Die Fußball-Legende Heinz Flohe: Eine posthume Würdigung

Nach dem Film nun also das Buch über einen ganz besonderen Menschen: Heinz „Flocke“ Flohe (†2013). Es war an der Zeit für diese posthume Würdigung der Kölner Fußball-Legende. Mit dieser Aussage trifft Autor Frank Steffan zweifellos den Nagel auf den Kopf. „Flocke“ war der, der mit dem Ball tanzte.

Von Erk Bratke

Der Film „Heinz Flohe – Der mit dem Ball tanzte. Ein Leben zwischen Triumph und Tragik“ (siehe auch www.deister-journal.de/Archiv/Sport+Freizeit-Tonträger) sorgte für Begeisterungsstürme auch über die Domstadt hinaus; jetzt liegt auch das gleichnamige Buch vor. 100 Seiten hatte Flohe-Intimus Frank Steffan eingeplant, schlussendlich sind es 208 Seiten im DIN A4-Format geworden. Deshalb habe es auch etwas länger mit der Fertigstellung gedauert, erklärt Steffan. Zudem stellt der Autor klar: „Wir wollten kein reines Buch zum Film machen, sondern etwas darüber hinaus. Es ist keine reine Faktensammlung, sondern wir versuchen auch Antworten zu finden auf Fragen bezüglich Flohes Karriere und Leben.“

Heinz-Flohe-Buch_CoverKenner der Szene wissen freilich genau, dass in „Flockes“ Karriere nicht alles nach Plan verlief. Fußballerisch über alle Zweifel erhaben, seiner Zeit voraus und dennoch lange Zeit im Schatten von Großen wie Overath und Netzer. Menschlich sowas von geradeaus, bisweilen stur und in sich gekehrt, was wiederum vor allem beim damaligen Bundestrainer Helmut Schön oftmals nicht gerade auf Gegenliebe gestoßen sein soll. Dann der Wechsel von „seinem 1. FC Köln“ – ein einziges Missverständnis – zu den Münchner Löwen und diese wahnsinnig folgenschwere Verletzung. Eben drum „ein Leben zwischen Triumph und Tragik“, wie es im Untertitel von Film und Buch heißt.

Mittlerweile haben wir auch Gladbach-, HSV- und 96-Fans nach ihren Eindrücken zum Film befragt. Sogar bei jenen lautete das Fazit: „Gänsehaut pur!“ Und jetzt: Das entstandene Buch ist wahrlich mehr als nur ein Buch zum Film. Schon beim ersten Durchblättern wird „Flocke“-Fans das Herz aufgehen, finden sie in dem voller Herzblut erstellten Werk doch rund 200 Bilder, darunter circa 60 bislang unveröffentlichte – aus dem Familienarchiv oder bislang nicht entwickelte Negative von Kölner Fotografen. Herrlich!

Das Buch gliedert sich in drei Teile – beginnend mit einer umfassenden Biographie, die wirklich mehr als eine chronologische Faktensammlung darstellt. Kernthema dabei sind laut Autor Steffan die Fragen: Was machte Flohe zu einem echten Innovator des deutschen Fußballs? Warum sind seine außergewöhnlichen Leistungen bislang so gering bewertet worden? Wie konnte es sein, dass er jenseits des Rheinlandes fast vergessen wurde? Frank Steffan: „Es wird ein Bild des Menschen Heinz Flohe sichtbar, der Zeit seines Lebens die Öffentlichkeit scheute. Er war eine komplexe Persönlichkeit, die in vielerlei Hinsicht die Züge eines freigeistigen Künstlers aufwies.“

Im zweiten Teil kommen 33 Zeitzeugen, Mitspieler, Freunde, Wegbegleiter ausführlich zu Wort. Man staunt über die Äußerungen von Franz Beckenbauer, Günter Netzer, Jupp Heynckes oder Wolfgang Niersbach. Umfassender als im Film kommen auch FC-Größen wie Toni Schumacher, Wolfgang Overath, Hennes Löhr und Lukas Podolski zu Wort. Bliebe noch der umfassende Statistikteil, der sämtliche Bundesliga-, DFB-Pokal- und Europapokal von „Flocke“ auflistet. Zudem sind all seine A-Länderspiele Bestandteil des Statistikblocks.

Die Buchvorstellung fand an trefflich passender Stätte statt. Der „Kölner Express“ schrieb dazu: Da, wo er sich abseits des Fußballplatzes und abgesehen von der Familie am wohlsten fühlte, erinnerten Autor Frank Steffan und Nino Flohe nun noch einmal an das FC-Idol – in der Kult-Kneipe ‚Klein Köln‘ im Friesenviertel. Bei Flockes Sohn Nino kamen die Erinnerungen hoch: „Ich war ja zu jung damals, war natürlich nicht mit ihm hier in der Kneipe. Aber ich weiß schon noch, dass wir öfter mal morgens hier das Auto abgeholt haben, dann hat er mich mitgenommen“, erzählte Flohe Junior im Rahmen der Buch-Präsentation.“

Sein Vorwort schließt Autor Frank Steffan wie folgt: „Ich mache kein Hehl daraus, dass die Realisierung dieser Projekte auch mit einer ordentlichen Portion Herzblut zu tun hatte. Dieser Umstand hat aber nicht den journalistischen Blick getrübt. Nichts wurde aufgebauscht, nichts wurde geschönt. Ich denke, es ist an der Zeit für eine posthume Würdigung.“ Wie wahr!

Die DVD ist bereits in hohen Stückzahlen verkauft worden. Das Buch ist im Handel für 19,90 Euro erhältlich (ISBN 978-3-923838-74-5). Nähere Infos unter www.heinz-flohe.de, www.facebook.com/flockefilm oder www.edition-steffan.de