Überraschungsauftritt: Applaus für eine echte Europameisterin

Kirchdorf (eb). Zweifellos hat der Interkulturelle Frauensporttag (IFST) des Regionssportbundes Hannover (RSB) schon bessere Tage erlebt, denn die Resonanz des jüngsten Events beim TSV Kirchdorf war – gelinde gesagt – doch sehr überschaubar. Allerdings hatte die insgesamt siebte Auflage dieser Veranstaltung ein ganz besonderes Highlight parat: Der Workshop „Orientalischer Tanz“ wurde von einer echten Europameisterin geleitet.

Tatsächlich: Auch im Orientalischen Tanz gibt es Wettkämpfe, also Meisterschaften auf nationaler und internationaler Ebene. Sanam Mokhtari aus Hannover beeindruckte schon in ihrem doppelt angebotenen Übungsblock durch besondere Anmut und Grazie. Das rief bei den Teilnehmerinnen den Wunsch hervor, die Übungsleiterin einmal solo erleben zu wollen. Die 22-jährige Hannoveranerin kam dem Wunsch nach und begeisterte die knapp 30 Teilnehmerinnen mit einem Soloauftritt par excellence. Für ihre Kür der Extraklasse gab es zu Recht donnernden Applaus.

Bis in die Fingerspitzen: Graziöse, fast schon filigrane Bewegungen sind beim orientalischen Tanz ein Trumpf.
Bis in die Fingerspitzen: Graziöse, fast schon filigrane Bewegungen sind beim orientalischen Tanz ein Trumpf.

Im Gespräch mit dem DEISTER JOURNAL erzählte die junge Frau über ihren Weg zum Bauchtanz und Belly Dance, aber auch über Herkunft und Ankunft in Deutschland. Der orientalische Tanz liegt ihr im Blut – sie tanzt ihn seit frühester Kindheit. „Ja, ich bin Perserin. Ich stamme aus dem Iran“, bestätigt Sanam und erklärt, dass es für sie als kleines Kind kaum Spielzeug gegeben habe. „Immer wenn ich mal nörgelig wurde, hat meine Mutter Musik aufgelegt und ich hab angefangen zu tanzen.“

Als Teenager kam sie mit ihren Eltern nach Deutschland. „Sweet sixteen“ war sie jung und war zunächst eine Außenseiterin – „weil ich kaum Deutsch sprach“. Unglaublich, denn heute ist kaum noch ein Akzent zu hören. Das spezielle Tanzen aus ihrer Heimat brachte sie sich selbst bei. „Nein, eine Tanzschule habe ich nie besucht. Ich habe immer wieder im Internet bei you tube geschaut, wie die anderen Frauen das machen“, klärt die Autodidaktin auf, die nun seit rund drei Jahren in Hannover lebt. In der Schule wurden andere Mädchen auf ihr Talent aufmerksam. Prompt erhielt sie ihre eigene AG. Die Kurse, die sie gab, fanden derart große Resonanz, dass sie sogar zweimal pro Woche unterrichtete.

Im Jahr 2011 – sie war gerade auf einem Familienbesuch in Köln – fand neben dem Treffen ein Wettbewerb im orientalischen Tanzen statt. „Da wollte ich unbedingt mitmachen, ganz spontan“, erinnert sich Sanam. Sie hatte zwar kein passendes Kostüm dabei, aber ein übliches Tuch half ihr weiter. Ein Einzeltanz (solo) war ebenso gefordert wie das kurzfristige Einüben einer Choreografie. Schwupps, und plötzlich war Sanam Mokhtari Deutsche Meisterin.

Schwungvoll: Die obligatorische „Wettkampfkleidung“ beim orientalischen Tanzen.
Schwungvoll: Die obligatorische „Wettkampfkleidung“ beim orientalischen Tanzen.

Daraufhin folgte automatisch die Einladung zur Europameisterschaft. Dazu reiste Sanam in die Türkei – und diesmal hatte sie ein wunderschönes, glitzerndes Kostüm im Gepäck. Großer und vor allem erfolgreicher Auftritt, denn in der Endabrechnung belegte sie im Gesamtklassement (Erwachsene) den 2. Platz. In ihrer Altersklasse (unter 21 Jahre) gelang ihr gar der Sieg. Wertungsklassen gibt es übrigens auch schon für Kinder. Die Punktbenotung bei Wettkämpfen erfolge ähnlich wie bei Standard-Tanzturnier. „Manchmal auch recht willkürlich, aber damit müssen beispielsweise Tänzer oder Eískunstläufer ja auch leben“, sagt die sympathische Sanam.

Nachdem sich das Talent der 22-jährigen Übungsleiterin auch während des Frauensporttags im Schulzentrum am Spalterhals herumgesprochen hatte, wurde kurzerhand um eine Extra-Vorführung gebeten. Sanam, die vorsorglich mit einem Rollkoffer angereist war, sagte spontan zu. Im Anschluss an die Mittagspause folgte dann ein graziöser Auftritt bei passender Musik und in voller „Wettkampfkleidung“. Beeindruckend!

Begeisterung: Für ihren Soloauftritt erntete Sanam Mokhtari dicken Applaus der Teilnehmerinnen am Frauensporttag im Schulzentrum. Fotos: Bratke
Begeisterung: Für ihren Soloauftritt erntete Sanam Mokhtari dicken Applaus der Teilnehmerinnen am Frauensporttag im Schulzentrum. Fotos: Bratke

Ob die Workshop-Teilnehmerinnen künftig das Ausprobierte zum regelmäßigen Hobby machen, ist derweil nicht bekannt. Das Angebot des orientalischen Tanzes ist aktuell wohl (noch) in keinem Verein am Deister zu finden. Anders verhält es sich mit einer Reihe anderer sportlicher Betätigungsfelder (siehe Schnappschüsse am Textende).

In Kooperation mit dem Regionssportbund hatte der TSV Kirchdorf bereits zum zweiten Mal zum Interkulturellen Frauensporttag eingeladen. „Organisatorisch eine Menge Arbeit“, wie der Stellvertretende Vorsitzende Günter Hoff bestätigte. Demgegenüber sei die Resonanz leider dürftig gewesen. Unterstützung hatte der TSV auch von der Stadt Barsinghausen, der Hannoverschen Volksbank, der Stadtsparkasse Barsinghausen, der Bäckerei Hünerberg und dem Landessportbund erhalten. Nähere Infos unter www.rsbhannover.de.

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Beim Interkulturellen Frauensport im Schulzentrum am Spalterhals konnten diverse Sportarten und vielfältige Bewegungsprogramme ausprobiert werden. Im Überblick: Badminton, Bauch/Beine/Po, Boule, Dance Aerobic, Drums Alive, Fechten, Fitness mit dem Step-Brett, Gymnastik, Hip-Hop, Kung Fu, Orientalischer Tanz, Pilates, Rückengymnastik und Zumba. Hier ein paar Schnappschüsse aus den Workshops…

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