Covid-19: Auf dem Messegelände entsteht ein Behelfskrankenhaus

Covid-19: Mit Unterstützung der Bundeswehr wird auf dem Messegelände Hannover ein Behelfskrankenhaus eingerichtet. Foto: Google Earth
Covid-19: Mit Unterstützung der Bundeswehr wird auf dem Messegelände Hannover ein Behelfskrankenhaus eingerichtet. Foto: Google Earth

Region Hannover. In den kommenden Tagen entsteht auf dem Messegelände ein Behelfskrankenhaus, um dort Patienten zu behandeln, die sich mit Covid-19 infiziert haben und aufgrund ihres Krankheitsverlaufs nicht mehr zu Hause betreut werden können. Allerdings ist das Behelfskrankenhaus nicht für Patienten vorgesehen, die eine Behandlung auf der Intensivstation benötigen. Am Freitag, 27. März 2020, wollen die Beteiligten vor Ort über das Vorhaben informieren. Mit dabei sind Ministerpräsident Stephan Weil, Regionspräsident Hauke Jagau (über Video), Prof. Dr. Axel Haverich (Medizinische Hochschule Hannover), Barbara Schulte (Mitglied der Geschäftsführung des Klinikums Region Hannover), Dr. Jochen Köckler (Vorstandvorsitzender der Deutschen Messe AG), Kapitän zur See Berend Burwitz (Kommandeur des Landeskommandos Niedersachsen), Dr. Martin Memming (Koordinator der Planungsphase im medizinischen Bereich für die Region Hannover) sowie Alfred Blume (Leiter der Technischen Einsatzleitung der Region Hannover).

Bauminister Olaf Lies: Errichtung von Behelfskrankenhäusern wird erleichtert

Niedersachsens Bauminister Olaf Lies wird baurechtliche und bürokratische Hemmnisse aus dem Weg räumen, sollten Kommunen den Bau von Behelfskrankenhäusern im Zuge der Corona-Krise ins Auge fassen. Hintergrund ist die Bitte der Landeshauptstadt Hannover, die Nutzung der Messehallen 19 und 20 als Behelfskrankenhaus zu unterstützen. Durchgeführt werden die Maßnahmen von der Deutschen Messe AG in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr. „Wir haben der Stadt bereits mitgeteilt, dass wir dieses Vorhaben nachdrücklich unterstützen“, erklärte Bauminister Lies am heutigen Donnerstag. „Wir werden einen Erlass herauszugeben, mit dem wir der Stadt Hannover grünes Licht geben. Derzeit wird für die Umwandlung der Messehallen ein Brandschutzkonzept erstellt.“

Duldungserlass auch für Kurzzeitpflege

Lies kündigte zudem einen Runderlass an alle unteren Bauaufsichtsbehörden in Niedersachsen an, mit dem das Ministerium den Kommunen „Rückendeckung mit entsprechenden Duldungen“ geben werde. Notwendige Genehmigungen könnten dann nachträglich eingeholt werden. „Eine entsprechende Regelung in Form von Duldungserlassen ist auch für Kurzzeitpflegeeinrichtungen geplant“, ergänzte der Bauminister.

Dr. Carola Reimann: „Kapazitäten werden deutlich erhöht“

Auch Gesundheitsministerin Dr. Carola Reimann hat am Donnerstag, 26.03.2020, über die Maßnahmen der Landesregierung zur Steigerung der Kapazitäten im Krankenhaussektor informiert. Mit Blick auf die Bilder und Nachrichten aus Italien und Spanien der letzten Tage erklärt Ministerin Reimann: „In Niedersachsen ist die Lage eine andere. Wir haben derzeit freie Kapazitäten in unseren Krankenhäusern. Und wir arbeiten mit Hochdruck daran, diese vorhandenen Kapazitäten noch deutlich auszubauen. Wir verfolgen dabei eine sehr klare Strategie: Wir wollen die niedersächsischen Krankenhäuser so weit wie möglich leeren und dadurch Behandlungsreserven schaffen. Das klingt möglicherweise banal, ist aber eine Aufgabe von historischem Ausmaß.“

Dies sei insbesondere auf die Logik des Krankenhaussystems im Normalbetrieb zurückzuführen, erklärt die Gesundheitsministerin: „Das gesamte Gesundheitssystem in Deutschland und insbesondere das Krankenhaussystem ist auf eine maximale Auslastung der Häuser getrimmt. Ein leeres Bett ist für ein Krankenhaus also grundsätzlich ein schlechtes Bett, weil es Einnahmeeinbußen bedeutet. Angesichts der Corona-Epidemie brauchen wir aber leere Betten. Wir brauchen sie, weil wir davon ausgehen müssen, dass in den nächsten Wochen deutlich mehr Patientinnen und Patienten mit Covid-19 behandelt werden müssen.“

