Barsinghausen. Freudige Gesichter im Dorfcafé Eckerde: Nachdem Corona eine Zwangspause auferlegt hatte, konnte der Vorstand der Ragge-Grocholesky-Stiftung jetzt im Rahmen einer Präsenzveranstaltung wieder Fördergelder an die Vertreter mehrerer gemeinnütziger Organisationen übergeben. Insgesamt wurden zehn Projekte mit zusammengezählt 10.200 Euro gefördert.
In den Genuss der Förderungen kamen die Kulturfabrik Krawatte, die Kunstschule Noa Noa, das Projekt Kulturtüte des Bildungsvereins Stemmer Spatzen, der Ambulante Hospizdienst Aufgefangen, Calenberger Cultur & Co. mit dem Projekt Kindertheater, der Kunstverein Barsinghausen sowie Der Steg, der Lichtblick und der Petrushof.
Einmal mehr war das vom Verein Heimattag Eckerde betriebene Dorfcafé Eckerde der Ort, an dem die Ragge-Grocholesky-Stiftung ihre Fördergelder übergeben durfte. Dafür bedankte sich die 1. Vorsitzende der Ragge-Grocholesky-Stiftung, Anke Pfersich, mit einem Blumenstrauß bei ihrer Stellvertreterin Roswitha Müller, die sich auch im Heimatverein engagiert, sowie beim 1. Vorsitzenden des Vereins Heimattag Eckerde, Joachim Bauer. Es wurde nicht nur die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, vielmehr bewirteten die Vereinsmitglieder ihre Gäste auch mit Kaffee und leckerem selbstgebackenen Kuchen.
Die Projekte
Die Kulturfabrik Krawatte wird die Förderung für das Projekt „Bühne frei für Nachhaltigkeit“, das ist ein Kinder-Theaterworkshop, nutzen. Die Kunstschule Noa Noa freut sich über die Unterstützung für die offene Keramikwerkstatt. Erstmals gefördert wird das Projekt „Kulturtüte“ des Bildungsvereins Stemmer Spatzen. Seit 2009 wurden, zunächst in Hohenbostel, jetzt im Kulturhaus Krawatte, 26 Veranstaltungen mit rund 70 Künstlerinnen und Künstlern durchgeführt.
Der Ambulante Hospizdienst Aufgefangen hatte gleich zwei Projekte am Start. So fördert die Ragge-Grocholesky-Stiftung einen „Oasentag“ für die ehrenamtlich tätigen des Vereins und das Einweihungsfest der Jurte für die Jugendlichen, das am Wochenende stattfand.
Calenberger Cultour & Co. hat mit dem Kindertheater einen besonderen Ableger des ansonsten auf Erwachsene zugeschnittenen Programms. Seit 2011 gab es bereits 25 Vorstellungen für rund 4500 Kinder. In diesem Jahr wird es eine Zauberschau geben, die auch durch den Zuschuss der Ragge-Grocholesky-Stiftung möglich wird.
Corona hatte es ruhig werden lassen um den Kunstverein Barsinghausen, doch jetzt stehen alle Ampeln wieder auf Grün. Nicht nur die 130 Vereinsmitglieder freuen sich auf ein volles Programm mit fünf Ausstellungen in diesem Jahr. Pro Ausstellung fallen rund 6000 Euro Kosten an, da kommt die Förderung der Ragge-Grocholesky-Stiftung sehr gelegen.
Gefördert werden zudem die beiden Selbsthilfegruppen Der Steg und der Lichtblick. Der Steg, eine Selbsthilfegruppe Psychiatrieerfahrener und ihrer Angehörigen, möchte das Fördergeld der Ragge-Grocholesky-Stiftung in die monatlich stattfindende Supervision für die Gruppenleiterinnen und Gruppenleiter investieren. Der Steg hat seinen Sitz in der Altenhofstraße 17 in Barsinghausen. Die Gruppe ist seit 1993 aktiv.
