Menotti schließt die Tour ab und ist dann mal weg

Region (eb). Erledigt! Die „Tour de Calenberg“ hat Menotti hinter sich gebracht. Wer interessiert war und aufgepasst hat, der hat ja vielleicht eine von insgesamt vier Lesungen des Jugendfußballtrainers erlebt. „Ja, die Tour war ein Erfolg“, teilte Menotti jetzt auf Nachfrage des Deister Journals mit. Und: Er ist dann mal weg…

Die Kunstfigur Menotti ist ein Alter Ego von Roman Wallats aus Wennigsen. „Menotti macht jetzt in der Tat eine Kreativ-Pause. Aber Menotti wird weitermachen. Wann ist noch nicht klar. Vielleicht wieder eine Tour – im Sommer 2016? Wer weiß“, erläutert Roman Wallat. Seine 3. E-Jugend – Protagonisten der zahlreichen Erzählungen – wird sich nach den Sommerferien in die E2 verwandeln. Ihr Coach macht ein halbes Jahr „Sabbatical“ und hofft, dass der geplante Trip nach Italien klappt. Zwei Wochen Familienurlaub auf einem Campingplatz am Comer See sind anvisiert.

So weit, so gut. Wie war’s denn nun konkret auf der „Tour de Calenberg“? Die Lesungen haben geschlaucht. „Zu Hause und auf der Arbeit ist viel liegen geblieben, deshalb liefere ich mal kurz einen Schnelldurchlauf“, meldet der engagierte Wennigser.

Erster Stopp in Basche: Tolle, familiäre Atmosphäre, inklusive Presse-Auftritt. Jedes Publikums-Mitglied war wichtig. Ein Kammerspiel. Gibt es Barsinghäuser nur als Pressevertreter? Trotzdem ein gelungener Einstand. Legendär dabei: Oskars (mein neunjähriger Sohn) Zwischenruf in der Pressekonferenz „Stimmt nicht, die beiden haben gar nicht viel geprobt“ als Erwiderung auf meine Ausführungen über die zahlreichen Proben.

In Völksen: Menotti mit Kompagnon.
In Völksen: Menotti mit Kompagnon.

Es folgte das Gastspiel in Völksen. An einem Freitagabend in einem privaten Wohnzimmer und an einem Tag, der 33 Grad Celsius brachte. Pedro (Erik Neumann) stellt fest, dass sich das Publikum gegenüber der Premiere verdoppelt habe. Sechs Kinder und 15 Erwachsene so ungefähr. Die zweite Hälfte der Lesung ist echt schweißtreibend. Wieder ist die Presse vertreten. Reinhold Krause wird für die NDZ-Springe berichten. Vielen Dank an Markus Herwig und Karina Herwig-Garcia, den beiden Hausbesitzern. Die Örtlichkeiten sind in der Tat sehr schön. Vom Deister kommt tatsächlich etwas Kühle. Nach der Show noch bolzen für groß und klein im Garten bis es dunkel wird.

Lesung im Wohnzimmer: Die Zuhörer der Privataudienz.
Lesung im Wohnzimmer: Die Zuhörer der Privataudienz.

Das Heimspiel kommt: Wennigsen. Überwältigend stellt Pedro fest: „Die Zuschauer haben sich wieder verdoppelt.“ Wir lesen tatsächlich vor über 40 Zuhören und sind dabei – wie ich finde – ziemlich lässig. Macht riesig Spaß. Vorweg gab es einen kleinen Kinofilm. Deutsche EM-Erfolge. In der Halbzeit-Pause gibt es Eis. Die Wennigser-Jugendtage sind eröffnet. Tatsächlich sind alle 13 E3-Spieler anwesend. Dario Smirnov, russischer Spieler, erstmals bei einer Menotti-Lesung und für seine verbale Radikalität berüchtigt, wird mir zwei Tage später bei den Jugendtagen auf dem Waldsportplatz sagen: „Roman, die Lesung am Donnerstag war wirklich cool. War scheiße cool.“

Menotti-in-Gehrden
In Gehrden: Menottis vorerst letzter Tourstopp. Fotos: privat

Nur einen Tag später die vorerst letzte Lesung, diesmal in Gehrden. Beginn erst um 20.15 Uhr. Kompagnon Pedro hatte seinen Text zu Hause liegen lassen. Ansonsten auch wieder ein netter Auftritt. Wir haben zwei Italiener zu Besuch, was bei der italienischen National-Hymne (nach Lesungstext 8: Korruption beim Fußball) der Kracher wird. Außerdem toll: Coach Busche aus Ronnenberg ist da und seinen Co-Trainer und einen Trainer aus Northen-Lenthe im Schlepptau. Gegen Busches-Team hat die Wennigser E3 zweimal gespielt. Auch des Gegner Trainer fand den Auftritt „super.“ Weiteres Highlight: Zwei eher an Literatur, als an Fußball interessierte Gehrdener Damen verlangen Zugabe und sagen hinterher: „War toll. Wenn ihr so lest, wie ihr lest, ist es auch echt egal, über was ihr lest.“ Vielen Dank hier an Gisela Wicke, die die Räumlichkeiten in Gehrden zur Verfügung stellte.

