Kasalla: Daumen hoch für die Jungs „Us der Stadt met K“

Bielefeld. „Wir dürfen in Bielefeld spielen – wie krass ist das denn?!“ Kuriose Aussage, denn der Kölner an sich ist ja eher nicht mit derartiger Bescheidenheit gesegnet. Doch Basti Campmann nimmt man sein frohlockendes Statement ab. Der Sänger der kölschen Mundart-Rocker mit dem Namen „Kasalla“ freut sich tatsächlich diebisch, dass er und seine vier Mitstreiter nun auch außerhalb der „alten Stadt am Fluss“ abgefeiert werden. Dokumentieren lässt sich dies unter anderen beim umjubelten Auftritt im gut besuchten Ringlokschuppen.

Von Erk Bratke

Der Sänger: Bastian Campann.
Der Sänger: Bastian Campann.

Nach Gastspielen in Metropolen wie München, Stuttgart oder Frankfurt war der Kasalla-Nightliner (kurioserweise mit einem Mönchengladbacher Kennzeichen) nun also in Bielefeld angekommen. Muss ganz schön stressig sein für die fünf Jungs. Wenn man so weit nördlich der heiß geliebten Heimatstadt ist, kann es schon mal passieren, dass die Orientierung verloren geht. Flo Peil, dem Gitarristen, passiert dies bei einer Ansage: „Schön hier bei euch in Osnabrück.“ Das Gelächter im Auditorium ist groß. Die Ortsverwechslung nimmt man Flo nicht krumm. Wie auch, sind ja schließlich nicht nur Bielefelder im Saal, wie an den Autokennzeichen auf dem Parkplatz zu sehen ist.

Dadurch wird eins schon mal sonnenklar: Kasallas Partyrock ist nicht nur was für den Karneval und hat sich längst auch außerhalb der lebenslustigen Rheinmetropole herumgesprochen. Dazu passt die anfängliche Songauswahl trefflich: „Kumm mer lääve“ (sehr lebhaft sogar) und„Immer en Bewäjung“ (sind sie, sogar bundesweit), aber ohne dabei zu vergessen „Home es, wo der Dom es“ (klar, wo denn sonst).

Der Pianist: Ena Schwiers.
Der Pianist: Ena Schwiers.

Doch nicht immer läuft alles reibungslos. „Am dritten Morgen, auf dem Weg von München nach Stuttgart, wurden wir plötzlich unsanft durch Rufe und starken Dieselgeruch geweckt“, berichtet Pianist Ena Schwiers. Ein Crewmitglied rief: „Leute, es brennt! Schnell alle aufstehen, anziehen und raus aus dem Bus.“ Minuten später standen dann die fünf Musiker samt Crew schlaftrunken und in gelben Warnwesten auf dem Standstreifen. Der Bus rauchte stark aus dem Motorraum am Heck, brannte aber zum Glück nicht. Die Reisegruppe frühstückte nach einem kleinen Fußmarsch auf einem Rastplatz, während ein herbeigerufener Service-Techniker den Bus in zwei Stunden wieder flott machte. Die Fahrt konnte weitergehen und das Konzert am Abend planmäßig stattfinden. Tourleben eben.

Der Gitarrist: Flo Peil.
Der Gitarrist: Flo Peil.

Mehrere Städte sind schon im Vorfeld ausverkauft – wo die Jungs hinkommen, sind die Hallen voll. „Für uns geht ein Traum in Erfüllung“, freut sich Gitarrist Flo, „weil wir ja alle schon vor Kasalla ein paar Jahre Musik gemacht und oft vor sehr wenigen Leuten gespielt haben. Dass wir jetzt mit kölschen Texten in München oder Stuttgart ausverkauft sind, ist ein großes Geschenk.“ Und Basti erzählt in Bielefeld voller Stolz, aber auch mit einem Augenzwinkern: „Fünf Jahre sind wir nun alt, eigentlich ein Kindergeburtstag. Wir können uns noch genau dran erinnern, als wir unsere ersten Konzerte in Köln vor weniger als 100 Leuten gespielt haben – und die hatten wir meist überredet, zum Zuhören zu kommen.“ So ähnlich muss es vor langer, langer Zeit auch mal bei BAP oder den Höhnern angefangen haben.