Der im Familienzentrum Petrusgemeinde ansässige „Lichtblick“ ist ebenfalls eine Selbsthilfegruppe für psychisch Gesundende und Angehörige. 2024 kann diese Gruppe auf ihr 15-jährigens Bestehen zurückblicken. Mit dem Fördergeld der Ragge-Grocholesky-Stiftung wird ein Tagesausflug zum Barfußpark Lüneburger Heide ermöglicht. Der soll dazu dienen, dass sich die Gruppenmitglieder auch einmal außerhalb der regulären Gruppentreffen zusammenfinden und mit diesem besonderen Tag das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken können.
Der Petrushof wurde 2009 von der Petrusgemeinde und dem Verein für Gemeindediakonie gegründet. Er firmiert als evangelisch-lutherische gemeinnützige Betreuungsgesellschaft mbH. Er betreibt eine inklusive Wohnanlage neben der Petruskirche in der Hans-Böckler-Straße 37. In dem Sozialpsychiatrischem Zentrum befindet sich neben der Wohnanlage auch eine Tagesstätte, eine Tagesstrukturstätte und eine Praxis für Ergotherapie. Hier werden Menschen mit seelischen Erkrankungen/Behinderungen Möglichkeiten zur Neuorientierung und individuellen Lebensplanung geboten. Die Förderung der Ragge-Grocholesky-Stiftung soll einer Inklusionsreise des Petrushofes und der Petrusgemeinde dienen.
Die Ragge-Grocholesky-Stiftung
Gegründet wurde sie 1999 als Marlis-Ragge-Stiftung. Marlis Ragge, die Namensgeberin, war Gemeindeschwester in Barsinghausen. Sie vermachte der Stadt als Alleinerbin ein Vermögen von 140.000 DM mit der Auslage, dass das Geld für soziale und kulturelle Zwecke verwendet werden soll. Anke Pfersich berichtete, dass der damalige Bürgermeister Klaus-D. Richter die Idee zur Gründung der Stiftung hatte, damit das Geld nicht einfach so im großen Haushalt der Stadt verschwindet. Eine gute Entscheidung, wie man im Nachgang feststellen kann. Das Stiftungsvermögen hat sich seither auf rund 900.000 Euro erhöht – auch aufgrund namhafter Zuspenden in den vergangenen Jahren. Das führte übrigens auch zur Umbenennung in die Ragge-Grocholesky-Stiftung.
Seit der Gründung hat die Ragge-Grocholesky-Stiftung rund 140 Projekte mit insgesamt 120.000 Euro gefördert. Förderungen werden ausschließlich aus den Erträgen des Stiftungsvermögens ausgezahlt, das Grundvermögen bleibt unberührt.
Was wird gefördert?
- Förderung von Kunst und Kultur
- Gleichberechtigung von Männer und Frauen
- Förderung der Jugendhilfe
- Förderung der Erziehung, Volks- und Berufsbildung
- Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens sowie die Unterstützung hilfsbedürftiger Personen
Anfangs war es durchaus möglich, dass auch einzelne Personen, etwa Künstlerinnen oder Künstler, in den Genuss von Fördermitteln der Ragge-Grocholesky-Stiftung kommen konnten. Nach einem Veto des Finanzamtes mit Verweis auf die Gemeinnützigkeit der Stiftung ist dies nicht mehr umsetzbar, es dürfen ausschließlich Vereine, Institutionen oder Organisationen gefördert werden, die ihre Gemeinnützigkeit nachweisen können.
Zweite Ausschüttung in diesem Jahr
Normalerweise findet jedes Jahr nur eine Ausschüttung der Ragge-Grocholesky-Stiftung Barsinghausen statt. Im letzten Jahr konnten aber durch Corona einige beantragte Projekte nicht stattfinden. Deshalb sollen die nicht verwendeten Fördermittel jetzt neu vergeben werden. Bis Ende Juni können Förderanträge bei der Stiftung eingereicht werden. Hier geht es zu den Förderrichtlinien.