und verstehe sich auch so. Hier und da sei er anders organisiert (wie übrigens auch in einigen Kommunen der Region Hannover) und die Größe nur schlecht vergleichbar. Robra fragte die Anwesenden mit Nachdruck: „Ist eine Spaltung im Sportring zielführend?“ Natürlich nicht, denn der Sport müsse mit einer Stimme sprechen. Im Moment habe der Stadtrat aber eher das Gefühl, als wenn zu wenig miteinander als vielmehr übereinander gesprochen werde.

Beide Seiten müssten sich zwangsläufig selbstkritisch hinterfragen, so Robra. Als kleinen Wink gab er den in Nordrhein-Westfalen geprägten Begriff „Pakt für den Sport“ mit auf den Weg (als Beispiele im Internet in den Städten Münster, Dortmund, Duisburg, Ahlen sowie im KSB Rhein-Erft und im Oberbergischen Kreis zu finden – siehe auch www.lsb-nrw.de). „Spaltung ist die schlechteste Lösung. Der Sport muss mit einer Stimme sprechen. Momentan spüren wir doch breite Ablehnung in der öffentlichen Wahrnehmung“, betonte auch Karl Rothmund.

Im Gespräch: Karl Rothmund und Stadtrat Dr. Georg Robra.
Im Gespräch: Karl Rothmund und Stadtrat Dr. Georg Robra.

Wolfgang Meier rief zum Fazit auf. Folglich verständigte sich die Runde auf die Formulierung eines Antrags an den SRB-Vorstand. Darin enthalten: Vorschlag zu einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung, klare Definition der Aufgaben im Vorstand, Neuausrichtung zum Beispiel bezüglich der Sportfördermittelvergabe und des Stimmenverhältnisses.

Warum gerade letztgenannter Punkt eine dermaßen große Rolle spielen soll, ist zumindest fraglich. Faktisch ist es nämlich keineswegs so, dass die vermeintlich größeren Vereine trotz ihrer Mehrfachstimmen die kleineren Clubs gängeln könnten. Vordergründig ist von fünf Großen die Rede, die aber allein längst nicht das Gewicht von fast 30 Einspartenvereinen erlangen können. Offen bleibt dabei die Antwort auf die von Stadtrat Robra erwähnte selbstkritische Hinterfragung: Warum nehmen zurzeit die Vereinsdelegierten ihr Stimmrecht einfach nicht war? So geschehen sowohl bei der Hauptversammlung in Goltern als auch beim jetzigen Treffen im Fuchsbachtal, wo beispielsweise die reichhaltige Schützenlandschaft oder auch andere Einspartenclubs unterrepräsentiert bis gar nicht vertreten waren.

Ein anderes Beispiel: Warum stößt sich plötzlich alles an der Vergabe der Sportfördermittel? Die Delegierten hatten es doch selbst in der Hand, zum Beispiel einer Bezuschussung von passiven Mitglieder entgegenzutreten – allein sie hoben ihre Hand nicht! Klar, die Welt hat sich gedreht, wie Wolfgang Meier es ausdrückte. Aber ganz sicherlich nicht derart schnell, um alles Geschaffene in Frage zu stellen. Zweifellos tut aber eine Überarbeitung Not und damit auch ein Neuanfang.

By the way: Nur gut, dass die meisten der unzähligen Trainer und Betreuer aller Barsinghäuser Sportvereine ihr Herzblut nicht bei Funktionärssitzungen vergießen müssen. Auch wenn sich Vereinslandschaft und -strukturen verändert haben, so sichern doch die Kinder und jugendlichen Sportler den Fortbestand der Vereine – ganz gleich ob auf der Judo-Matte, am Tischtennistisch, auf dem Fußballfeld, im Schwimmbecken, am Schießstand, in der Handball- und Volleyballhalle oder auf der Leichtathletikbahn. Gelingt der von beiden Lagern anvisierte Neuanfang nicht und kommt es in letzter Konsequenz zur Spaltung, dann hätten die Gegner des organisierten Vereinssports leichtes Spiel. Und 75 Prozent Ballbesitz oder mehr bringen nicht immer einen Sieg – bekannterweise!