Frontmann Basti macht seine Ansagen zwischen den „leedern“ in Hochdeutsch – anders als der Niedecken oder der Krautmacher. Aus Respekt? Keine Ahnung. Bei ihren Songs bleiben Kasalla jedenfalls komplett kölsch. Bei vielen Songs singt das Publikum – vor allem das weibliche – enorm textsicher mit. Altersmäßig sind die Zuschauer – besser gesagt die Feierbiester – bunt gemischt. Keineswegs ausschließlich Exilkölner; augenscheinlich gibt es überall in Deutschland auch zahlreiche, nicht in Köln geborene Fans der Domstadt und ihrer Musik. Und die freuen sich, wenn sie einmal nicht nach Köln reisen müssen, um in den Genuss der kölschen Kultur zu kommen. So soll einer der rund 900 Besucher des Frankfurter Konzerts bei Facebook gepostet haben: „Ihr habt heute Abend ein Stück Köln zu uns gebracht.Vielen Dank dafür. Bitte kommt bald wieder!“

„Alle Jläser huh“ – und die Hände auch. Zum Ende des Auftritts kommen sie, die Gassenhauer, die schon jede Prunksitzung überstanden haben. Sie sind die Band „Us der Stadt met K!“ und singen in ihrem geliebten Dialekt handgemachten Rock. Kasalla heißt im Kölschen übrigens Krawall – joah, den machen sie durchaus. Und logo, die Konfetti-Kanonen dürfen auch nicht fehlen.

Kasalla-Foto-4---Bassist
Der Bassist: Sebi Wagner.

Begonnen hatte alles im Sommer 2011. Sänger Bastian Campmann und Gitarrist Flo Peil – der bereits als erfolgreicher Songwriter für Künstler wie Roger Cicero und die Bläck Fööss gearbeitet hatte – starteten mit Rene Schwiers, Nils Plum und Sebi Wagner unter dem Motto „Alles kann – Kölsch muss“ zu einer gemeinsamen musikalischen Reise. Nur vier Monate nach dem ersten Konzert wird im Januar 2012 mit „Et jitt Kasalla“ die erste Platte veröffentlicht. Im November 2012 erscheint mit „Immer en Bewäjung“ das zweite Album innerhalb von knapp zehn Monaten. Wie schon auf dem Erstling toben sich Kasalla auch bei ihrem „zweiten Mal“ ohne Rücksicht auf Stilgrenzen aus. Im Mai 2014 ging am Kölner Tanzbrunnen das erste eigene Open-Air-Konzert der Band mit 12.500 Besuchern über die Bühne, natürlich: „Ausverkauft“. Als erste kölschsprachige Band war der sympathische Fünfer zu Gast in Deutschlands erfolgreichster Late-Night-Musikshow „Inas Nacht“. Mit einer bandtypischen Hymne bestätigen sie, dass sie „Immer noch do“ sind. 2014 erhielten sie auch den Musikautorenpreis der GEMA. Ihr aktuelles Album „Us der Stadt met K“ erreichte Platz 12 der deutschen Charts.

Der Schlagzeuger: Nils Plum. Fotos: Bratke
Der Schlagzeuger: Nils Plum. Fotos: Bratke

Das nächste Highlight für 2016 steht schon fest: Am 10. September feiert die Band ihren 5. Geburtstag in Deutschlands größter Multifunktionshalle, der Kölner Lanxess Arena. Gut, dass wir jetzt schon mal in Bielefeld waren. Wie angekündigt hielten Kasalla Wort: Serviert wurde „Rock’n’Roll un Ufftata“. Klarer Fall von „Daumen hoch!“