
Klar, Musik hilft gegen die Stille. Welche Art von Sounds bevorzugt werden, entscheidet freilich der Hörer selbst. Hier gibt’s vier recht unterschiedliche Tipps: Ein beachtliches Debüt sowie drei Veröffentlichungen von – sagen wir mal – sogenannten „alten Hasen“. Ein nettes Quartett…
Von Erk Bratke
Wincent Weiss / „Irgendwas gegen die Stille“ (Universal Music): „Da müsste Musik sein, überall wo du bist!“ Die 2016er Single „Musik sein“ hat sicherlich jeder schon irgendwo mal gehört, ohne dass man wusste, wer denn da überhaupt singt. Der Ohrwurm schuf sich in den Playlisten der Radiostationen, in allen möglichen Charts und damit in den Gehörgängen Platz. Es war Wincent Weiss‘ erste künstlerische Duftmarke. Der junge Mannes aus dem Schleswig-Holsteinischen Eutin avancierte quasi zum „Newcomer National“ in den deutschsprachigen Ländern.
Flugs wurde die aktuelle Single „Feuerwerk“ hinterher geschickt – nahezu ebenso erfolgreich. Nun liegt auch das Debütalbum dazu vor. „Der passende Soundtrack für die großen emotionalen Momente“ heißt es. 13 Songs, eine Dreiviertelstunde mit Geschichten und Momentaufnahmen aus dem Leben um Liebe, Hoffnung, Verlust, Vertrauen und so weiter. Hits? Klar doch, jede Menge.
Als Support-Act von Künstlern wie Andreas Bourani, Unheilig und Max Giesinger kam der nötige Anschub für die Karriere. Die erste eigene Tour im vergangenen Dezember wurde mit „sold out“ verbucht. Es ist durchaus denkbar, dass sich Wincent Weiss seinen berechtigten Platz im Plenarsaal der Fraktion „Bendzko-Clueso-Poisel-Herre-Forster“ und all den anderen sichert. Die Worte in den schönen, bunten Bildern eingerahmt in eingängigen Melodien und untermalt mit teilweise bombastischen Arrangements sind eben derzeit absolut angesagt.
Hier gibt’s die Hörprobe:
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Texas / „Jump On Board“ (BMG): Upps, ist das Disco? Nun gut, die schottische Band mit dem US-amerikanischen Namen war schon immer von der genannten Stilrichtung plus Northern Soul und folglich von Künstlern wie den Bee Gees oder Orange Juice beeinflusst. Also warum nicht eine Rückbesinnung in modernerem Gewand?! Pop-Enthusiasten (auch Elektro-Liebhaber) wird’s freuen.
Für ihr mittlerweile neuntes Studioalbum hat sich die Formation um Sängerin Sharleen Spiteri im bandeigenen Studio in Glasgow bereits im Frühjahr 2016 versammelt. Alle neuen Songs (zehn mit einer Spieldauer von rund 37 Minuten) wurden selbst geschrieben und auch selbst produziert. Dabei machen vor allem Spiteri und Bandkollege Johnny McElhone einen erstklassigen Job. „Die Stimmung war ausgelassen, fröhlich und deshalb klingt das Album frei und wie ein Teil unserer gemeinschaftlichen Seele“, sagt die Frontfrau.
Vieles klingt wie in den Anfangstagen der Band, die auf eine fast 30-jährige Karriere mit über 40 Millionen verkaufter Alben zurückblicken kann. Musikalisch wolle man Zuversicht und Freude ins Leben der Menschen bringen. Eine Reise, zu der die Hörer herzlichst eingeladen seien, so Spiteri. Dass dabei eine gehörige Portion Hit-Potenzial herausgekommen ist, versteht sich von selbst. Anspieltipps: „Tell That Girl“, „Won’t Let You Down“ und „Midnight“.
Und hier die Hörprobe:
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ATB / „neXt“ (Kontor Records / Edel Music): Jede Wette, die Dance-Songs von Andre Tanneberger alias ATB sind uns allen schon mal um die Ohren geflogen. Ob man nun will oder nicht: Kaum ein Urlaubsort, die dortige Strandbar oder örtliche Radiostation kommt ohne die ATB-Sounds aus – weltweit, versteht sich. Der Produzent, DJ und Songschreiber blickt mittlerweile auf 20 extrem erfolgreiche Jahre im internationalen Musikgeschäft zurück.
ATB hat es geschafft, und zwar von Beginn an. Seine steile Karriere begann Mitte der 1990er Jahre. Gleich seine erste Single „9 PM (Till I Come)“ schoss direkt auf Platz 1 der britischen Charts und in die Top 10 weiterer Länder rund um den Globus. Tanneberger ist einer der wenigen aus Deutschland stammenden Club-Musikern, die im Ausland als Superstars gelten – von Australien über Asien, Mexiko, Polen und Ungarn bis nach Russland und vor allem in den USA, wo er bereits 2001 bei seiner ersten Tournee abräumte.
Seit seinem Durchbruch hat ATB neun Alben veröffentlicht, darunter fünf Doppelalben. Auch sein aktuelles Werk (der Titel mit dem römischen „X“ verweist auf die zehnte VÖ) umfasst zwei Silberlinge. ATB erklärt: „Ich habe einen breitgefächerten Musikgeschmack. Wenn ich ein Album aufnehme, dann soll es auch die ganze Bandbreite meines Interesses an elektronischer Clubmusik abdecken – von energiegeladenen, pumpenden Tracks bis hin zu chilligen Ambient-Nummern. Und das lässt sich nicht auf nur einer CD pressen.“ Folgerichtig sind auch die beiden neuen Disc aufgeteilt. Insgesamt sind es die typischen elektronischen Sounds mit abwechselnden und immer neuen (starken) Stimmen.
Hier geht’s zum Mini-Mix:
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The Cranberries / „Something Else“ (BMG Rights / Warner): Ihre größten Hits und drei neue Songs im orchestralen Gewand sowie eine Europatournee im Mai – das ist die Botschaft, die der aktuellen Veröffentlichung der irischen Band vorausgeht. Damit ist eigentlich schon alles gesagt, oder?
Die Idee zu diesem Projekt entstand bereits am Silvesterabend 2014. Damals wurde Limerick zur ersten Kulturstadt Irlands gekürt und die berühmteste Tochter der Stadt wurde um eine besonderes Konzert gebeten: Dolores O’Riordon sang in der Stadthalle vier Songs mit Unterstützung des Irish Chamber Ouartetts. „Es war eine wunderschöne Nacht“, sagte die Sängerin der Cranberries später und erinnerte sich gleichzeitig daran, dass ein sehr wichtiger Geburtstag bevorstand: das 25-jährige Bandjubiläum im Jahr 2015.
Nun liegt also das Ergebnis vor: die großen Hits aus den Neunzigern im orchestralen Gewand. Zweifellos geht es dabei ruhiger zu, aber schön. Über allem steht die Vokalakrobatik der Frontfrau. Die wechselhafte Stimme von zart und zerbrechlich bis stark und röhrend ist nach wie vor vorhanden. So gelingt beispielsweise der Kulthit „Zombie“ auch auf diesem Weg erstklassig. Neben vielen weiteren Charterfolgen liefert die Band mit „The Glory“, „Rupture“ und der aktuellen Single „Why?“ drei neue Songs. Im Mai soll es auf Tour gehen. Das Konzert im Berliner Admiralspalast am 2. Mai ist bereits ausverkauft.
Hier gibt es „The Glory“:
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