Region Hannover. Handwerker gesucht: Der Fachkräftemangel könnte für Hannoveraner Baufirmen in den nächsten Jahren zu einem ernsten Problem werden. Davor warnt die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und verweist auf eine Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Danach gibt es in den Bauberufen immer größere Schwierigkeiten, Personal für offene Stellen zu finden. Im vergangenen Jahr blieben in der Region Hannover 245 Stellen in der Branche länger als 90 Tage unbesetzt. 2018 waren es 217 Stellen, ein Jahr zuvor 189.
Gewerkschaft fordert bessere Bedingungen
„Ob es um den Bau von Wohnungen und Straßen oder die Sanierung von Brücken geht – viele Firmen arbeiten wegen der anziehenden Nachfrage längst am Limit. Und das sogar in Zeiten von Corona. Um die Aufträge zu bewältigen, müssen sie jetzt in die Fachleute von morgen investieren“, sagt Stephanie Wlodarski, Bezirksvorsitzende der IG BAU Niedersachsen-Mitte. Die Branche müsse jedoch deutlich attraktiver werden. Das fange bei einer besseren Bezahlung an, so Wlodarski. In der laufenden Tarifrunde für das Bauhauptgewerbe fordert die Gewerkschaft ein kräftiges Lohn-Plus. Außerdem soll die lange, bislang meist unbezahlte Fahrerei zur Baustelle entschädigt werden.
Beschäftigte wünschen sich Respekt und Anerkennung
„Aktuell erleben wir einen regelrechten Facharbeiter-Schwund. Drei Jahre nach der Ausbildung haben im Schnitt zwei von drei Bauarbeitern ihre Branche verlassen. Der Trend muss unbedingt gestoppt werden“, betont Wlodarski. Neben höheren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen komme es dabei auch auf ein gesundes Betriebsklima an. Beschäftigte vermissten häufig Respekt und Anerkennung für ihre Leistung. „Kein Wunder, dass sich mancher da nach einem anderen Beruf umschaut“, so Wlodarski.
Düstere Aussichten
Wie sehr der Fachkräftebedarf in Zukunft anwachsen könnte, zeigt eine Studie der Sozialkassen des Baugewerbes (SOKA-BAU). Danach dürften in den nächsten zehn Jahren bundesweit 150.000 Bau-Beschäftigte in Rente gehen. Das ist jeder sechste Arbeitnehmer in der Branche. Der Fachkräftemangel droht sich also noch auszuweiten.
Sozialkassen des Baugewerbes bieten kostenlose Jobanzeigen an
Die Sozialkassen des Baugewerbes haben mehrere Angebote, die dem Fachkräftemangel entgegen steuern sollen. SOKA-BAU bietet Bauunternehmen die kostenlose Schaltung von Expressanzeigen auf der Jobbörse bau-stellen.de an. Die Anzeigen gehen innerhalb von 24 Stunden online und sind 30 Tage auf bau-stellen.de verfügbar. Vor dem Hintergrund, dass aufgrund der Corona-Krise manche Baubetriebe ihre Arbeitnehmer nicht mehr ausreichend beschäftigen können, während zugleich andere Baubetriebe händeringend Fachkräfte suchen, möchte SOKA-BAU die Baubetriebe darüber hinaus dabei unterstützen, Kurzarbeit und Entlassungen zu vermeiden und kurzfristig qualifizierte Arbeitskräfte für einen vorübergehenden Einsatz zu gewinnen.
Betriebe des Baugewerbes dürfen Arbeitskräfte innerhalb der Branche verleihen, wenn der verleihende sowie der aufnehmende Betrieb seit mindestens drei Jahren unter den gleichen Rahmen- oder Sozialkassentarifvertrag fallen und eine Verleiherlaubnis der Agentur für Arbeit vorliegt. Nur einer schriftlichen Anzeige bei der Agentur für Arbeit bedarf ein solcher brancheninterner Verleih von Arbeitskräften (sogenannte Kollegenhilfe) dann, wenn der verleihende Baubetrieb weniger als 50 Beschäftigte hat und durch den maximal zwölfmonatigen Verleih Entlassungen oder Kurzarbeit vermieden werden sollen.
SOKA-BAU bietet an, dabei eine Vermittlerrolle zu übernehmen: Betriebe, die kurzfristig Beschäftigte einem anderen Unternehmen überlassen möchten, können eine kostenfreie Anzeige auf bau-stellen.de schalten. Bei weiteren Fragen zu dieser Unterstützungsmöglichkeit können sich Bauunternehmen gerne unter jobportal@soka-bau.de melden. Ein Merkblatt zum Thema Arbeitnehmerüberlassung/Kollegenhilfe gibt es auf der Internetseite soka-bau.de.