Rehakliniken als Krankenhäuser

Aus diesem Grund nutze die Landesregierung alle zur Verfügung stehenden Mittel zum Aufbau weiterer Kapazitäten: „Die Landesregierung hat sich im Bund erfolgreich dafür eingesetzt, dass die Rehakliniken in Niedersachsen durch das Krankenhausentlastungsgesetz als Krankenhäuser genutzt und finanziert werden können. Kurzfristig können wir damit nach unseren Berechnungen zusätzlich mehr als 1.200 zusätzliche Betten in Niedersachsen schaffen“, so Ministerin Reimann. Hier habe Deutschland mit seinem engmaschigen Netz an Rehakliniken einen großen Vorteil gegenüber anderen Staaten. „Allein in Niedersachsen gibt es 77 solcher Kliniken. Inwieweit diese im Einzelfall für die Nutzung als Krankenhäuser geeignet sind, wird in enger Absprache mit unseren Expertinnen und Experten vor Ort entschieden.“

Ziel sei es, dass diese Ersatzkrankenhäuser leichter erkrankte Personen aus anderen Krankenhäusern übernehmen, um dort Kapazitäten für die Covid-Behandlung zu schaffen. Andernorts könnten auch in Behelfskrankenhäusern leichter erkrankte Covid-19 Patienten behandelt werden. Gesundheitsministerin Reimann: „Entsprechende Planungen unterstützt das Land beispielsweise in der Region Hannover.

Zwei weitere Todesfälle in der Region Hannover

Derzeit sind die Krankenhäuser in der Region Hannover von 91 Patienten belegt, die nachweislich oder mutmaßlich mit Corona infiziert sind. 15 befinden sich davon auf der Intensivstation. Wie das Gesundheitsamt der Region Hannover mitteilt, sind in der Region am Mittwoch, 25. März 2020, zwei weitere Menschen an den Folgen einer Infektion mit dem Virus Covid-19 gestorben. Es handelt sich um eine 86-jährige Frau und einen 89-jährigen Mann. Beide verstarben in Kliniken in der Region Hannover.

Regionspräsident hat keine Infektion mit Covid-19

Nach dem Kontakt mit dem mit Covid-19 infizierten Oberbürgermeister Belit Onay hatte sich der Regionspräsident Hauke Jagau am Mittwoch, 25. März 2020, vorsorglich in Quarantäne begeben und einen Abstrich machen lassen. Nun liegt das Ergebnis vor: Der Test ist negativ. Das Gesundheitsamt hatte den Kontakt mit Onay lediglich als Kontakt zweiten Grades eingestuft mit geringem Infektionsrisiko. Ein hohes Infektionsrisiko besteht nach Einschätzung des RKI, wenn zwei Personen mindestens 15 Minuten lang direkten Gesprächskontakt von Angesicht zu Angesicht haben, ohne dass dabei der Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern gewahrt wird. Ein weiteres Kriterium ist, ob Begegnungen in geschlossenen Räumen oder im Freien stattgefunden haben. Jagau arbeitet zunächst weiter im Homeoffice.

Die Region Hannover hat mit Stand von Donnerstag, 26.03.2020, 17 Uhr, insgesamt 588 Menschen registriert, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Zum gegenwärtigen Stand sind zu rund 52 Prozent Männer betroffen, zu rund 48 Prozent Frauen.

Verteilung nach Alter

  • Bis 14 Jahre: 19 Fälle
  • 15 bis 34 Jahre: 169 Fälle
  • 35 bis 49 Jahre: 169 Fälle
  • 50 bis 59 Jahre: 137 Fälle
  • Über 60 Jahre: 104 Fälle

Verteilung nach Kommunen

  • Barsinghausen: 14 Fälle
  • Burgdorf: 10 Fälle
  • Burgwedel: 25 Fälle
  • Garbsen: 20 Fälle
  • Gehrden: 2 Fälle
  • Hemmingen: 19 Fälle
  • Isernhagen: 19 Fälle
  • Laatzen: 12 Fälle
  • Landeshauptstadt Hannover: 326 Fälle
  • Langenhagen: 26 Fälle
  • Lehrte: 11 Fälle
  • Neustadt: 7 Fälle
  • Pattensen: 11 Fälle
  • Ronnenberg: 16 Fälle
  • Seelze: 18 Fälle
  • Sehnde: 7 Fälle
  • Springe: 12 Fälle
  • Uetze: 15 Fälle
  • Wedemark: 10 Fälle
  • Wennigsen: 10 Fälle
  • Wunstorf: 9 Fälle

