Die Geburt der Stones und der Tod von Brian Jones

Neben Mick Jagger und Keith Richards bei den Rolling Stones zu bestehen, geht das? Wohl kaum! Die „Glimmer Twins“ drückten auch Brian Jones aus der Band – so wird es jedenfalls behauptet. In dem neuen Buch „Sympathy For The Devil“ enthüllt Paul Trynka eine völlig andere Facette der allseits bekannten Stones-Legende und schildert packend den ständigen Kampf zwischen Kreativität und Ehrgeiz, zwischen Selbstsabotage und Verrat.

Von Erk Bratke

Büchertipp---Brian-Jones---Kopfbild Der Untertitel des Buches macht nur bedingt neugierig auf den Inhalt: „Die Geburt der Rolling Stones und der Tod von Brian Jones“ heißt es da. Vieles hat man über die Anfänge der lebenden Legende schon gelesen – aber wirklich schon alles? Steigt man in die Lektüre von Autor Trynka ein, so fällt es schwer, das Werk bei Seite zu legen. Allzu mitreißend sind die Erzählungen…

Das Buchcover verdeutlicht, wohin die Reise geht. „Nimm nur einen, auf keinen Fall sie beide“, riet der Blues-Impresario Alexis Korner dem jungen Brian Jones, als der für seine aufstrebende Band zwei neue Mitglieder rekrutieren wollte. Korner kannte den Sänger (Jagger) und den Gitarristen (Richards), um die es ging. Und er wusste, wenn Jones es mit beiden versuchte, dann würde er selbst bald abgemeldet sein. Korner sollte recht behalten: Wer heute den Namen Rolling Stones hört, dem fallen sofort Mick Jagger und Keith Richards ein. Von Brian Jones hingegen ist allenfalls noch sein tragisches, frühes Ableben in Erinnerung, um das sich zahllose Verschwörungstheorien ranken.

Selbst leidenschaftliche Verehrer von Jagger/Richards als kongeniales Duos müssen zugeben, dass es Jones war, der den Sound und das Image der Stones als böse Buben des Rock’n’Roll maßgeblich prägte – jedenfalls in den Anfängerjahren. Er holte Jagger und Richards 1962 in seine Band, er war der bluesverrückte, geniale Gitarrist, der jede Platte seiner Helden Elmo Lewis und Muddy Waters kannte. Er war der Bad Boy, der mit Anfang 20 schon drei uneheliche Kinder mit drei verschiedenen Frauen hatte. Er gab bei den Stones den Ton an – bis Mick und Keith das Ruder übernahmen, die Songs schrieben, Jones aus dem Rampenlicht verdrängten und ihm seine Freundinnen ausspannten.

Gleich das erste Kapitel des Werks trägt die Überschrift „Geheimnisse und Lügen“ – und ab geht’s. Der Schluss trägt sinnigerweise den Titel „Geh nach Hause“. Was folgt, sind „nicht belastbare Beweise (so der Titel) zum Tod von Brian Jones, Quellennachweise, Literaturhinweise und mehr. Der britische Journalist hat nicht nur die frühen Jahre der Stones gründlich recherchiert, sondern beleuchtet auch die britische Jazz- und Bluesszene Ende der 1950er Jahre, aus der die Band hervortrat. Dabei zeichnet Trynka ein schillerndes Porträt von Swinging London. Klar, auch erstklassige Bilder aus jener Zeit gibt es jede Menge.

Für seine Arbeit führte über 100 Interviews mit frühen Wegbegleitern der Band, aber auch mit Schlüsselfiguren wie Keith Richards, Andrew Oldham oder Marianne Faithfull, und er erzählt diese faszinierende Story aus einer vollkommen neuen Perspektive. Die schockierende Rücksichtslosigkeit unter den Musikern kommt dabei ebenso ans Tageslicht wie die internen Kleinkriege und der sexuelle Wettstreit, der hinter den Kulissen der legendären Band tobte. Eine tolle Analyse, der man folgen mag – oder auch nicht.

Interessant ist die Persönlichkeit Brian Jones allemal. Das sieht auch die „New York Times“ so: „… gewissenhaft recherchiert und überzeugend dargestellt – von höchstem Interesse für jeden Stones-Fan.“ Und das Magazin „Rolling Stone“ schreibt dazu: „Es ist die erste seriöse, sorgfältig erzählte Biografie des vom Unglück verfolgten Stone.“

ISBN-13: 978-3854454830, Hannibal Verlag, Preis 19,99 Euro

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