Region Hannover. Gegen den „Rutsch-Effekt“ beim Euro in der Lohntüte: Rund 29.700 Unternehmen gibt es nach Angaben der Arbeitsagentur in Stadt und Region Hannover. „Ein Großteil davon drückt sich davor, ihre Beschäftigten in der Krise zu unterstützen: Extra-Geld gegen die Löcher, die die Inflation ins Portemonnaie reißt? – Fehlanzeige. Viele Chefs in der Region machen um die Inflationsprämie einen großen Bogen. Und das geht quer durch alle Branchen, von Bäckereien über Hotels bis zu Lebensmittelbetrieben“, sagt Lena Melcher von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Dabei sei die Inflationsprämie ein Instrument, das die Bundesregierung extra geschaffen habe, um die Härte der Krise abzufedern.
Für alle Beschäftigten, die bislang leer ausgegangen seien, werde es höchste Zeit, einen „Inflationspuffer“ zu bekommen. Es gehe schließlich darum, den „Schwund bei der Kaufkraft wenigstens ein Stück weit aufzufangen“. Immerhin habe die Inflation auch im Januar mit einer Teuerungsrate von 8,7 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat im Vorjahr für eine spürbare Belastung der privaten Haushaltskassen geführt. „Der ‚Rutsch-Effekt‘ vom Euro ist enorm. Monat für Monat steckt weniger Power in der Lohntüte“, so Lena Melcher.
Gewerkschaft beklagt: „Immer weniger Power in der Lohntüte“
Die NGG fordert Unternehmen auf, sich „nicht vor der Inflationsausgleichsprämie zu drücken“: „Die Inflationsprämie von bis zu 3.000 Euro sollte genutzt werden. Sie kann auch in Etappen ausgezahlt werden. Wer noch keine Inflationsprämie bekommen hat, sollte beim Chef anklopfen. Ideal ist es natürlich, wenn ein Betriebsrat nachfragt“, so die Geschäftsführerin der NGG-Region Hannover, Lena Melcher.
Es gehe dabei immerhin um effektive Einmalzahlungen, bei denen keine Steuern und Sozialabgaben fällig werden – also keine Lohnsteuer, keine Abzüge für die Renten-, Kranken-, Pflege-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung.
Wichtig sei, dass es sich bei der Inflationsausgleichsprämie nicht um einen Ersatzlohn handele: „Für den fairen Lohn setzen sich die Gewerkschaften in Tarifrunden ein. Die Prämie ist eine Art finanzielles ‚Inflations-Pflaster‘, das jedoch die langfristige und dauerhafte Tariferhöhung nicht ersetzt“, sagt Lena Melcher.
Die Gewerkschafterin kündigte Lohnforderungen von „10 plus X“ Prozent an. Azubis müssten mindestens 200 Euro mehr pro Monat bekommen. Dafür werde sich die Gewerkschaft NGG in den kommenden Wochen am Verhandlungstisch einsetzen: „In der Brot- und Backwaren-Industrie wie auch der Süßwaren-Industrie stehen Lohnverhandlungen bevor. Auch für die Beschäftigten in der Milch- und Zuckerindustrie wird es um ein kräftiges ‚Lohn-Update‘ gehen“, so Melcher. Von Harry Brot über Bahlsen bis hin zu Nordzucker – die NGG habe „große Namen auf der Lebensmittelkonzern-Liste“ und stelle sich auf „ein Frühjahr mit zähem Ringen am Tariftisch“ ein.
Weitere Infos
Beschäftigte, die mehr zu den bevorstehenden Tarifrunden erfahren wollen, können sich an die NGG Hannover wenden unter Telefon 0511/121020 oder per Mail an region.hannover@ngg.net