Beratungsangebot für Schwangere

Die derzeitige Corona-Krise und das damit verbundene Kontaktverbot sorgen derzeit für viel Unsicherheit in der Bevölkerung. Vor allem für schwangere Frauen, denen sich ohnehin viele Fragen stellen, ist dies keine einfache Zeit. Gut zu wissen, dass die Hebammenzentrale und viele Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen in der Region Hannover weiterhin für Fragen bereit stehen. Telefonisch, per Videotelefonie oder mit Online-Beratungsangeboten stehen alle auf der Internetseite der Region Hannover gelisteten Angebote weiterhin zur Verfügung. Pro Familia bietet derzeit als einzige Anlaufstelle noch – nach telefonischer Absprache – einen direkten Gesprächskontakt an.

Petra Mundt, Gleichstellungsbeauftragte der Region Hannover: „Selbstverständlich ist es wichtig, dass sich auch Beratungsstellen schützen. Dennoch darf die Schwangerschaftskonfliktberatung auch in der derzeitigen schwierigen Lage nicht vergessen werden. Umso besser, dass unsere Beratungsstellen auf alle Mittel der Kommunikation setzen.“ Alle Angebote zur Schwangerschaftskonfliktberatung finden man auf www.hannover.de unter dem Stichwort: „Schwangerschaft“.

Neue zentrale Hotline der Landesregierung

Eine neue zentrale Hotline der Landesregierung steht ab heute zur Verfügung. Innenminister Boris Pistorius: „Wir wollen dem enormen Informationsbedarf der Menschen in unserem Land gut, verständlich und transparent gerecht werden“

Die Niedersächsische Landesregierung stellt für Fragen der Bürgerinnen und Bürger ab sofort von montags bis freitags von 8 Uhr bis 22 Uhr eine neue, zentrale Hotline zur Verfügung. Die Hotline ist unter der folgenden Telefonnummer erreichbar: +49 (0)5111206000

Diese vom Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport für die Landesregierung geschaltete neue Hotline soll allgemeine, direkt verfügbare Informationen zu Covid-19 und seinen Folgen unmittelbar geben, ansonsten aber der Vermittlung zu anderen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern aus verschieden Bereichen der Landesregierung dienen.

Pistorius: Fake-News gegensteuern

Der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, sagt dazu: „Die Niedersächsische Landesregierung will dem enormen Informationsbedarf der Menschen in unserem Land gut, verständlich und transparent gerecht werden. Unser oberstes Ziel ist es, seriös zu informieren sowie Verunsicherungen und der Verbreitung von Fake-News entgegenzuwirken. Wer auf der zentralen Hotline anruft, erhält Informationen rund um das Coronavirus. Erläutert werden beispielsweise die Maßnahmen zur Umsetzung des Infektionsschutzes und aktuelle Entwicklung rund um die Corona-Pandemie.“ Bei spezifischen Fragestellungen wird an passende Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner innerhalb der Landesregierung vermittelt.

Die Landesregierung hat bereits am 26. Februar 2020 eine zentrale Internetseite mit umfassenden Informationen und zahlreichen FAQs eingerichtet. Diese Seite enthält sowohl allgemeine Informationen für alle Bürgerinnen und Bürger, aber auch spezifische Hinweise für Eltern und Kinder, für Beschäftigte und Unternehmen, für Rettungsdienste und Krankenhäuser sowie einige weitere Gruppierungen. Abzurufen ist sie unter: https://www.niedersachsen.de/Coronavirus

Zu diesen Themen sind spezifische Hotlines zu den Folgen des Coronavirus geschaltet:

  • Gesundheit: +49 (0) 511 4505 555 (Mo. – Fr. 9 – 18 Uhr)
  • Land- und Ernährungswirtschaft: +49 (0) 511 120 2000 (Mo. – Fr. 9 – 17 Uhr)
  • Wirtschaft und Arbeit: +49 (0) 511 120 5757 (Mo. – Fr. 8 – 20 Uhr)

Darüber hinaus haben die Ministerien weiterführende Informationen auf den jeweiligen Internetauftritten zur Verfügung gestellt.