Besser spät als gar nicht: Neues Album von Warren Haynes

Etwas verspätet erscheint nun das dritte Soloalbum von Warren Haynes. Der Grammy-Gewinner gilt als Eckpfeiler der amerikanischen Musiklandschaft und wird zu Recht als einer der besten Gitarristen der Welt verehrt. Im Laufe seiner Karriere spielte er tausende unvergessene Shows und verkaufte Millionen Alben – unter anderem bei den Allman Brothers, Gov’t Mule und The Greatful Dead.

Von Erk Bratke

Warren-Haynes-CoverWarren Haynes / „Ashes And Dust“ (Provogue / Mascot Label Group / Rough Trade): Eigentlich sollte der Silberling schon Anfang des Monats vorliegen – Schwamm drüber, denn jetzt ist er ja da. Und: Das neue Soloalbum von Ausnahmegitarrist Warren Haynes kann positiv überraschen.

Wer möglicherweise an Einflüsse aus seiner Arbeit bei Gov’t Mule oder den Allman Borthers denkt und Ähnlichkeiten erwartet, der liegt falsch. Am ehesten könnte dies noch für seine Mitarbeit in der Dead-Familie zutreffen. Aber egal, „Ashes And Dust“ kann durchaus als lupenreines Singer-Songwriter-Album durchgehen. Wunderschöne Akustikarrangements, Americana-Einflüsse und honigsüßer Gesang treffen direkt ins Mark – obendrein natürlich das bekannt sensationelle Gitarrenspiel, und dies in allen Variationen.

Warum jetzt ein solches Album? „Ich liebe seit jeher Songs, die eine Geschichte erzählen. Als ich von dem Singer-Songwriter-Virus infiziert wurde, war ich erst 14 Jahre alt, doch genau diese Musiker versetzten mich an einen anderen Ort und eine andere Zeit“, erläutert der 55-Jährige. Jeder einzelne Song sei für ihn sehr wichtig, als er geschrieben wurde. „Einige reichen sehr weit zurück und erinnern mich an ganz bestimmte Stationen meines Lebens. Ich versuche diese Erinnerungen einzufangen, denn sie repräsentieren für mich einen Teil meines Lebens“ bekräftigt Haynes, der damit sein bislang persönlichstes Werk überhaupt veröffentlicht.

Nun gut, der Track „Spots Of Time“, aus dessen Lyrics der Albumtitel stammt, könnte eingefleischten Haynes-Fans bekannt vorkommen. Tatsächlich schrieb er ihn gemeinsam mit Phil Lesh von The Grateful Dead und spielte ihn bereits öfter mit den Allman Brothers live auf der Bühne. Der Song gehört ebenso wie „Gold Dust Woman“, ein Duett mit der amerikanischen Rockröhre Grace Potter, zu den absoluten Highlight.

Das das Gesamtwerk überhaupt derart wohlklingend, warm, einerseits swingend, anderseits melancholisch rüber kommt, ist ein Stück weit auch der Begleitband zu verdanken. Trefflich passend holte sich Warren Haynes nämlich die Band Railroad Earth mit ins Boot. Es heißt: Im Bewusstsein, bei diesem Album eine auf Folk basierende Herangehensweise zu verfolgen, unterstützte die aus New Jersey stammende Americana-Truppe den Meister mit persönlicher Note und eigener Interpretation. Stark!

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