Sport ohne Publikum ist doof

Barsinghausen. Noch nie zuvor war die Aufmerksamkeit an einer Barsinghäuser Sportlerehrung derart spärlich wie in diesem Jahr. Anders als in der Vergangenheit hielt sich auch das mediale Interesse in Grenzen. Sei’s drum – am Freitag, 13. März, werden die erfolgreichen Athleten des Jahres 2014 im festlichen Saal Niedersachsen des Sporthotels im Fuchsbachtal gekürt.

Von Erk Bratke

Sport ohne Publikum ist doof. Damit ist freilich nicht die Wirbelsäulengymnastik oder aber der Bauch-Beine-Po-Kurs gemeint. Aber fragen Sie mal einen Marathonläufer, wenn an der Strecke nicht unzählige Zuschauer jubeln und dadurch die enorme Ausdauerleistung angetrieben wird. Oder einen Minifußballer, der bei einem wichtigen Turnier ohne die Unterstützung von Mama, Papa, Oma und Opa, Onkel und Tante auskommen muss. „Bullshit“, würden die Protagonisten sagen, um es mal in derber Sportlersprache auszudrücken.

Zumindest ähnlich verhält es sich mit der Sportlerehrung 2015. Das öffentliche Interesse tendierte heuer gen Null – was allerdings nicht unbegründet zu sein scheint. Jede Wette, dass nur ein kleinster Teil der rund 12.000 organisierten Sportler dieser Stadt von der Zeremonie am Freitagabend wissen, geschweige denn Interesse daran haben. „Kein Wunder, wenn ich mich nicht oder nur ganz wenig beteiligen darf“ – das könnte zumindest eine Meinung sein.

Einmal mehr hatten Ideengeber, Organisatoren und Lenkungsgruppe für eine Veränderung der Regularien gesorgt. Das im Vorjahr durchgeführte Online-Voting zur traditionellen Ehrung war nicht bei allen Beteiligten auf Zustimmung gestoßen. Gleichwohl hatte dadurch die Barsinghäuser Bevölkerung – und darüber hinaus – die Möglichkeit, über „ihre“ Sportler des Jahres selbst zu entscheiden. In „Casting-Deutschland“ ein sehr gern benutztes Werkzeug.

Für die diesjährige Ausgabe hatten Vereine oder Privatpersonen lediglich ein Vorschlagsrecht, was allerdings höchst sparsam genutzt wurde. „Spärliche Rückmeldungen“ hieß es Ende des Jahres 2014. Was folgte, war die Einberufung einer Expertenjury, die dann per Punktsystem den oder die vorgeschlagenen Sportler des Jahres wählten. Ein System, das schon in früherer Vergangenheit zu Irritationen geführt hatte. Das Publikum bleibt außen vor, somit freilich auch die vielzitierten Sympathiepunkte für einzelne Athleten oder Mannschaften.

Fakt bleibt auch, dass Sportarten im Allgemeinen sowie lokale Ergebnisse im Speziellen eh nicht zu vergleichen sind. Zu unterschiedlich ist Aufwand und Voraussetzung für eine jeweilige Disziplin, zu verschieden ist auch die Popularität einzelner Sportarten. Eine „Benotung“ war, ist und bleibt schwierig bis unlösbar – mal abgesehen von der nötigen Neutralität.

„Wenn wir im eigenen Club keine Meister oder herausragenden Leistungen im Laufe des Jahres vollbracht haben, dann können wir nichts melden. Und bis auf wenige Ausnahmen kennt man sich in der breiten Sportlandschaft doch gar nicht aus. Da mache ich halt nicht mit“. Diese Erklärung konnte in zahlreichen DJ-Gesprächen mit Vereinsvorsitzenden gehört werden. Kritik am „neuen System“.

Eine Publikumswahl bringt vordergründig immerhin eins mit sich: die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt. So war zumindest in der Vergangenheit stets für eine gewisse Spannung gesorgt und das hatte durchaus seinen Reiz.

Damit wenigstens alle vorgeschlagenen Sportlerinnen und Sportler einmal in der Öffentlichkeit auftauchen, nennen wir an dieser Stelle alle Teilnehmer. Sie alle haben bravouröse Leistungen erbracht und haben es zweifellos verdient.

Frauen (in alphabetischer Reihenfolge):
Mieke Düvel (Handball / HSG Badenstedt/SV Garßen-Celle), Christine Eckhold (Dog Frisbee / PHV Kirchdorf), Valerie Lena Kamberg (Schwimmen / SGS Barsinghausen), Vanessa Matthies (Dog Frisbee / PHV Kirchdorf), Jennifer Tadje (Westernreiten / EWU / vereinslos).

Männer (in alphabetischer Reihenfolge):
Peter Fehrmann-Nagel (Schießen / SV Nordgoltern), Leo Fischer (Schwimmen / SGS Barsinghausen), Alain Kornack (Golf / GC Gleidingen), Christopher Kuo (Schwimmen / SG Bille), Jan Schalla (Schwimmen / SGS Barsinghausen), Jan-Oliver Siebecke (Kanupolo / Calenberger Canoe Club), Felix Struß (Wasserball / White Sharks Hannover), Lukas Weinmeister (Schießen / SV Kirchdorf 54), Björn Wüstenei (Triathlon / TSV Barsinghausen).

Mannschaften (in alphabetischer Reihenfolge der Sportarten):
Herren TSV Kirchdorf (Fußball), I. Herren TSV Barsinghausen (Fußball), A-Junioren JFV Calenberger Land (Fußball), A-Junioren HV Barsinghausen (Handball), Team Norddeutschland RSC Barsinghausen (Radsport), I. Mannschaft SF Barsinghausen (Schach), I. Mannschaft Männer-Mixed SGS Barsinghausen (Schwimmen), TGW-Erwachsene TSV Kirchdorf (Turnen), TGW-Jugend TSV Kirchdorf (Turnen), I. Damen TSV Groß Munzel (Volleyball).

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