Zum Thema 1

Ein Rückblick mit Statement vom Tour-Roadie: Freitagabend, 22.30 Uhr. Wir sitzen im Auto – mein Sohn Oskar (9) und ich, Roman „Menotti“ Wallat. Im Fahrzeug befinden sich die gesamten Menotti-Tour-Utensilien: die beiden Barhocker, die Gitarre, der Korb mit all den schönen Dingen wie Schiedsrichter-Pfeife, Mini-Spielfeld, Pyrotechnik, Goldpokal und die Barca-Flagge.

Die letzte Lese-Show in Gehrden ist gerade passé. Ich blicke in den Rückspiegel und sehe Oskar, der hundemüde ausschaut, aber alleiniger Rekordhalter ist. Er war bei allen vier Tour-de-Calenberg-Auftritten dabei. Die Tour war nicht verkehrt, aber es ist auch nicht schlecht, dass sie nun vorbei ist. Allmählich gehe ich mit meinem Menotti-Tour-Theater meinem engsten Umfeld bestimmt auf die Nerven…

Oskar schaut aus dem Seitenfenster, dann spricht er: „Also, ich fand die Tour gut.“ Die Worte klingen aus. Mehr sagt er nicht. Ein Statement! Mein Berater, Roadie und Ticketverkäufer zieht trotz extremer Müdigkeit also ein positives Fazit. Ich drehe meinen Kopf nach hinten: „Oskar, geht mir genauso.“ Wir kurven weiter. Ein Sommerabend. Es dämmert leicht. Keine Autos mehr auf der Straße, alles ist frei…

Zum Thema 2

Pressestimme: „Amüsante Wortakrobatik – Senior Menotti auf Lesetour durchs Calenberger Land“ titelte der Burgbergblick aus Gehrden. Die Berichterstattung vom Premierenauftritt las sich wie folgt: „Also gut, die ersten drei Auswärtspunkte sind verbucht. Was die Zuschauerresonanz angeht, so gibt’s allerdings noch viel Luft nach oben. Menotti, die fiktive Figur des Wennigser Autors Roman Wallat, beeindruckte im Barsinghäuser Vereinsheim am REWE-Sportpark mit besonderem Sprachwitz. Es war die erste Lesung seiner Tour de Calenberg, die noch nach Bennigsen, Wennigsen und Gehrden führt.

Roman Wallat lebt in der Großgemeinde Wennigsen, baute sein Abitur in Barsinghausen, ist Familienvater, hat Fußballsöhne – und ist als Coach Wallat seit geraumer Zeit für die III. E-Jugend des TSV Wennigsen zuständig. Genau dort findet er seine Protagonisten, die oftmals nicht beim bloßen Vornamen gerufen werden, sondern ihre Rolle bei den Idolen aus der großen Fußballwelt suchen und finden. Wallat installierte Menotti, der wiederum ein stiller Beobachter der Szenerie und nach dem ehemaligen Weltmeistertrainer Argentiniens benannt ist.

Menotti resümiert, bilanziert, parliert, erklärt, schaut voraus – zunächst fanden die Figur und seine Geschichten auf einer eigenen Internetseite (www.deisterkicker.de) statt, später dann auch als Lesungen. Für die diesjährigen szenischen Auftritte holte sich Wallat alias Senior Menotti Unterstützung an die Reporterseite. Ein 15-jähriger Junge mit dem Künstlernamen Pedro Pretticol trägt das verbale Kombinationsspiel mit. In Wahrheit hört Pedro auf den Namen Erik Neumann und ist selbst Fußballer bei den B-Junioren von Basche United.

Das Duo liefert amüsante Wortakrobatik, kurzweilig, erfrischend, improvisatorisch. Viel, ganz viel Fußballersprache mit herrlichen (manchmal aberwitzig falschen) Bildern. Der Coach, kaum noch bei Stimme – oder bei Sinnen? 1:0 – Haus und Hof noch nicht verspielt. Doch dann fällt dem Coach die Kinnlade in den Bach. Hier und da noch ein bisschen Gitarrenspiel, ja sogar Pyrotechnik findet Platz. Wundervoll!

Roman Wallat alias Menotti (rechts) und sein Partner Erik Neumann alias Pedro Pretticol beindrucken bei ihrer Lesung in Barsinghausen.
Roman Wallat alias Menotti (rechts) und sein Partner Erik Neumann alias Pedro Pretticol beindrucken bei ihrer Lesung in Barsinghausen.

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