Bürgermeister Henning Schünhof setzt ein Zeichen für die Jugend und den Umweltschutz

Der frischgebackene Verwaltungschef erlebt den Wahlabend Corona-konform per Videokonferenz mit seinen Parteigenossen

Für Barsinghausens neuen Bürgermeister Henning Schünhof (links) startet der Wahlsonntag am Volkstrauertag zusammen mit Ralf Buch mit der Kranzniederlegung an der Thomaskirche in Hohenbostel. Foto: FFW Hohenbostel
Für Barsinghausens neuen Bürgermeister Henning Schünhof (links) startet der Wahlsonntag am Volkstrauertag zusammen mit Ralf Buch mit der Kranzniederlegung an der Thomaskirche in Hohenbostel. Foto: FFW Hohenbostel

Barsinghausen. Den Volkstrauertag 2020 wird Henning Schünhof sein Leben lang nicht mehr vergessen. Grund zum Trauern gibt es dabei für ihn nicht, denn er hat, wie er sagt, „die Chance meines Lebens“ genutzt. In der Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters von Barsinghausen holt er nicht nur den Rückstand aus dem ersten Wahlgang am 01.11.2020 auf, sondern er lässt den CDU-Mitbewerber Dr. Roland Zieseniß deutlich hinter sich.

Die Freude bei den Genossen ist groß

Der deutliche Wahlsieg ist nicht nur für den Kandidaten Henning Schünhof ein riesiger Erfolg. Nach langen Jahren der Abstinenz stellen die Barsinghäuser Sozialdemokraten jetzt wieder den Bürgermeister im Rathaus. „Die Freude war gestern Abend groß“, sagt Henning Schünhof. Da die Corona-Pandemie eine zünftige Wahlparty nicht zulässt, verlagert sich der Wahlabend ins Internet. „Wir haben online einen Video-Talk geführt, insgesamt waren wir rund 25 Personen“. Gespannt verfolgen alle Teilnehmer die Wahlergebnisse, die ab 18 Uhr nach und nach eintrudeln. Als sich das Ergebnis zugunsten von Henning Schünhof manifestiert, knallen virtuell die Sektkorken.

Nach der Pflicht kommt die Kür

Begonnen hat der Volkstrauertag 2020 für Henning Schünhof wie schon so oft in den Jahren zuvor. Der Winninghäuser Ortsbrandmeister tritt zusammen mit seinem Kameraden Ralf Buch zur traditionellen Kranzniederlegung an der Thomaskirche in Hohenbostel an. Pandemiebedingt spricht Pastorin Pankratz-Lehnhoff vor einer kleinen Runde ohne öffentliche Gäste ihre mahnenden Worte gegen Krieg und Gewalt. Mittags steht der Gang an die Wahlurne an, den Henning Schünhof zusammen mit seiner Frau Melanie und den beiden Söhnen erledigt.

Raus aus der Uniform, rein in den Sonntagsanzug: Henning Schünhof bei der Stimmabgabe mit seiner Ehefrau Melanie. Die ist wenige Stunden später Barsinghausens First Lady, denn ihr Mann übernimmt den Chefsessel im Rathaus. Foto: Privat
Raus aus der Uniform, rein in den Sonntagsanzug: Henning Schünhof bei der Stimmabgabe mit seiner Ehefrau Melanie. Die ist wenige Stunden später Barsinghausens First Lady, denn ihr Mann übernimmt den Chefsessel im Rathaus. Foto: Privat

Was sagt die Familie zum neuen Job?

Die Arbeit als hauptamtlicher Bürgermeister einer Stadt wie Barsinghausen erfordert eine Menge Zeit und hohen persönlichen Einsatz. Bisher hat Henning Schünhof seine freie Zeit in eine Vielzahl an Ehrenämtern gesteckt. Stellt sich die Frage, ob die Familie in Zukunft nicht zu kurz kommen könnte. „Nein, das wird sie nicht“, sagt Henning Schünhof. Er werde sich demnächst von einigen Ehrenämtern verabschieden müssen. „Es wird sich einiges verschieben, denn noch mehr Zeit investieren als bisher geht schon bald gar nicht mehr“, scherzt Schünhof. Auch für ihn hat der Tag nur 24 Stunden. „Wenn ich vorher gar nichts gemacht hätte, wäre das für meine Familie sicherlich ein harter Einschnitt, aber so war es ja nicht“, ergänzt Schünhof. „Meine Familie steht hinter mir“, stellt er fest.