Zum Thema

Vor der Zusammenkunft der kleineren Mehrsparten- und Einspartenvereine schickte der neue SRB-Vorstand zwei Pressemitteilungen auf den Weg. Geprägt waren diese von zweifellos verständlichen Standpunkten einerseits sowie von unsinnigen bis hin zu falschen Argumenten andererseits. Hier der Wortlaut…

Pressemitteilung 1: „Ich werde mich für jeden Sportverein im Stadtgebiet einsetzen“, hatte Horst Fabisch, der Vorsitzende des Sportrings Barsinghausen unmittelbar nach seiner Wahl angekündigt. Gestern hat der neue Vorstand auf seiner ersten Sitzung ein umfangreiches Arbeitspensum beschlossen, um den Worten auch Taten folgen zu lassen. Um die Leistungen des Sports in Barsinghausen in angemessener Weise öffentlich machen zu können, wird der Sportring eine zentrale Internetseite aufbauen. Diese Homepage soll allen Vereinen als gemeinsame Plattform dienen und den Sportinteressierten in Barsinghausen einen umfassenden Überblick über die vielfältigen sportlichen Aktivitäten, Angebote und Leistungen bieten. Fabisch hofft, dass sich auf diesem Weg auch in Politik und Verwaltung das Augenmerk wieder mehr auf den organisierten Sport richtet. „Es kann nicht sein, dass nur über die Förderung von Rand- und Kleingruppen gesprochen wird, während die Leistungen der Sportvereine kaum zur Kenntnis genommen werden“, sagt der neue Vorsitzende. Den Sportvereinen in Barsinghausen mit ihren mehr als 10.000 Mitgliedern und über 2.000 ehrenamtlichen Vorständen, Spartenleitern, Trainern und Helfern müsse zukünftig mehr Beachtung geschenkt werden, so Fabisch. Doch dem Vorstand des Sportrings geht es nicht nur um eine verbesserte Außendarstellung. Auch nach innen soll kräftig aufgeräumt werden. Dazu werden alle Mitlieder kurzfristig zu einer Klausursitzung eingeladen, in deren Verlauf intensiv über die zukünftigen Aufgaben und Strukturen beraten werden soll. „Wir wollen diese Beratungen durch externe Fachleute des Landessportbundes moderieren lassen“, erläutert Fabisch. Die Ergebnisse sollen dann auf einer außerordentlichen Vollversammlung vorgelegt und gegebenenfalls beschlossen werden. Bis zur Wahl eines Vertreters der Einspartenvereine soll Henning Theilmann als beratendes Mitglied für die Vorstandsarbeit gewonnen werden. Neuland möchte Fabisch auch bei der Ausrichtung der Sportgala betreten. „Der Sport braucht keine Bühne für Funktionäre und wenige geladene Gäste“, sagt der Sportring-Vorsitzende. Stattdessen soll gemeinsam mit den Mitgliedsvereinen eine Veranstaltungsform gefunden werden, die den Vorstellungen der Basis entspricht und von einer breiten Akzeptanz der Sportler und Ehrenamtlichen getragen wird.

Neuer SRB-Vorsitzender: Horst Fabisch vom TSV Kirchdorf. Fotos: Bratke
Neuer SRB-Vorsitzender: Horst Fabisch vom TSV Kirchdorf. Fotos: Bratke

Pressemitteilung 2: Auf Initiative von Karl Rothmund haben einige Vorsitzende einen Kreis von ausgewählten Sportvereinen für den kommenden Montag zu einer Diskussion über die Situation der Klein- und Einspartenvereine im Sportring Barsinghausen eingeladen. Ein Vorgang, den der neue gewählte Vorstand des Sportrings als außerordentlich befremdlich empfindet. „Will Karl Rothmund den Sportring spalten“, fragt sich nicht nur der neue Sportring-Chef Horst Fabisch. „Nach der kontroversen Diskussion auf der Jahreshauptversammlung des Sportringes bzw. in der Presse und Öffentlichkeit, insbesondere über die Strukturen, Außendarstellung gegenüber Rat und Verwaltung sowie die Verteilung der Sportfördermittel, sehen die Unterzeichneten einen erheblichen Diskussionsbedarf“, heißt es in der Einladung zum Treffen im Sporthotel. „Fragen, die allgemein bekannt und wichtig sind, die aber im Sportring diskutiert und beantwortet werden müssen“, so Fabisch. Der neue Vorstand habe bereits entsprechende Maßnahmen auf den Weg gebracht, wie der Presse zu entnehmen gewesen sei. „Hinterzimmerdiskussionen mit ausgewählten Vereinsvertretern sind da nur kontraproduktiv“, sagt der Vorsitzende. Viel mehr sollten die unzufriedenen Vereine jetzt die Chance des allgemeinen Neuanfangs nutzen, und ihre Vorstellungen bei der anstehenden Klausurtagung einbringen. „Der Sportring ist unabhängig und neutral. Er handelt auch entsprechend. Er wird sich nicht von einzelnen Verbänden oder deren Vertreter dominieren lassen“, macht Fabisch deutlich.

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