Mitreißende Biografien über zwei lebende Musikerlegenden

Der eine wird wegen seines autobiografischen Songs oft als der „Piano Man“ schlechthin tituliert, der andere gilt als amerikanisches Heiligtum: Billy Joel und John Fogerty. Beide zählen zu den ganz großen Songschreibern und Sängern. Beide sind auch heute noch begehrte Stars und beide aktuell mit bemerkenswerten Biografien am Start.

Von Erk Bratke

Foto-1---Billy-JoelBilly Joel – Die Biografie (von Fred Schuers, Übersetzung von Kirsten Borchardt, Hardcover, 448 Seiten, ISBN 978-3-85445-493-9, Preis 29,99 Euro, auch als E-Book erhältlich): Schon 2008 bat Billy Joel den amerikanischen Musikjournalisten Fred Schruers, ihm beim Verfassen seiner Autobiografie zu helfen. Über 100 Stunden verbrachte sie daraufhin gemeinsam damit, intensiv über Joels Leben zu sprechen: über seine Kindheit in Long Island, über seine Erfahrungen als Boxer, über seine gescheiterte Ehe mit Christie Brinkley und den Kampf gegen seine Drogensucht – und natürlich auch über seine Songs und seine Karriere.

Selbstverständlich sprachen sie über „Piano Man“, jenen Song, in dem Joel 1973 seine Erfahrungen als Barpianist verarbeitete und der sein Image maßgeblich prägte. Sie sprachen auch über die vielen Hits, die der Sänger in späteren Jahren verzeichnen konnte: „Uptown Girl“, „Leningrad“, „We Didn’t Start The Fire“ oder „River Of Dreams“ – allesamt Klassiker, die Joel zu einem der größten Rockstars der USA gemacht haben, der auch heute noch die großen Hallen füllt.

Als Songwriter zeigte Billy stets ein großartiges Gespür für mitreißende Melodien, aber auch eine hervorragende Beobachtungsgabe. Aber mit dem Projekt einer Autobiografie fühlte er sich in letzter Konsequenz doch nicht so wohl. Überraschend erklärte er nach dreijähriger Vorbereitung, dass es für ihn nicht gut sei, ständig über die Vergangenheit nachzugrübeln – er wolle das, was er zu sagen habe, lieber weiter in seiner Musik verarbeiten.

2012 kamen der Sänger und sein Co-Autor schließlich zu einer überraschenden Übereinkunft: Fred Schruers, so schlug Joel vor, solle das Buch allein schreiben, und zwar nicht mehr aus seinem persönlichen Blickwinkel, sondern objektiv und offen – und unter Verwendung aller Informationen, die der Journalist in den vielen intimen Gesprächen gewonnen hatte. Schruers ging sofort wieder an die Arbeit, recherchierte weiter, sprach mit zahllosen Freunden, Familienmitgliedern und Musikerkollegen, um das von Joel selbst gezeichnete Bild abzurunden. Daraus entstand ein packendes Porträt des facettenreichen Sängers: Es vereint Nähe, Authentizität und Detailfülle mit dem kritischen Blick eines Außenstehenden, der auch die Widersprüche und Schattenseiten dieser beeindruckenden Karriere zu erkennen vermag.

„Eine ebenso unterhaltsame wie erhellende Schilderung der Karriere und des Lebens eines der beliebtesten Songwriter unserer Zeit“, kommunizierte die „New York Daily News“. Neben etlichen Schwarz-Weiß-Fotos beinhaltet das Werk auch eine 16 Seiten farbige Bilderstrecke mit herrlich privaten Fotodokumenten. Übrigens: Am 3. September 2016 kommt der „Piano Man“ für ein Konzert nach Deutschland (Frankfurt).

Foto-2---John-FogertyMein Leben – Meine Musik (von John Fogerty, Übersetzung von Paul Fleischmann, Hardcover, 448 Seiten, ISBN 978-3-85445-499-1, Preis 29,99 Euro, auch als E-Book erhältlich): John Fogerty ist der Gründer der legendären Creedence Clearwater Revival und er erzählt seine Geschichte selbst. Jungspunde werden sich freilich nicht mehr an den kometenhaften Aufstieg von CCR erinnern – damals, als drei-Minuten-Singles noch wichtiger als ganze Alben waren. Fogerty gilt als einer der einflussreichsten Gitarristen, Sänger und Songwriter der Rockgeschichte. Aus seiner Feder stammen Mega-Hits wie „Proud Mary“, „Rockin‘ All Over The World“, „Bad Moon Rising“, „Suzie Q“, „Born On The Bajou“, „Sweet Hitch-Hiker“ und und und. Trotz der Welterfolge musste der Vollblutmusiker eine ganze Reihe von Rückschlägen meistern. John kämpfte sich aber immer wieder zurück ins Rampenlicht. Mit „Mein Leben – Meine Musik“ liegt nun seine packende Autobiografie vor.

Fogerty wuchs im Norden Kaliforniens auf und gründete schon als Jugendlicher mit seinem Bruder Tom jene Band, aus der in den Sechzigern die Rockgiganten CCR wurden. 1969 überflügelten sie mit ihren Erfolgen sogar die Beatles. CCR verschmolzen erdigen, authentischen Rock mit einer Prise Country, dunklem Louisiana-Blues und vor allem unwiderstehlichen Popmelodien und landeten damit einen Hit nach dem anderen – von „Down On The Corner“ über „Who’ll Stop The Rain“ bis zu „Looking Out My Back Door“. Unverkennbar wurden diese Klassiker vor allem auch durch Fogertys ungeschliffene, ruppige und emotionale Stimme.

Doch die Erfüllung seiner musikalischen Träume war nur eine Seite der Medaille. Abseits des tosenden Applauses trieben Zwistigkeiten und Verrat die Band auseinander. Die Fogerty-Brüder sprachen nicht mehr miteinander, es kam zu rechtlichen Querelen, und John zog sich aus der Musikszene und dem öffentlichen Leben zurück. Lange Zeit war es still um ihn, bis ihm die Musik wieder genug Kraft gab, um als Solokünstler in die Charts zurückzukehren. Das Buch beschreibt auch den Weg zum Solo-Comeback. Es ist eine typisch US-amerikanische Geschichte über ein amerikanisches Heiligtum, inklusive 32 Seiten voller Privatfotos.

Natürlich ist Bruce Springsteen voll des Lobes über John Fogerty (Jahrgang 1945), der selbstverständlich in die Rock And Roll Hall Of Fame und die Songwriters Hall Of Fame aufgenommen worden ist. Als einer der wenigen Musiker befindet er sich auf der Rolling Stone-Liste sowohl der 100 besten Sänger als auch der 100 besten Gitarristen. Freilich ist er auch Grammy-Besitzer.

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