„Das war die Chance meines Lebens“

Auch sein bisheriger Arbeitgeber zeigt Verständnis für die Ambitionen des leitenden Mitarbeiters. „Ich habe meinen Arbeitgeber schon sehr früh in meine Entscheidung einbezogen, noch bevor ich meiner Partei mitgeteilt habe, dass ich für eine Kandidatur zur Verfügung stehe“, so Schünhof. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge habe die Firmenleitung seine Entscheidung akzeptiert, ihn gleichwohl nach Kräften unterstützt. So wurde es ihm ermöglicht, in den letzten Wochen, der „heißen Phase“ des im Vergleich zu amerikanischen Verhältnissen äußerst zivilisierten Wahlkampfes, lediglich stundenweise im Betrieb anwesend sein zu müssen. „Am Wahlabend gehörte mein Geschäftsführer zu den ersten Gratulanten“, berichtet Schünhof im Gespräch mit dem Deister Journal. Die neue Aufgabe als 1. Bürgermeister Barsinghausens bezeichnet Henning Schünhof als Chance, die man nur einmal im Leben bekommt. „Und die habe ich wahrgenommen“.

Welche Schwerpunkte setzt der neue Bürgermeister?

Die Antwort auf diese Frage fällt Henning Schünhof nicht leicht. Schließlich gibt es viele „Baustellen“ in Barsinghausen, die bearbeitet werden müssen. Und dennoch: „Das Schulthema liegt mir sehr am Herzen. Die Schulen in Barsinghausen sind Heimstätte für die Schülerinnen und Schüler und Arbeitsstätte für die vielen Beschäftigten, die Lehrerinnen und Lehrer. Unsere Schulen sollten auf ein Niveau gehoben werden, wie es dem Jahr 2020 entspricht. Sei es durch die Neubauprojekte, die wir vor der Brust haben, oder durch die anstehenden Sanierungen von Bestandsgebäuden. Nicht zu vergessen die Digitalisierung, die wir voranbringen müssen. Was die Kitas anbelangt, da sind wir ganz einfach vom Handlungsdruck her aufgefordert, etwas zu machen. Diese Dinge müssen einfach jetzt angegangen beziehungsweise zu Ende gebracht werden.
Was bei mir persönlich in den letzten Jahren in den Fokus gerückt ist, das ist der Bereich Umwelt und Ökologie. Wo ich vor zehn Jahren vielleicht noch eine andere Meinung hatte, hat sich die jetzt in den vergangenen Jahren doch deutlich geändert. Alles, was in den Bereich geht, sei es das Thema Elektromobilität oder das Anlegen von Blühstreifen und Hecken in den Feldern und Fluren, sei es die Solarenergie, die wir noch deutlich ausbauen können – das sind tatsächlich Dinge, die mir persönlich wichtig sind.

Unterstützung für die Wirtschaft in Zeiten von Corona

Manche Themen kann man selbst setzen, andere setzen sich einem einfach vor die Nase. Gut, wenn man dann einen Mund-Nase-Schutz trägt. Auch in Barsinghausen leiden viele Unternehmerinnen und Unternehmer unter den Folgen der Einschränkungen, die durch die Pandemie hervorgerufen wurden. Als Bürgermeister will Henning Schünhof mit möglichst vielen Betroffenen das Gespräch suchen. „Wir müssen genau erfahren, wo der Schuh drückt, dann werden wir überlegen, ob und wie wir helfen können“, ermuntert Schünhof die Gewerbetreibenden zur Kontaktaufnahme. Bereits im März, beim ersten Lockdown, habe er als Kandidat im Wahlkampf zusammen mit der Landtagsabgeordneten Claudia Schüßler erste Gespräche geführt, unter anderem mit Mitgliedern des Wirtschaftsvereins Unser Barsinghausen. „Ich werde auf jeden Fall weiterhin den Kontakt zu den Gewerbetreibenden suchen“, verspricht Henning Schünhof.

Möchte Henning Schünhof den Leserinnen und Lesern des Deister Journals zum Abschluss dieses Gesprächs noch etwas Persönliches sagen? „Auf jeden Fall. Ich danke allen Wählerinnen und Wählern, die mir ihre Stimme und damit ihr Vertrauen gegeben haben. Ich hoffe, dass ich alle, die mich nicht gewählt haben, durch meine Arbeit überzeugen kann. Und ich hoffe und wünsche mir, dass wir alle hier in Barsinghausen durch diese schwierige Zeit gemeinsam gut durchkommen und dass möglichst alle gesund bleiben“.